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DROGEN/352: "Brennende Herausforderungen in der Drogenpolitik" (Uni Frankfurt)


Goethe-Universität Frankfurt - 6. Juni 20156

"Brennende Herausforderungen in der Drogenpolitik"

3. Alternativer Drogen- und Suchtbericht unter Beteiligung des Centre for Drug Research an der Goethe-Universität erschienen.


FRANKFURT. "Perspektiven zukunftsweisender Drogenpolitik" sollen im 3. Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2016 aufgezeigt werden. Die Bundesregierung und ihre Drogenbeauftragte Marlene Mortler, so die Herausgeber in ihrem Vorwort, gäben auf die brennenden Herausforderungen in der Drogenpolitik keine zufriedenstellenden Antworten. Beklagt wird unter anderem die steigende Zahl an Drogentoten, eine wirkungslose bis kontraproduktive Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten und ein anhaltend hoher Konsum der "Volksdrogen" Tabak und Alkohol. Am Bericht beteiligt ist Dr. Bernd Werse vom Centre for Drug Research (CDR) an der Goethe-Universität.

Volksdrogen außer Kontrolle: Deutschland ist bei den legalen Drogen Tabak und Alkohol ein Hochkonsumland. Obwohl regelmäßiger und intensiver Konsum der beiden Volksdrogen drastische gesundheitliche und soziale Risiken berge, werde vonseiten der Bundesregierung noch zu wenig getan. Ein Werbeverbot von Tabak und Alkohol sei dringend vonnöten, ebenfalls eine höhere Besteuerung alkoholischer Getränke.

Obwohl sich international die Einsicht durchsetze, dass die Strafverfolgung von Cannabis-Konsumierenden nichts zur Lösung beitrage und ein anderer, menschenwürdigerer Umgang mit der Droge gesucht werde, nehme die Bundesregierung dies nicht zur Kenntnis. Immer mehr Fachleute würden aber davon ausgehen, dass eine gesetzlich kontrollierte Abgabe kommen werde.

Überfällig sei auch eine wissenschaftliche Evaluation des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG): Das Gesetz habe seit seiner Einführung den Anstieg beim Konsum verschiedener Drogen nicht verhindern können, daher müsse untersucht werden, wie es reformiert werden kann.

Bereits zum dritten Mal in Folge sei die Zahl der Drogentoten gestiegen, beklagen die Verfasser des Alternativen Drogen- und Suchberichtes. Mit relativ einfachen Mitteln ließe sich die Zahl senken, doch Maßnahmen wie Drogenkonsumräume oder die Vergabe von Notfallmedikamenten würden von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung offensichtlich nicht in Betracht gezogen.

Forderung nach einer sachgerechten Drogenpolitik: Die Verfasser des Berichts halten die drogenpolitische Arbeit der Bundesregierung für nicht ausreichend und fordern stattdessen: "Das Thema Drogen ist zu ernst, um es parteipolitischen Interessen und Instrumentalisierungen zu überlassen. Vielmehr brauchen wir in Deutschland eine kontinuierliche, verlässliche und rationale Drogenpolitik, die an Sachlichkeit, wissenschaftlicher Evidenz und systematisierten Erfahrungen ansetzen."

Der 3. Alternative Drogen- und Suchbericht 2016, herausgegeben von akzept e.V. (Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik), der Deutschen AIDS-Hilfe und dem JES Bundesverband, erschienen bei Pabst Science Publishers, umfasst 37 Beiträge von Expertinnen und Experten aus Sucht- und Drogenforschung, Hilfepraxis und Drogenpolitik; zusätzlich zu den großen drogenpolitischen Themen finden sich auch Beiträge aus ganz verschiedenen Bereichen wie Prävention, Therapie, Schadensminimierung und Recht.

Weitere Informationen:
Dr. Bernd Werse, Centre for Drug Research (CDR),
Goethe-Universität Frankfurt am Main,
werse@em.uni-frankfurt.de


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften."

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Quelle:
Goethe-Universität Frankfurt
Pressemitteilung vom 6. Juni 2016
Herausgeber: Die Präsidentin
Abteilung Marketing und Kommunikation,
60629 Frankfurt am Main
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Abteilungsleiter
Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main
Telefon (069) 798 - 13035, Telefax (069) 798 - 763 12531,
E-Mail kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2016

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