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BILDUNG/848: DIVI setzt sich für eine Zusatzweiterbildung "Interdisziplinäre Notaufnahme" ein (idw)


Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. - 24.07.2013

Statement der DIVI: Für die Einführung einer Zusatzweiterbildung "Interdisziplinäre Notaufnahme"



Berlin - Notaufnahmen sind die Aushängeschilder eines jeden Krankenhauses. Mehr als 45 Prozent aller stationären Patienten gelangen über die Notaufnahme in eine Klinik. Dort kommt es zum ersten Kontakt mit den Ärzten und nicht selten entscheiden Minuten über Leben oder Tod. Das derzeitige System der interdisziplinären Versorgung steht im internationalen Vergleich sehr gut dar. Zur weiteren Optimierung plädiert die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) für die Einführung einer Zusatzweiterbildung "Notaufnahme" für das dort eingesetzte ärztliche Personal, spricht sich aber gegen einen separaten Facharzt für Notfallmedizin aus.

Die Notaufnahmen der Krankenhäuser stellen dabei die Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung dar. Primäres Ziel ist eine patienten- und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung im jeweiligen Bundesland. "Eine gute Notaufnahme ist Aushängeschild einer jeden Klinik", sagt Professor Elke Muhl, Präsidentin bei der DIVI. "Sie sorgt für ein gutes Image und wird als verlässlicher Partner von der Bevölkerung wahrgenommen."

Derzeit gibt es Bestrebungen zur Einführung eines eigenen Facharzt Notfallmedizin. Dagegen spricht sich die DIVI aus, weil ein Allrounder, der von allen Fachbereichen "etwas" Ahnung hat, keine Verbesserung der Versorgequalität darstellt. Durch die von der DIVI geforderte Weiterbildung soll vielmehr der leitende Arzt qualifiziert werden, als Manager die eintreffenden Notfälle ähnlich dem Triagesystem unverzüglich an die zuständigen Fachabteilungen weiterzuleiten. Die dortigen Fachärzte sind wirklich in der Lage, kompetent zu diagnostizieren. Die Schwachstelle der Notaufnahmen liegt vor allem in der Zeitspanne, bis die Behandlung einsetzt. Diese gilt es, zu verkürzen.

Eine Stammmannschaft in Notaufnahmen wird aber auch von der DIVI ausdrücklich befürwortet. In Kombination mit Weiterbildungs- und Rotationsassistenten soll ein leistungsstarkes Team entstehen.

In den Notaufnahmen können derzeit alle verschiedenen Fachrichtungen des Hauses grundsätzlich zur Verfügung stehen. Zwingend sind die Fachgebiete Anästhesiologie, Chirurgie und Innere Medizin sowie in der Optimalversorgung zusätzlich noch die Bereiche Neurologie, Neurochirurgie und Pädiatrie. Im "Eckpunktepapier zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung" weisen alle wesentlichen in der deutschen Notfallmedizin eingebundenen Organisationen darauf hin, dass für die Schnittstelle Rettungsdienst/Klinik sich zentrale Notaufnahmen bewährt haben. "Die Schaffung eines neuen Facharztes Notfallmedizin kann strukturelle und organisatorische Schwächen in den Notaufnahmen nicht lösen.", sagt die Expertin Professor Muhl, die als Oberärztin in der Chirurgie am Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Lübeck tätig ist.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit vor Ort muss koordiniert werden, dass sieht auch die DIVI so. Eine Parallelvorhaltung aller Fächer ist heute jedoch nicht nur aus ökonomischen Gründen unrealistisch. In rein fachabteilungsspezifischen Notaufnahmen mit klar begrenztem Patientenspektrum kann z.B. der leitende Facharzt in der unfallchirurgischen Ambulanz mit seiner Expertise alles abdecken. In zentralen Notaufnahmen mit einer Vielzahl an Erkrankungen und Leitsymptomen wird aber der "breite" Blick benötigt. Deshalb soll in Zukunft die Zusammenarbeit von einem ärztlichen Leiter koordiniert werden, der durch die Zusatzweiterbildung "Interdisziplinäre Notaufnahme" qualifiziert ist.

Hinzu kommt, dass die Notaufnahme ein idealer Platz ist, an dem Weiterbildungsassistenten unter Supervision und Anleitung umfangreiche notfallmedizinische Kenntnisse erlangen können, um Patienten schnell und sicher zu helfen. "Ein Stammteam mit der von der DIVI vorgeschlagenen Zusatzweiterbildung kann zusammen mit der Expertise aller Fächer des Hauses auch die Weiterbildung in der Notaufnahme zukünftig besser sicher stellen.", sagt Professor Muhl.

Die DIVI fordert zwingend eine Mindestqualifikation im Sinne einer zweijährigen Zusatzweiterbildung für den leitenden Arzt jeder zentralen Notaufnahme sowie als Angebot für dauerhaft in der Notaufnahme tätiges ärztliches Personal. "Damit ließe sich die diagnostische und therapeutische Kompetenz noch einmal deutlich verbessern", sagt Professor André Gries, stellvertretender Sprecher der neugebildeten DIVI-Sektion "Interdisziplinäre Notaufnahme" und ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum Leipzig.


Ihre Ansprechpartnerin:
Larissa Vogt
Pressesprecherin
Luisenstraße 45
10117 Berlin
E-Mail: pressestelle@divi-org.de


Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.divi.de
Webseite der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin

http://www.divi2013.de
Webauftritt des 13. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin


DIVI weltweit einzigartig
Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften und Berufsverbänden: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.


Die Experten der DIVI:

Professor Elke Muhl ist Präsidentin der DIVI und Oberärztin in der Chirurgie am Universitätsklinikum Schleswig Holstein/Campus Lübeck.

Professor André Gries ist stellvertretender Sprecher der DIVI-Sektion "Interdisziplinäre Notaufnahme" und ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum Leipzig.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1527

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.
Larissa Vogt, 24.07.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2013