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BILDUNG/755: "Triathlon im OP" - Neue Wege bei der Ausbildung von Medizinern (idw)


Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - 19.12.2011

"Triathlon im OP" - Neue Wege bei der Ausbildung von Medizinern

Fellowship für Innovation in der Hochschullehre geht an zwei Mediziner der Universität Magdeburg


Mit Dr. Dörthe Küster und PD Dr. Christian Vorwerk sind zwei Mediziner der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) für ein innovatives Lehrkonzept vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit dem Fellowship "Innovationen in der Hochschullehre" der Joachim Herz Stiftung ausgezeichnet worden. Das Projekt der OVGU ist eines von 15 Lehrkonzepten, die als besonders innovativ bewertet und mit 50.000 Euro dotiert worden sind. Insgesamt gab es über 180 Einreichungen.

"Der Stifterverband hat zwei in der Lehre besonders engagierte und erfahrene Mitarbeiter ausgezeichnet. Ihr Projekt wird Handlungsfähigkeit und einfühlsame Patientenorientierung unserer Studierenden übend vertiefen. Es entwickelt das Ausbildungskonzept der Medizinischen Fakultät weiter", so der Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Bernt-Peter Robra.

Unter dem Projekttitel "Triathlon im OP und Du mittendrin! - Vom Symptom zur Therapie am eigenen Patienten" sollen Theorie und Praxis in der Ausbildung besser miteinander vernetzt werden. Medizinstudenten ab dem dritten Studienjahr werden während eines fächerübergreifenden Praktikums in den Operationsbetrieb und die Betreuung von Patienten eingebunden. Sie erwerben generelle Kompetenzen wie analytisches Denken, trainieren Anpassungsfähigkeit an neue Situationen und erwerben grundlegende Fertigkeiten im operativen Bereich.

Das ausgezeichnete Lehrprojekt setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen wird ein Operations-Praktikum mit einem strukturierten Ablaufplan Wissen und Basisfertigkeiten vermitteln. Zum anderen werden Studierende durch persönliche langfristige Betreuung eines onkologischen Patienten Grundprinzipien eines interdisziplinären Behandlungskonzeptes kennen lernen.

"Momentan sehen wir in der Ausbildung unserer Studierenden eine Lücke vor allem in der praktischen Ausbildung und in der Vermittlung sogenannter genereller ärztlicher Kompetenzen, wie beispielsweise Kommunikations-, Team- und Kooperationsfähigkeit, der Fähigkeit zur diagnostischen und therapeutischen Entscheidungsfindung und zur Entwicklung von Organisations- und Problemlösungsstrategien", begründet Dr. Dörthe Küster das Konzept. "Die Studierenden müssen lernen, bereits zu einem frühen Zeitpunkt mit konkreten Patienten, ihren Diagnosen und der Komplexität eines modernen Betreuungskonzeptes umzugehen."

Bloßes Auswendiglernen von reinem Fachwissen helfe im späteren Berufsalltag nicht weiter, um einen ernsthaft erkrankten Patienten umfassend zu betreuen, erläutert Dr. Christian Vorwerk. "Der Titel "Triathlon im OP und Du mittendrin! - Vom Symptom zur Therapie am eigenen Patienten" verweist darum auf die große Rolle von Interdisziplinarität in der Lehre. Kompetenzen wie Teamgeist, Durchhaltevermögen, Emotionalität sind wie beim Triathlon gefragt, wo es für eine Person gilt, verschiedenen Sportarten miteinander zu verbinden und erfolgreich abzuschließen, um das Ziel zu erreichen. Versagt eine Disziplin, ist der Gesamterfolg in Frage gestellt."

Das neue Lehrkonzept soll bereits im nächsten Semester umgesetzt werden. Begonnen wird damit, verschiedene operative Fächer mit ähnlichen Basisstrukturen zusammenzubringen, spezifische Lernziele innerhalb des operativen Umfeldes zu definieren, Evaluationsmöglichkeiten für die Kontrolle des Lernerfolgs zu benennen und die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, die es dem Studierenden unter Anleitung und integriert in den klinischen Alltag und in das Ärzte- und Pflegeteam ermöglichen, einen schwer erkrankten Menschen umfassend während der Diagnostik, Therapie und möglicher Rehabilitation persönlich über einen längeren Zeitraum zu betreuen.


Mehr Infos unter
http://www.stifterverband.info/wissenschaft_und_hochschule/lehre/fellowships/kuester/index.html

Ansprechpartner:
Dr. med. Dörthe Küster
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Pathologie der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg
E-Mail: doerthe.kuester@med.ovgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.stifterverband.info/wissenschaft_und_hochschule/lehre/fellowships/kuester/index.html


Zu den Personen
Dr. med. Dörthe Küster
ist Fachärztin für Pathologie und Leiterin der Abteilung Kinderpathologie am Institut für Pathologie der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und Innsbruck. Seit 2004 ist sie am Institut für Pathologie der Universität Magdeburg tätig, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, später als Oberärztin und Prosektorin.
Privatdozent Dr. med. habil. Christian Vorwerk
ist Facharzt für Augenheilkunde und Oberarzt an der Universitätsaugenklinik Magdeburg. Er studierte Humanmedizin in Magdeburg und Boston (USA). Von 1997 bis 1999 war er Postdoctoral Research Fellow am Scheie-Eye-Institute der University of Pennsylvania in Philadelphia (USA), bevor er an die Universitätsaugenklinik Magdeburg wechselte.

Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre
Die Baden-Württemberg Stiftung, die Joachim Herz Stiftung und der Stifterverband haben im Rahmen eines gemeinsamen Programms erstmals Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre vergeben. Insgesamt sind in der ersten Ausschreibungsrunde 181 Anträge eingereicht worden. Die Jury, der Fachvertreter, Hochschuldidaktiker und Studierende angehörten, hat am 29. November 2011 über die Bewerbungen beraten.
Die Fellowships sind mit 50.000 Euro dotiert. Diese Summe ist zweckgebunden für die Anschubfinanzierung des geplanten Entwicklungsvorhabens.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution116


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Katharina Vorwerk, 19.12.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2011