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SPORTMEDIZIN/253: Junge Athleten leiden immer häufiger unter Ermüdungsbrüchen (DGOU)


Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie - 18.10.2011

Nicht jede Therapie geeignet für Sportschäden bei Jugendlichen

Junge Athleten leiden immer häufiger unter Ermüdungsbrüchen


Berlin - Sportunfälle sind nach häuslichen Verletzungen die zweithäufigste Verletzungsursache in unserem Land. Mehr als fünf Prozent der sportlich aktiven Deutschen erleiden innerhalb eines Jahres eine Sportverletzung. Männer unter 30, die mehr als vier Stunden Sport pro Woche treiben, sind am meisten gefährdet. Im jugendlichen Alter verursacht in mehr als der Hälfte der Fälle Überlastung die Beschwerden: Orthopäden und Unfallchirurgen stellen allein 42 Prozent aller Stressfrakturen bei jungen Menschen zwischen 15 und 19 Jahren fest. Knorpelschäden beim Jugendlichen und beim jungen Erwachsenen beinhalten stets das Risiko eines frühzeitigen Gelenkverschleißes, müssen frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden. Bei einer Operation gilt es, wachstumsbedingte Unterschiede zwischen Jugendlichen und Erwachsenen zu beachten. Ansonsten droht eine Fehlstellung der betroffenen Gliedmaßen. Welche Therapie für den verletzten jungen Athleten die richtige ist, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz am 25. Oktober 2011 im ICC Berlin anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2011 (DKOU).

So gut und gesund Sport und Bewegung sind, Sportverletzungen erleiden vor allem die Menschen, die regelmäßig aktiv sind: Sie verletzen sich fast doppelt so häufig beim Sport wie Nicht-Aktive. "Besonders schwere Folgen können Sportverletzungen bei jungen Menschen haben", sagt Professor Dr. med. Gerhard Bauer, Chefarzt und ärztlicher Direktor der Sportklinik Stuttgart im Vorfeld des DKOU. Denn ihre Knochen und Muskeln befinden sich noch im Wachstum. Bei einer Kreuzband-Operation etwa müssten Orthopäden und Unfallchirurgen daher unbedingt offene Wachstumsfugen bei der Auswahl der OP-Technik berücksichtigen. Nur so können sie einen vorzeitigen Fugenschluss oder eine Fehlstellung der Gliedmaßen nach der Operation verhindern.

Eine häufige Folge wiederholter Überlastung junger Sportler sind Knorpelschäden an den Gelenken. Ist die Knorpelschicht völlig zerstört, liegt der Knochen frei. Das ist sehr schmerzhaft. Da Knorpelgewebe über keine eigene Blutversorgung verfügt, gibt es nur begrenzte Heilungschancen. Unbehandelt bedeutet eine solche Verletzung das Aus für die Sportkarriere. Orthopäden regen bei Erwachsenen den Heilungsprozess an, indem sie den unter dem Knorpel liegenden Knochen anrauhen oder anbohren. "Noch effektiver ist eine Knorpelzelltransplantation", erklärt Bauer. Dabei verpflanzen Ärzte im Labor gezüchtete Knorpelzellen des Patienten an die Stelle des Knorpeldefekts. "Bei Jugendlichen können wir diese Therapie jedoch noch nicht anwenden", warnt Bauer. "Denn wir wissen nicht, ob eine solche Transplantation ein Krebsrisiko darstellt. Langzeitstudien hierzu stehen noch aus." Um Überlastungsschäden oder Verletzungen an den Gelenken beziehungsweise Sehnen oder Bändern zu verhindern, seien regelmäßige Erholungsphasen bei jungen Sportlern daher unerlässlich, so Bauer.

Untersuchungen des German National Health Surveys ergaben, dass Ballsportarten die meisten Sportschäden verursachen: Junge Männer unter 30 Jahren sind daher am häufigsten betroffen. Denn 44 Prozent der befragten Männer waren aktive Vereinsfußballer, während 25 Prozent der Frauen derselben Altersgruppe in der Gymnastik engagiert und somit weniger gefährdet sind. Bei Profi-Sportlerinnen zwischen 14 und 18 Jahren treten die meisten Verletzungen hingegen im Feldhockey auf. Bei den jugendlichen Frauen wie auch Männern steht der Fußball an zweiter Stelle. Das ergab eine systematische Auswertung der Sommer Jugend Olympiade in Singapur 2010. "Knorpelschäden entstehen einerseits durch ein Trauma, andererseits aber auch durch ein Missverhältnis zwischen biologischer Reife und sportlicher Belastung der jungen Athleten", ergänzt Professor Dr. med. Dieter M. Kohn, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der gemeinsam mit dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Professor Dr. med. Tim Pohlemann, und dem Vizepräsidenten des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Professor Dr. med. Karsten Dreinhöfer, den DKOU 2011 ausrichtet.


Der DKOU findet vom 25. bis 28. Oktober 2011 in Berlin als gemeinsamer Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) statt. Er ist der größte europäische Kongress in diesem Bereich, zu dem etwa 12.000 Fachbesucher erwartet werden. Experten diskutieren hier die neuesten Entwicklungen in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Themen reichen von der Schwerverletztenversorgung, den Strukturen der Notaufnahmen und der Katastrophenmedizin über Implantatversorgung und Rehabilitation bis hin zu rheumatischen und degenerativen Erkrankungen sowie Osteoporose.



Terminhinweis:

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
Zeit: 25. bis 28. Oktober 2011
Ort: ICC Berlin, Messedamm 22, 14055 Berlin


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
Pressestelle DKOU 2011, Christina Seddig
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-442, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: seddig@medizinkommunikation.org
Internet: www.dkou.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2011