Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

NEUROLOGIE/633: Bildgebende Diagnostik von Rückenmarkserkrankungen verbessert (idw)


Deutsche Wirbelsäulengesellschaft e.V. - 03.12.2010

Bildgebende Diagnostik von Rückenmarkserkrankungen verbessert

Fortschritte in der Darstellung der Nervenbahnen mittels Kernspintomographie verbessert Diagnostik von Rückenmarkserkrankungen. Studien dazu werden auf 5. Deutschen Wirbelsäulenkongress vorgestellt


Bremen. Die Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) findet vom 16.-18. Dezember 2010 im Congress Centrum Bremen statt. Hier werden einige interessante Beiträge zur bildgebenden Diagnostik vorgestellt. Dabei gibt es Fortschritte in der Darstellung der Nervenbahnen des Rückenmarks mittels Kernspintomographen. Je genauer einzelne Bahnen dargestellt werden können, umso genauer kann etwa bei Tumor-Operationen gearbeitet werden. Dazu werden erste Forschungsergebnisse auf dem Kongress präsentiert. Die diffusionsgewichtete Kernspintomographie ist eine spezielle kernspintomographische Technik, mit deren Hilfe sich der Verlauf von Faserbahnen in der weißen Substanz des Gehirnes und des Rückenmarkes nachvollziehen lässt. Dies eröffnet die Möglichkeit mit höherer Sicherheit für den Patienten in der Nähe von funktionell wichtigen Hirnarealen zu operieren. "Innerhalb einer Nervenzelle findet eine gerichtete Molekularbewegung vom Zellkörper entlang der langen Zellfortsätze statt, so dass die Summe der Nervenzellen, die sogenannten Fasertrakte, sichtbar gemacht werden können", erklärt Dr. Frank Raimund von der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf.

Werden diese Fasertrakte auf Grund eines pathologischen Prozesses wie z.B. eines Tumors oder einer Entzündung verdrängt, kann diese Verlagerung gesehen werden. Diese Information ist für die Planung eines operativen Eingriffes entscheidend, da Verletzungen der Fasertrakte zu neurologischen Schädigungen führen können. "Die diffusionsgewichtete Bildgebung wird im Großhirn inzwischen routinemäßig eingesetzt, bei der Fasertraktdarstellung im Bereich des Rückenmarks ergeben sich aber technische Besonderheiten die die Bildgebung erschweren", erläutert Dr. Raimund.

Im Rückenmark gestalte sich die Durchführung aufgrund der geringen Größe des Rückenmarkes und von Bewegungs-Artefakten (Atmung, Herzschlag, Pulsationen des Hirnwassers um das Rückenmark) schwierig. "Aufgrund von besseren MRT Geräten mit höheren Feldstärken und verbesserten MRT Sequenzen ließen sich diese Probleme zumindest zum Teil beheben", berichtet Dr. Mathias Setzer von der Klinik für Neurochirurgie der Universität Frankfurt am Main. Hier wurde gemeinsam mit der Abteilung für Neuroonkologie am H. Lee Moffitt Krebszentrum an der Universität von Süd Florida eine Studie an Patienten mit Rückenmarkstumoren durchgeführt, welche zeigt, dass sich die Entfernbarkeit dieser Tumoren mittels diffusionsgewichteter Kernspintomographie vorhersagen lässt. "Die Möglichkeit einer Tumorentfernung im Rückenmark ohne zusätzliche Schädigung ist nur dann gegeben, wenn der Tumor vom Rückenmark abgegrenzt ist. Das Vorhandensein einer Abgrenzung des Tumors vom normalen Rückenmark ist in der konventionellen Kernspintomographie nicht erkennbar", erklärt Dr. Setzer. In Zukunft könnten daher heute für zur Fragestellung der Tumorentfernbarkeit durchgeführte Gewebeentnahmen am Rückenmark überflüssig werden, darüber hinaus wird erwartet dass sich bei Rückenmarkstumoren die Sicherheit von Patienten bei riskanten neurochirurgischen Operationen zur Entfernung dieser Tumoren ähnlich wie im Gehirn deutlich erhöhen lässt. Derzeit sind Studien in Planung, die diese Fragestellungen beantworten sollen.

Im Rahmen des 5. Deutschen Wirbelsäulenkongresses stellen Dr. Mathias Setzer und Dr. Frank Raimund als zwei von ca. 100 Experten ihre Studienergebnisse vor. Auch in diesem Jahr werden mehr als 1000 Kongressteilnehmer erwartet. Alle Informationen zum 5. Deutschen Wirbelsäulenkongress und natürlich das vollständige Programm finden Sie auf der Homepage www.dwg2010.de. Journalisten sind bereits jetzt herzlich eingeladen, sich auf dem Kongress über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Wirbelsäulenerkrankungen zu informieren. Bitte akkreditieren Sie sich auf der genannten Kongress-Homepage. Die Pressekonferenz findet am Donnerstag, den 16. Dezember, um 13 Uhr im Congress Centrum Bremen statt. Eine Einladung mit Themen und Gesprächspartnern erhalten Sie noch gesondert.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://presse@conventus.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1574


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Wirbelsäulengesellschaft e.V., Priv.-Doz.Dr.med Ulrich Quint, 03.12.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2010