Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

NEUROLOGIE/627: Restless-Legs-Syndrom - Passgenaue Therapie für rastlose Beine in Sicht (idw)


Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 07.10.2010

Passgenaue Therapie für rastlose Beine in Sicht


Rastlose Beine gleich rastlose Beine? Die Unterscheidung zwischen zwei Formen des so genannten Restless-Legs-Syndroms ist mit einfachen Tests möglich wie ein Göttinger Team um Dr. Cornelius Bachmann in Kooperation mit Dr. Roman Rolke, Universität Mainz, in der Fachzeitschrift Brain zeigen konnte. Die Forscher konnten mit einem im Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS)entwickelten Untersuchungsverfahren charakteristische Schmerzprofile für Patienten mit einem primären und sekundären Restless-Legs-Syndrom beschreiben - damit sind Rückschlüsse möglich, welche Therapie für welche Patienten am ehesten geeignet ist.

Sechs bis zwölf Prozent der Bevölkerung westlicher Industrienationen leiden am sog. primären Restless-Legs-Syndrom (RLS), dessen Ursache nicht fassbar ist. Dabei raubt ein Bewegungsdrang in den Beinen zusammen mit Kribbeln, Ziehen oder Reißen den Betroffenen oft den Schlaf. Die Diagnosefindung ist mit einem einzelnen Verfahren nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass es neben dem primären RLS auch eine sekundäre Form gibt, die mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern, sog. Small Fiber Neuropathie, assoziiert ist.

Mit einfachen Tests zur Diagnose

Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine Unterscheidung mit Hilfe der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) nach DFNS-Standard möglich ist. Diese erfolgt mit einfachen Mitteln wie Pinsel oder Wattebausch auf der Haut und erfasst mit insgesamt 13 Parametern die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen für Kälte, Wärme und diverse mechanische Reize. Damit lässt sich das Schmerzprofil der einzelnen Patienten bestimmen. Das Ergebnis bei 21 Patienten mit primärem und 13 Patienten mit sekundärem RLS assoziiert mit Small Fiber Neuropathie im Vergleich mit 20 gesunden Probanden: Zwar waren alle Patienten besonders empfindlich auf spitze Nadelreize, aber Patienten mit primärem RLS nahmen Druck und Vibration stärker wahr. Patienten mit sekundärem RLS mit Erkrankung feiner Nervenfasern zeigten hingegen eine erhöhte Wahrnehmungsschwelle für Kälte und Wärme.

Passgenaue Therapie im Blick

"Mit der QST können wir nicht nur zwischen den beiden Formen des Restless-Legs-Syndroms unterscheiden - wir sind damit auch in der Lage, die Therapie zu optimieren.", freuen sich Dr. Bachmann und Dr. Rolke. Patienten, die ein sekundäres RLS assoziiert mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern haben, helfen eher Medikamente gegen Nervenschmerzen. Patienten mit einer primären RLS profitieren eher von Wirkstoffen, die wie der Nervenbotenstoff Dopamin wirken.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://dx.doi.org/10.1093/brain/awq026

Ansprechpartner:
Dr. med. Cornelius G. Bachmann
Abteilung Klinische Neurophysiologie
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Strasse 40, D-37075 Göttingen
cbachma@gwdg.de

Dr. med. Roman Rolke
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsmedizin der
Johannes Gutenberg Universität Mainz
Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
rolke@uni-mainz.de

Die Arbeit wurde beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem zweiten Förderpreis für klinische Schmerzforschung 2010 ausgezeichnet.

Literatur:
Cornelius G. Bachmann, Roman Rolke, Uta Scheidt, Christine Stadelmann, Martin Sommer, Goran Pavlakovic, Svenja Happe, Rolf-Detlef Treede, Walter Paulus (2010)
Thermal hypoaesthesia differentiates secondary restless legs syndrome associated with small fibre neuropathy from primary restless legs syndrome.
Brain 133(3): 762-770.
doi:10.1093/brain/awq026


Über den Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS)

Ziel des DFNS ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen, sog. neuropathischen Schmerzen, grundlegend zu verbessern. Der Verbund wird seit 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)gefördert und hat mit der Bewilligung der dritten Förderperiode bis 2012 die normalerweise vorgesehene Förderdauer von sechs Jahren überschritten. Im Netzwerk mit den beiden europäischen Forschungsverbünden Neuropain und Europain widmet sich der DFNS seit 2010 auch international der Erforschung chronischer Schmerzen und der Optimierung der Therapie. Sprecher des DFNS sind Prof. Dr. Ralf Baron (Kiel) und Prof. Dr. Dr. Thomas R. Tölle (München). Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
www.neuropathischer-schmerz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution860


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Tanja Schmidhofer, 07.10.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2010