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DERMATOLOGIE/737: Schwarze Zeiten für schwarzen Hautkrebs (UKR)


Universitätsklinikum Regensburg - 16. Januar 2019

Schwarze Zeiten für schwarzen Hautkrebs


Eine diagnostische Lücke bei schwarzem Hautkrebs könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn sich die Idee einer Forschergruppe des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) als zutreffend erweist. Durch ein neues Diagnoseverfahren soll sich die Prognose betroffener Patienten langfristig verbessern.

Der schwarze Hautkrebs, in der Medizin als malignes Melanom bekannt, ist nach wie vor die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen. Jedes Jahr erkranken über 21.000 Personen bundesweit und die Zahlen steigen weiter an. Gefährlich am schwarzen Hautkrebs ist, dass er auch Monate oder Jahre nachdem der primäre Tumor entfernt wurde, Metastasen aus gestreuten Krebszellen bilden kann, welche zumeist mit einer schlechten Prognose für den Patienten einhergehen. Große Hoffnung liegt deswegen derzeit auf Therapien, die sich gezielt auf solch gestreute Melanomzellen konzentrieren. Im Januar 2019 beginnt nun am UKR ein Forschungsprojekt, das eine Form der Blutwäsche, die Leukapherese, erproben will, um Tumorzellen im Körper zu identifizieren. Durch eine verbesserte Diagnostik können Patienten im Anschluss gezielt therapiert werden, so die Hoffnung. Das Projekt, für das innerhalb des UKR die Klinik und Poliklinik für Dermatologie, der Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren der Universität Regensburg sowie das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin zusammenarbeiten, wird für das erste Jahr von der Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs mit 50.000 Euro finanziert.

Ein zuverlässiges Verfahren als Ziel

Durch die derzeit zur Verfügung stehenden diagnostischen Verfahren können nicht bei jedem Patienten verbliebene Krebszellen entdeckt werden. Einen solchen Zustand, bei dem sich wenige Tumorzellen im Körper des Patienten befinden, die jedoch nicht nachweisbar sind, wird als minimale Resterkrankung bezeichnet. "Ziel unseres Forschungsprojekts ist es, ein zuverlässiges Nachweisverfahren für Patienten mit minimaler Resterkrankung zu etablieren und so eine diagnostische Lücke in der aktuellen medizinischen Versorgung zu schließen", erläutert PD Dr. Sebastian Haferkamp, Projektverantwortlicher an der der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR.

Eine gesicherte Diagnose legt die Basis für eine individuelle Therapie

Der erste therapeutische Schritt ist die chirurgische Entfernung des Melanoms. Da mit den aktuellen Möglichkeiten jedoch im Nachgang nicht bei jedem Patienten mit Gewissheit festgestellt werden kann, ob die Krebszellen bereits gestreut haben und im Körper zirkulieren, werden derzeit alle Patienten medikamentös nachbehandelt. Dies verursacht zum einen hohe Kosten in der Krankenversorgung. Zum anderen erhalten Patienten, bei denen keine minimale Resterkrankung vorliegt, eine medizinisch nicht notwendige Therapie, die erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

"Die Methoden zum Nachweis zirkulierender Tumor-DNA basieren derzeit alle auf der Identifikation einer bestimmten Zellmutation. Dies hat sich jedoch für einen Großteil aller Patienten als ineffektiv erwiesen, da über die Hälfte der malignen Melanome gar keine solche Mutation aufweist", erklärt Dr. Melanie Werner-Klein, Projektverantwortliche am Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren der Universität Regensburg, die diagnostischen Herausforderungen.

Um die Diagnostik zu verbessern, wird aktuell intensiv an Verfahren zum Nachweis von Tumorzellen oder zirkulierender Tumor-DNA aus einer Blutprobe (liquid biopsy) geforscht. Da sich allerdings nur eine sehr geringe Anzahl von Krebszellen im Blut befindet, liegt die Fehlerquote bei den Entnahmemengen regulärer Blutproben sehr hoch. Um diese Quote zu senken, will die Regensburger Forschergruppe die Entnahmemenge erhöhen. Dazu soll die Leukapherese als diagnostisches Mittel erprobt werden. "Durch diese Form der Blutwäsche werden einzelne Bestandteile aus dem Blut herausgefiltert, dem Patienten gleichzeitig aber das verbleibende Blut wieder zugeführt. Dadurch kann mit der Leukapherese ein sehr großes Blutvolumen untersucht werden", erklärt Dr. Werner-Klein.

Für die Erforschung des neuen Diagnoseverfahrens bei minimaler Resterkrankung werden zunächst 20 Patienten in die Studie eingeschlossen. Bei Patienten, in deren Blut vor Einleitung einer gezielten Therapie durch die Leukapherese zirkulierende Tumorzellen nachgewiesen werden konnten, werden die Krankheitsaktivität und der Therapieerfolg in einer 24-wöchigen Verlaufsanalyse geprüft.

"Unsere Arbeit wird dazu beitragen, die diagnostische Lücke bei der minimalen Resterkrankung zu schließen. Durch eine genaue Diagnostik kann die Therapie auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden, so dass sich die Verträglichkeit und die Prognose deutlich verbessern werden", fasst PD Dr. Haferkamp zusammen.

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Quelle:
Universitätsklinikum Regensburg
Pressemitteilung vom 16. Januar 2019
Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg
E-Mail: presse@ukr.de
Telefon: 0941 944-4200
Internet: http://www.ukr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2019

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