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MELDUNG/702: Erstes Symposium Medienethik - Ethische Fragen in Zeiten disruptiver Medienentwicklungen (idw)


Fachhochschule St. Pölten - 02.03.2016

Erstes Symposium Medienethik: Ethische Fragen in Zeiten disruptiver Medienentwicklungen


Neue Kanäle, wie etwa Social Media, verändern den Medienbegriff und die Frage nach dem Umgang mit Information. Grundlage für die Veränderung der Medienwelt ist eine sogenannte Disruption, also das Verdrängen alter durch neue Technologien. Praktisch zeigt sich die medienethische Relevanz dessen etwa im Umgang mit vielfach verbreiteten und nachträglich gelöschten Falschmeldungen auf Facebook - jenseits der Welt der klassischen Medien mit ihren Kontrollmechanismen, Ethikräten und Richtigstellungen. Das erste Forum Medienethik der Fachhochschule St. Pölten und des IMEC (Interdisciplinary Media Ethics Center der ÖAW) untersuchte, wie sich Medien auf diese neue Entwicklung einstellen können.


Die Keynote der Tagung hielt der Philosoph, Medienpädagoge und Medienethiker Matthias Rath, Leiter der Forschungsstelle Jugend - Medien - Bildung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg zum Thema "The Innovator's (Moral) Dilemma - zur Disruptionsresistenz der Medienethik". Rath beschrieb die philosophischen Aspekte von technologischen, wirtschaftlichen und medialen Disruptionen und deren Konsequenzen für die Medienethik als Ethik der mediatisierten Welt.

Rüdiger Landgraf, Programmdirektor von Kronehit Radio, ging auf aktuelle Entwicklungen der Kommunikation auf Facebook und der Berichterstattung rund um das Flüchtlingsthema und die Diskussionen dazu ein: das Erfinden und unhinterfragte Verbreiten von Falschmeldungen, sowie der Einfluss dieser Entwicklung auf die Berichterstattung in den klassischen Medien und Nachrichtensendungen.

Es stelle sich die Frage, was ein Medium im Sinne des Anwendens des Mediengesetzes sei. So könnten bei genügend großer Reichweite auch für Soziale Medien Regeln gelten, wie sie klassische Medien anzuwenden haben: Etwa eine kommentierte Richtigstellung bei Falschmeldungen anstatt des unkommentierten Löschens derselben.

Widersprüche balancieren

Wie man Widersprüche in der Medienwelt balancieren kann, erklärte Larissa Krainer, Medienethikerin und Professorin am Institut für Organisationsentwicklung, Gruppendynamik und Interventionsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und erste Sprecherin des IMEC (Interdisciplinary Media Ethics Center). Krainer beschrieb ein angewandtes Medienethik-Projekt im Rahmen eines Workshops mit der Kleinen Zeitung Kärnten, in dem Bewusstsein für moralische Problemfelder im täglichen journalistischen Betrieb geschaffen und Ethik als Prozess im Unternehmen verstanden wurde.

Über medienethische Herausforderungen rund um Disruptionsprozesse sprach Matthias Karmasin, Leiter des Instituts für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung an der österr. Akademie der Wissenschaften. Michael Litschka präsentierte medienethische Dimensionen beim Nutzen von Open Data.

Eine abschließende Podiumsdiskussion widmete sich der Verantwortung der MedienmacherInnen und Journalisten und Journalistinnen sowie dem Einbeziehen der Zivilgesellschaft in mediale Erstellungsprozesse.

Verdrängungsprozesse und ethische Problematiken

In der Medienökonomie spielen sich Verdrängungsprozesse ab, etwa wenn alte ökonomische Prinzipien nicht mehr funktionieren (s. Share-Economy) oder intensiv nach neuen Wertschöpfungs- und Erlösmodellen gesucht wird (s. Digital Business, E-Commerce). Viele dieser Prozesse haben mit Datenmengen und neuen Möglichkeiten der Datenbewirtschaftung zu tun ("Big data") und technologische Disruptionen ergeben womöglich neue ökonomische Modelle.

"Nicht immer wird bei diesen Diskussionen die Frage nach den ethischen Problematiken gestellt, die Disruptionen in der Medienlandschaft mit sich bringen können. Und es braucht eine interdisziplinäre Herangehensweise, um diese Problemfelder aufzudecken und zu analysieren", sagt Michael Litschka, Leiter des Studiengangs Media Management an der FH St. Pölten und Organisator des Symposiums Medienethik, das diese Woche an der FH St. Pölten einen Beitrag zu dieser Analyse lieferte.


Symposium Medienethik: "Medienethik als Herausforderung für MedienmacherInnen"
29. Februar 2016
Fachhochschule St. Pölten
www.fhstp.ac.at/de/newsroom/events/symposium-medienethik-2016

Das Forum Medienethik ist eine Tagung des Departments Medien & Wirtschaft der FH St. Pölten in Kooperation mit dem IMEC (Interdisciplinary Media Ethics Center) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu neuen ethischen Herausforderungen für MedienmanagerInnen, Journalisten und Journalistinnen und weitere Medienakteure und -akteurinnen angesichts disruptiver Entwicklungen der Branche.

Die Veranstaltung wurde von der Firma Radlberger gesponsert.


Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den sechs Themengebieten Medien & Wirtschaft, Medien & Digitale Technologien, Informatik & Security, Bahntechnologie & Mobilität, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 17 Studiengängen werden rund 2.600 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt zu den oben genannten Themen sowie institutsübergreifend und interdisziplinär. Die Studiengänge stehen in stetigem Austausch mit den Instituten, die laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickeln und umsetzen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1888

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fachhochschule St. Pölten, Mag. Mark Hammer, 02.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2016

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