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BERICHT/165: Historische Filme für die Nachwelt konservieren (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 15.12.2009

Historische Filme für die Nachwelt konservieren

Multimediazentrum der Universität Jena und Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek digitalisieren historisches Filmmaterial


Jena (15.12.09) Es knackt und flimmert, dunkle Streifen ziehen senkrecht über die Leinwand, immer wieder tauchen Kratzer auf - beim Anschauen von alten Filmen schwingt oft ein Hauch von Nostalgie mit. Unzählige solcher Filmrollen werden auch in Thüringer Archiven aufbewahrt. Die entsprechende Technik, um solches Material anzuschauen, fehlt jedoch den meisten von ihnen.

In Kooperation mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) wird im Multimediazentrum der Friedrich-Schiller-Universität Jena jetzt historisches Filmmaterial digitalisiert. "Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf Filmen mit regionalem Bezug zu Thüringen", erläutert Michael Lörzer, 2. Stellvertretender Direktor der ThULB. "Der Vorteil bei diesem Material ist, dass die Urheberrechte bei den Archiven selbst liegen. Dadurch können wir die Filme öffentlich zugänglich machen. Über die University Multimedia Electronic Library (UrMEL) als strukturierten Zulieferer sollen diese künftig in die Deutsche Digitale Bibliothek eingebracht werden."

Neben der Bewahrung wertvollen historischen Kulturguts ist der öffentliche Zugriff wichtigstes Anliegen des Projekts, das vom Land Thüringen in diesem Jahr mit insgesamt 30.000 Euro gefördert wird. Michael Lörzer geht jedoch von einer Fortführung des Projekts über die nächsten vier bis fünf Jahre aus. Immerhin sollen mehrere tausend Filmrollen in den Archiven lagern.

Vorerst werden rund 500 Exemplare digitalisiert. Sei es ein Film von der 1 000-Jahr-Feier der Stadt Nordhausen oder ein Stummfilm zum elektrischen Kochen für die Frau - die Palette des Filmmaterials ist reichhaltig und teilweise über ein halbes Jahrhundert alt. "Um welche Filminhalte es sich genau handelt, werden wir oft erst nach der Digitalisierung wissen", so Lörzer. Dann werden die Mitarbeiter in den Archiven die digitalen Daten sichten und das Material erschließen, um es nicht nur der Öffentlichkeit, sondern vor allem der Forschung zugänglich zu machen.

Dafür muss das Rohmaterial im Multimediazentrum der Universität ausgelesen und digitalisiert werden. "Wir sind in ganz Thüringen die einzige Einrichtung, die in der Lage ist, 16-Millimeter-Filme zu scannen", berichtet der Leiter des Multimediazentrums, Dr. Olaf Götz. "Außerdem besitzt die Jenaer Uni einen der größten Videoserver innerhalb der deutschen Universitäten", so Götz weiter. Dadurch sei die Bereitstellung der Filme in einer digitalen Bibliothek kein Problem. Ab Februar werden interessierte Nutzer unter www.urmel-dl.de/ kostenlos auf die ersten digitalen Exemplare zugreifen und das Material sichten können.

"Im Rahmen des Projekts schaffen wir eine Infrastruktur, die weit über die Projektgrenzen hinaus nutzbar ist", sagt Michael Lörzer. So ergeben sich durch die digitale Nutzbarmachung des Materials neue Ansatzpunkte für wissenschaftliche Untersuchungen des Filmmaterials in den verschiedensten Fachgebieten. Den Nutzern werden die Filme in originalgetreuer Qualität präsentiert, inklusive Streifen, Kratzern und Knackgeräuschen. "Schließlich wollen wir keine neuen Dokumente erschaffen", so Olaf Götz, "sondern das vorhandene Material sozusagen für die Nachwelt konservieren."

Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) stellt in ihrer Funktion als Landesbibliothek des Freistaats und im Rahmen ihrer regionalen und überregionalen Aufgabenstellungen als Kompetenzzentrum für moderne Informationsdienstleistungen mit der University Multimedia Electronic Library (UrMEL) die zentrale Plattform und Infrastruktur für die Präsentation multimedialer Daten von Bibliotheken, Archiven und Museen zur Verfügung. Die ThULB, die Thüringer Staatsarchive und eine ganze Reihe weiterer Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen realisieren als Kompetenznetzwerk Kulturgutdigitalisierung so bereits eine ganze Reihe verschiedener Kooperationsprojekte und -vorhaben, die es ermöglichen, die im Freistaat vorhandenen bedeutenden Kulturgüter national und international nachhaltig im Rahmen einer Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europäischen Digitalen Bibliothek herausragend zu platzieren. Die Einbeziehung des Multimediazentrums stellt eine wertvolle Unterstützung für das Kompetenznetzwerk dar.

Weitere Informationen unter:
http://www.urmel-dl.de/
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Manuela Heberer, 15.12.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2009