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VORWÄRTS/1560: Meer in der Krise


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 03/04 vom 31. Januar 2020

Meer in der Krise

von Sabine Hunziker


In der "Grossen Halle" der Reitschule Bern fand zeitgleich mit dem WEF die "Klimahalle" als ein Projekt für Auseinandersetzung mit der Klimagerechtigkelt statt. Auch Greenpeace war vor Ort dabei und Informierte unter anderem über die Meeresverschmutzung.


"Dass wir uns in einer Klimakrise befinden, ist keine Diskussion. Dass Klimagerechtigkeit erreicht werden muss, auch nicht. Wie, allerdings schon", war auf dem Flyer der "Klimahalle" zu lesen. Unter anderem Organisationen wie die "Tour der Lorraine", die "Heitere Fahne" oder die "Grosse Halle" in Bern halfen bei Aktionen mit. Vom 16. bis 18. Januar 2020 trafen Aktivist*innen der Klimastreik-Bewegung, der Non-Profit-Organisation Greenpeace und von Extinction Rebellion den Raum in der Grossen Halle der Reitschule Bern, um sich zu Klimagerechtigkeit auszutauschen und damit auseinanderzusetzen. Auch der Verein RaAupe und die soziale Landwirtschaft TaPatate! berichteten, wie wir den Wandel in unserem Alltag leben können. Im Angebot standen neben Workshops, Filmen und Konzerten noch viele weitere Aktivitäten. Die Halle selber war für das Event entsprechend mit einer Klima-Küche, einer Bar, verschiedenen Arbeitstischen, einer Bühne für Vorträge und einem Gesprächskreis im Zirkuszelt ausgerüstet.


Meereskrise ist Klimakrise

Greenpeace bot einen Workshop an und machte gleichzeitig auf Arbeitsthemen aufmerksam: Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ist ein Motor für den Verlust der biologischen Vielfalt. Sie verändert das Ökosystem weltweit. Auch Folgen der Klimakrise, die Versauerung der Ozeane oder die "Vermüllung" der Umwelt sind wichtige Faktoren. Ihre Konsequenzen sind beispielsweise für Meere gross. So sank die Verbreitung von Seegraswiesen von 1970 bis 2000 um über zehn Prozent pro Jahrzehnt. Auch die Riffbedeckung mit lebenden Korallen hat sich in den letzten 150 Jahren fast halbiert. Erhöhte Wassertemperaturen und Versauerung haben die Krise im Meer beschleunigt. Solche Folgen sind verbunden mit einem steigenden Kohlendioxidausstoss, verursacht auch durch menschliche Aktivitäten. Als Folge breiten sich sogenannte "Todeszonen" aus. Damit sind Bereiche mit sehr niedrigem Sauerstoffgehalt gemeint. Die Förderung von Artenvielfalt ist hier entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise. Sie trägt dazu bei, die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung einzudämmen und den Kollaps der Meere zu verhindern.

Ein Bericht zeigt eine mögliche Lösung auf. Netzwerke von Meeresschutzgebieten tragen dazu bei, die schlimmsten Folgen der globalen Erwärmung zu reduzieren und den Zusammenbruch der Meere zu verhindern. Dies ist aber nur mit entsprechenden politischen Massnahmen möglich. So könnten sich die Meere einigermassen erholen und ihre wichtige Funktion für den Klimaschutz wieder ausüben.


Überfischung und "Todeszonen"

33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände in den Ozeanen werden "befischt", ohne dass auf den Erhalt der Fischbestände geachtet wird. Illegale, nicht gemeldete "Fischerei" kann bis zu 30 Prozent der weltweiten jährlichen Fangmengen ausmachen. Nicht nur fehlende Fischbestände haben einen Einfluss auf Teile des Ökosystems der Meere. Eine wichtige Rolle spielt auch der blaue Kohlenstoff. Damit ist der Stoff gemeint, der von Meerestieren und Küstenökosystemen wie Mangrovenwäldern und Seegraswiesen aufgenommen wird. Blaue Kohlenstoffökosysteme sind wichtig und tragen dazu bei, Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. Intakte Ökosysteme speichern Kohlenstoff, was negative Folgen des Klimawandels abschwächt, weil die Speicher das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und damit den "Treibhauseffekt" schwächen. Werden Speicher abgebaut, trägt dies zum Klimawandel bei, weil die gespeicherten Treibhausgase erneut in die Atmosphäre freigesetzt werden und zur Erwärmung beitragen.


Petition für einen globalen Meeresschutz

Eine Forderung von Greenpeace ist, dass mindestens 30 Prozent der Weltmeere bis 2030 geschützt werden müssen. So hat das Leben im Wasser eine Überlebenschance, denn Schutzgebiete fördern die Widerstandsfähigkeit der Meeresökosysteme: das Meer kann sich an die Erderhitzung, die Versauerung und den sinkenden Sauerstoffgehalt anpassen. Es ist ein weiter Weg zur Erfüllung dieser Forderung, denn nur ein Prozent der Meeresfläche steht zurzeit unter Schutz. Als ersten Schritt dazu hat Greenpeace eine Petition für ein globales Meeresschutzabkommen lanciert. Es gibt noch kein Abkommen, auf dessen Grundlage Schutzgebiete auf der See eingerichtet und kontrolliert werden. Die wirtschaftliche Nutzung der Ozeane ist beim heute geltenden Seerecht im Fokus - nicht aber der Schutz.

So zählen alle Stimmen für die Petition für einen starken weltweiten "Ozean-Vertrag". Damit soll ein verbindliches Regelwerk geschaffen werden, das den "Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt ausserhalb nationaler Hoheitsgewässer sicherstellt. Konkrete Forderungen dabei sind: eine ökologische, nachhaltige und soziale Nutzung der Meere. Dies soll mit Hilfe eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten passieren, das bis 2030 mindestens 30 Prozent der Meere umfasst. Eine Massnahme wäre auch, die massive "Vermüllung" der Meere durch Plastik, Schadstoffe und anderen Abfall zu verhindern.



Die Petition kann unterzeichnet werden unter:
www.greenpeace.ch/de/handeln/schuetzen-wir-die-meere/

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 03/04 - 76. Jahrgang - 31. Januar 2020, S. 9
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
und ihre Deutschschweizer Sektionen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2020

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