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VORWÄRTS/1332: Frauenrechte


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 37/38 vom 9. November 2017

Frauenrechte

von Amanda Ioset


"Durch Konflikte und Streiks lernt die proletarische, unterdrückte und rechtlose Frau, auf einmal aufrecht zu gehen", hielt Alexandra Kollontai fest. Sie gehörte als erste Frau dem revolutionären sowjetischen Kabinett an, war Volkskommissarin für soziale Fragen und somit die erste Ministerin der Welt. 1920 erliess sie gemeinsam mit dem Volkskommissar für Justiz das Dekret, dass das Abtreibungsverbot-Gesetz ausser Kraft setzte. Damit wurde die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) das erste Land der Welt, das die freiwillige Abreibung legalisierte - 82 Jahre bevor dies in der Schweiz der Fall war! Dies war eine der vielen Reformen, die dank der Oktoberrevolution die Rechte der Frauen in der UdSSR, aber auch weltweit vorantrieben. Vor der Revolution waren in Russland die Lebensbedingungen der Frauen sowohl auf dem Lande wie auch in den Städten miserabel. Auf dem Lande herrschte eine rigide patriarchale Struktur, welche die Unterdrückung der Frauen zementierte. In den Städten waren die Löhne der Frauen um bis zu 50 Prozent tiefer als jene der Männer. In einigen Berufen betrug die tägliche Arbeitszeit 16 Stunden. Die Frauen gebaren ohne medizinische Hilfe und viele Frauen starben bei der Geburt. Natürlich kannte man in der Zeit vor der Revolution keinen Mutterschaftsurlaub.

Die Fortschritte in Sachen Frauenrechte gingen unter der bolschewistischen Regierung so weit wie nie zuvor in einem anderen Land. Auf Initiative der Frauen der bolschewistischen Partei wurde die Kommission "Jenotdel" gegründet. Ihre Aufgabe war die Mobilisierung der Frauen. Und das Ziel, dass die Frauen ein ständiger aktiver Teil des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens der neuen Gesellschaft werden.

Als Volkskommissarin war Alexandra Kollontal für die Umsetzung des Marschplans der Regierung in Sachen Frauenrechte verantwortlich. Ihr Wirken ist beeindruckend: Die Einführung der Zivilhochzeit mit freier Namenswahl für Frau und Mann; die rechtliche Gleichstellung von Frau und Mann; das Recht auf Scheidung bei gegenseitigem Willen oder auf Wunsch von einem der beiden Ehegatten ohne die Notwendigkeit eines Beweises oder von Zeuginnen; das Recht auf Abtreibung; die Einführung des Mutterschaftsurlaubs; die Einrichtung von Volksküchen sowie von kollektiven Erziehungseinrichtungen für Kinder, um den Frauen die Möglichkeit zu geben, aktiv an der Gestaltung der neu aufzubauenden Gesellschaft mitzuwirken.

Natürlich war dieser Prozess in einem Land, das vom Weltkrieg zerstört war, nicht einfach und von Rückschlägen geprägt. Doch diese fortschrittlichen Reformen haben bis heute die weltweite Frauenbewegung geprägt - und in vielen "fortgeschrittenen", kapitalistischen Ländern kann man bis dato eifersüchtig auf einige dieser Errungenschaften zurückblicken.

Amanda Ioset ist Mitglied der PdAS-Parteileitung

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 37/38 - 73. Jahrgang - 9. November 2017, S. 3
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2017

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