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VORWÄRTS/808: Lauter, bunter, wilder denn je!


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.13/14 vom 23. März 2012

Lauter, bunter, wilder denn je!

Von Siro Torresan



Das "8. März Frauenbündnis Zürich" hat sich für den diesjährigen 8. März eine ganz spezielle Aktion einfallen lassen: So schauten am 8. März viele ZürcherInnen verdutzt und erstaunt auf die Iebensgrossen Weiberpuppen, die Tram fuhren. Am 10. Dezember zogen dann rund 500 Frauen mit kämpferischen Parolen durch die Zürcher Innenstadt, begleitet von Riesenweibern.

"Seit den frühen Morgenstunden fahren lebensgrosse Weiberpuppen Tram, sind in Parks und besetzen den öffentlichen Raum. Sie machen mit ihren Pappmaschee-Körpern die Zürcherinnen und Zürcher auf die auch heute noch skandalöse Benachteiligung von Frauen in der Schweiz aufmerksam", schreibt das Frauenbündnis Zürich am 8. März in der Medienmitteilung. Eine äusserst gelungene Aktion! Am Samstag, 10. März, demonstrierten dann rund 500 Frauen unter dem Motto: "Frauen, haut auf den Putz! Gegen rechte Hetze und Sexismus!" Die Demonstrantinnen wurden begleitet von sieben "Riesenweibern", die diesem Motto einen starken Ausdruck verliehen. Sie trugen Namen wie Eva, Rita Riot, Grace Jones, Bloody Mary, Frau Huber und Lotta Continua. Sie symbolisierten Kämpfe von Frauen zu Arbeitsbedingungen, Prekarisierung, Sexismus, Schönheitswahn und reaktionärem Rollback. Kämpferisch zog die Demonstration über das Bellevue und die Quaibrücke durch die Bahnhofstrasse und von da zur Kaserne, durch die Langstrasse zum Helvetiaplatz. Die Parolen und Forderungen waren nicht zu überhören. Es wurden viele Flugblätter und die Ausgabe zum 8. März des vorwärts verteilt, sowie Reden zu verschiedenen Themen gehalten.


Staunen und Freude

Unterwegs wurde auf dem Bauschänzli ein Riesentranspi mit der Aufschrift "Wir wachsen über uns hinaus - keinen Fussbreit dem Sexismus" aufgehängt. Unter der Parole "Prada hat Blut an den Händen" wurde die Prada-Filiale an der Bahnhofstrasse mit roter Farbe markiert. Firmen wie "Prada", "H&M" und "Triumph" lassen ihre Kleider unter ausbeuterischen und frauenfeindlichen Verhältnissen produzieren. Zum Beispiel starben in letzten Jahren immer wieder Arbeiterinnen in den Textilfabriken von "H&M" bei Bränden. Die Aktion stand für die Solidarität mit den TextilarbeiterInnen weltweit.

Transparente, Fahnen und Pfeifen begleiteten die laute Demonstration, die vor allem durch die massive Präsenz der Riesinnen für Staunen und Freude bei PassantInnen sorgte.

Es wurden auch viele Bilder von berühmten und unbekannten Kämpferinnen mitgetragen. "Damit wollen wir die vielen Frauen sichtbar machen, die gestern und heute, hier und international gekämpft haben und kämpfen", erklärt das Frauenbündnis. Eine Organisatorin der Demo sagt: "Die Frauendemo war dieses Jahr lauter, bunter, wilder denn je, denn am achten und am zehnten März sind die überlebensgrossen Emanzen los. Wir werden sichtbar und brechen aus, wir nehmen mehr und mehr Platz ein in dieser Stadt und machen mit imposanten Fratzen und Fäusten auf den Frauenkampf aufmerksam. Mit riesigen Weiberpuppen wachsen wir buchstäblich über uns hinaus!".


Breites Bündnis

Gründe zu kämpfen gibt es genug: Weil Sexismus alltäglich ist, weil halbnackte Frauen in der Werbung zum Kaufen animieren sollen, weil durch Initiativen wie "Abtreibung ist Privatsache" die erkämpfte Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper wieder in Frage gestellt wird, weil frauenspezifische Fluchtgründe im Asylverfahren ignoriert werden, weil durch Sozialabbau und Sparprogramme Frauen im öffentlichen Dienst besonders hart getroffen werden, weil geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Doppel- und Dreifachbelastung und ein Lohnunterschied von durchschnittlich 28 Prozent in Zürich Realität sind, weil Migrantinnen aufgrund ihres Geschlechts, ihres Aufenthaltsstatus und des rassistischen Klimas mehrfach diskriminiert werden.

Das "8. März Frauenbündnis Zürich", das zur Demo aufrief, ist ein Bündnis aus Kommunistinnen, Feministinnen, Autonomen und Anarchistinnen, die in Gruppen und als Einzelpersonen seit über 25 Jahren in Zürich Demos und Aktionen zum internationalen Frauenkampftag organisieren. Die 8. März-Demonstration wird ohne offizielle Bewilligung und unter solidarischem Fernbleiben der Männer durchgeführt.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 13/14/2012 - 68. Jahrgang - 23. März 2012, S. 2
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2012