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VORWÄRTS/793: Luxemburg-Liebknecht-Demonstration in Berlin


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 03/04/2012 vom 27. Januar 2012

Luxemburg-Liebknecht-Demonstration in Berlin

von Johannes Supe


10.000 Menschen demonstrierten am 15. Januar in Berlin zu Ehren des 93. Todestages von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Unter dem Motto "Nichts und niemand ist vergessen - aufstehen und widersetzen!" gedachte man der Gefallenen, brachte aber auch tagesaktuelle Themen auf die Strassen von Berlin.


Am 15. Januar 1919 war der Spartakusaufstand, der Versuch der ArbeiterInnen aus Deutschland ein menschliches, ein sozialistisches Land zu machen, bereits blutig niedergeschlagen. Freikorps und Reichswehr hatten die kämpfenden ArbeiterInnen zusammengetrieben und zusammengeschossen. Im Namen der Sozialdemokratie. Am 15. Januar 1919 verhafteten diese Freikorps Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die kommunistischen Anführer des Aufstands. Sie wurden erschossen und ihre Leichen wurden in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Alles sollte wie ein spontaner Übergriff aussehen. Tatsächlich war der Mord geplant. Luxemburg und Liebknecht wurden 47 Jahre alt, ihre Mörder mussten nie ins Gefängnis. Sie waren freigesprochen worden: Im Namen der Sozialdemokratie.


Querschnitt der linken Bewegung

Am 15. Januar 2012 gedachte man ihrer. 10.000 Menschen versammelten sich in Berlin, um am 93. Todestag von Luxemburg und Liebknecht zu demonstrieren. Und die, die sich da trafen, waren ein illustrer Querschnitt der deutschen linken und kommunistischen Bewegung. Das Spektrum reichte von Jugendverbänden wie der "Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend" (SDAJ) über die Linksjugend ",solid" bis zum "Rebell", der Jugend der maoistischen MLPD.

Neben der stark vertretenen Jugend, die jeweils ganze Demoblöcke stellen konnte, waren auch die "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP), die MLPD und ungezählte türkische, sowie einige baskische und palästinensische Gruppen anwesend. Das Gedenken an Luxemburg und Liebknecht einte an diesem Tag Organisationen, die teils in entschiedenem Widerspruch zueinander stehen, hier aber laut und farbig (wohlgemerkt: rot!) nebeneinander demonstrierten.


Gedenken und Gedanken

Das Motto der Demonstration war "Nichts und niemand ist vergessen - aufstehen und widersetzen!". Dem Anlass entsprechend gedachten auch die meisten Redebeiträge den beiden Gefallenen. Jedoch wurden immer wieder Brücken zur Tagespolitik geschlagen. So wies etwa die SDAJ auf den entschiedenen Kampf von Luxemburg und Liebknecht gegen den deutschen Militarismus hin. "Einen Militarismus", so die SDAJ, "der bis heute existiert, den wir auch heute bekämpfen müssen." Weiter war allerorts das Thema des Faschismus spürbar. In vielen Beiträgen wurde die gespenstische Verwicklung des deutschen Staates in die Machenschaften faschistischer Gruppen - letzthin sichtbar geworden durch die Mordserie des so genannten "Nationalsozialistischen Untergrunds" - thematisiert.

Die Demonstration zog etwa anderthalb Stunden durch Berlin, erreichte dann den Sozialistenfriedhof, auf dem Luxemburg und Liebknecht begraben liegen. Tausende Menschen legten Abertausende rote Nelken nieder; Alt und Jung standen am Grab, erwiesen den Toten die Ehre, wurden nur überragt vom Grabfels und dessen warnenden Worten: "Die Toten mahnen uns."


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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 03/04/2012 - 68. Jahrgang - 27. Januar 2012, S. 4
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2012