Schattenblick →INFOPOOL →MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE

VORWÄRTS/575: Über den Anfang der Welt


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 45/46/08 vom 19. Dezember 2008

Über den Anfang der Welt


sml. Der Urknall wurde von der Kirche bisher als wissenschaftlich abgelehnt. Die Urknalltheorie ist aber selber bestenfalls eine metaphysische Sichtweise, und somit passt sie auch gut zum Idealismus der Kirche. Dies wurde nun jüngst bestätigt.


Frau Z. fragte vor kurzem in einem christlichen Internetforum folgendes: "Soll der Urknall wirklich die Schöpfung durch Gott darstellen?" Sie bekam folgende Antwort: "Liebe Frau Z., wenn es nach dem Willen der römisch-katholischen Kirche geht, dann soll der Urknall in der Tat die Schöpfung durch Gott darstellen. Tatsächlich hat Papst Pius XII. genau diese Sicht in einem eigens von ihm verfassten Artikel vertreten. (The Catholic Mind 49 [1952], 5. 191) Er sah in der Urknalltheorie nicht mehr und nicht weniger als einen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz Gottes. Dieser Beweis stützt sich auf den Umstand, dass das Universum - entsprechend der Urknalltheorie - aus einem singulären Punkt hervorgetreten ist, an dem alle uns bekannten Naturgesetze versagen."


Unwissenschaftliche Theorie

Die Kirche kann auf die Dauer tatsächlich nicht an ihrer Version, dass die Welt in sieben Tagen von Gott erschaffen wurde, als einzige Wahrheit festhalten. Man braucht nun schon was Moderneres. Und da passt die Urknalltheorie mit ihrer metaphysischen Herangehensweise, die Welt sei in einem einzigen gigantischen Urknall entstanden, sozusagen aus dem Nichts, gut dazu. Jeder, der im Labor forscht, weiss, dass Materie und Energie nicht aus dem Nichts entstehen kann.

Jahrzehntelang galt die Urknall-Theorie als fester Teil der Wissenschaft. Wer sich dagegen wandte, wurde als "nicht ernstzunehmend" abgekanzelt. Dabei enthielt diese Theorie von Beginn an eine unwissenschaftliche Sichtweise über den Anfang des Universums. Und folgerichtig kann die Urknall-Theorie immer mehr Erscheinungen nicht erklären. Im Herbst 1989 wurde mit der "Großen Mauer" eine so grosse zusammenhängende Struktur von Galaxien entdeckt, dass diese mit einem Urknall nicht zu vereinbaren sind. Nach der Theorie vom Urknall entstand unser Universum vor 13 Milliarden Jahren aus einem unendlich kleinen Punkt und expandiert seither. Voraussetzung der Formulierung dieser Theorie war die Annahme eines homogenen (gleichmässigen) und isotropen (in alle Richtungen gleichen) Universums. Aber das Universum stellt sich als alles andere als homogen und isotrop heraus. Wir finden Strukturen auf immer grösseren Skalen, von Galaxien über Galaxiensuperhaufen bis hin zu grossen Mauern... Und die Entdeckung eines Galaxienhaufens in 12 Milliarden Lichtjahren Entfernung widerlegt die Hoffnung, dass es zumindest auf grosse Entfernungen besser wird. Immer mehr gerät die Theorie vom Urknall in Widerspruch zu den astronomischen Fakten. Als in den USA ein Forschungsauftrag abgelehnt wurde mit der Begründung, Arbeiten, welche die Urknalltheorie in Frage stellen, erhalten keine Forschungsgelder, da initiierten einige Wissenschaftler um den Physiker Eric Lerner einen "offenen Brief": "In der Kosmologie werden heute Zweifel und abweichende Auffassungen nicht geduldet. Die, die zweifeln, haben Angst, das zu äussern. Sie fürchten, dies würde sie ihre Forschungsmittel kosten..."


Willkürliche oder objektive Erklärungen?

Inzwischen haben sich Wissenschaftler weltweit zusammengetan. So zum Beispiel Professor Baryshev von der Universität Petersburg, der davon ausgeht, dass - wenn die Energieerhaltung berücksichtigt wird - kein Urknall möglich ist. In ähnlicher Weise erweiterte Frank Potter, Schüler des bekannten Physikers und Nobelpreisträgers Feynman, die allgemeine Relativitätstheorie. Und es gibt Lösungen für die möglichen Zustände im Gravitationsfeld, mit denen sowohl Planetensysteme als auch die Rotation der Galaxien sehr gut beschrieben werden können, ohne dass man eine geheimnisvolle "dunkle Materie" braucht. Aus diesen Theorien geht hervor, dass - entgegen der Behauptung der Urknalltheoretiker - ein Weltall ohne Explosion nicht unter der eigenen Schwerkraft kollabiert. Man braucht also keinen Urknall um eine Verklumpung von Sternen und Galaxien unter der eigenen Gravitation zu einem Superstern zu verhindern. Gemäss diesen Ansichten ist der Raum drei- und nicht vierdimensional. Somit bleibt wieder kein Spielraum für die Urknalltheoretiker, denn in einem dreidimensionalen Raum würde ein Urknall einen gigantischen Hohlraum am Ort der Explosion hinterlassen. Das wird jedoch nicht beobachtet.

Professor Josef Lutz, Physikprofessor an der Universität in Chemnitz vertritt die Auffassung, dass bei der Entwicklung von Sternen eine Kernfusion entsteht, die als Energiequelle dient. Lutz hat sich kritisch mit der Urknalltheorie, auseinandergesetzt, und ein Buch dazu geschrieben "Ratlos vor der grossen Mauer". Ein Buch, das auch dem Laien ermöglicht durchzublicken. Er befasst sich seit mehreren Jahren mit den Ergebnissen der modernen Astronomie und ihrer weltanschaulichen Interpretation. Während ein Teil der Wissenschaftler heute vom Urknall abrückt, greifen manche zu willkürlichen Konstruktionen, um die überholte Theorie zu verteidigen. Gehen wir besser vorurteilsfrei und objektiv an die unabhängig von uns existierenden Bewegungen im Weltall heran.

Buch:

Ratlos vor der Grossen Mauer
Das Scheitern der Urknalltheorie

Autor: Lutz, Josef
Verlag: Neuer Weg
ISBN: 978-3-88021-213-8
Preisinfo: 21,-Fr
Seiten/Umfang: 219 S., zahlr. Abb.

Auch zu bestellen bei Verein
Arbeiterbildung Zürich, 8000 Zürich oder per
E-Mail: arbeiterbildung@gmail.com


*


Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 45/46/2008 - 64. Jahrgang - 19. Dezember 2008, S. 16
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
und ihre Deutschschweizer Sektionen
Redaktion: Vorwärts, Postfach 2469, 8026 Zürich
Telefon: 0041-(0)44/241 66 77, Fax: 0041-(0)44/242 08 58
E-Mail: redaktion@vorwaerts.ch
Internet: www.vorwaerts.ch

vorwärts erscheint 14-täglich,
Einzelnummer: Fr. 4.-
Jahresabo: Fr. 160.-, reduziert (AHV, Stud.) 110.-
Probeabo: 5 Ausgaben für 10 Franken


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2009