Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE


OSSIETZKY/1118: Selbstmörderische Kriegspolitik


Ossietzky - Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft
Nr. 9 vom 30. April 2022

Selbstmörderische Kriegspolitik

von Wolfgang Herzberg


Es ist zum Verzweifeln: dem westlich dominierten, gesellschaftspolitischen Kriegsirrationalismus sind wir scheinbar wort- und tatenlos ausgeliefert. Wie ohnmächtig! Die warnenden und vernünftigen Gegenstimmen und Friedensappelle werden, wie Kassandrarufe, im ideologischen Höllenfeuer von Kriegstreibern, Politikern und Massenmedien, Tag und Nacht, marginalisiert, als "fünfte Kolonne Moskaus" diffamiert und zu Asche verbrannt. Kommentatoren, darunter auch viele Journalisten und Journalistinnen einst "kritischer" Medien, gießen, unter dem Beifall des erregungsfreudigen Publikums, immer mehr Öl ins Feuer der westlichen Profitmaximierung und ihrer Nato-Kriegsführung in der Ukraine. Ja, Politiker und Politikerinnen entschuldigen sich sogar für ihre einstige, zwar halbherzige, aber einzig richtige Koexistenzpolitik. Anstatt, alternativlos, maximale diplomatische und finanziellen Mittel aufzubieten, um das sinnlose Blutvergießen aller Seiten zu verhindern und eine friedensstiftende Kompromisslösung zu erzwingen - gerade auch von deutscher Seite, die einst so viel Leid nicht nur über Ukrainer und Russen gebracht hat -, fabuliert alle Welt nur noch von "schweren Waffen". So aber treiben wir immer weiter in eine nie dagewesene, irreparable, ökologische, soziale und atomare Katastrophe. Dabei will man uns auch noch zynisch weismachen, dass wir keine Kriegs-, sondern eine Friedenspartei seien, dass die "heldenhafte" Ukraine für uns, für die "freie Welt" in die Schlacht zieht.

Solche ideologischen Wahnvorstellungen blenden vollkommen aus, dass die vorgeblich verteidigten "bürgerlichen Freiheiten", die zu schützende "Demokratie" bisher allenfalls einer Minderheit wohlhabender Mittel- und Oberschichten zugutekommen, gleichzeitig aber dabei eine permanente Sklaverei von Milliarden Prekären und Elenden auf dieser Welt in Kauf genommen wird. All die selbsternannten Verteidiger "des Westens" können und wollen, aus egoistischem Eigeninteresse, nicht begreifen, dass ihr Streben nach Profitmaximierung auch einem ununterbrochenen Vernichtungskrieg gegen die natürlichen Lebensgrundlagen dieser Erde gleichkommt. Und sie können und wollen, aus egoistischem Eigeninteresse, nicht begreifen, dass immer mehr Nato-Unterstützung und mörderische Waffen für den Krieg unserer ukrainischen "Stellvertreter" immer mehr Zerstörung, Tote und Flüchtlinge, in alle Himmelsrichtungen, zuallererst aber bei den Ukrainern und Russen hervorbringen, denen angeblich durch immer mehr Waffen der Frieden gebracht werden soll.

Umso mehr dieser permanente, weltweite Wirtschafts-, Ökologie- und Militärkrieg der westlichen Welt vorangetrieben wird, umso höher wird der todbringende Preis, den die ganze Menschheit dafür zu zahlen hat. Politik und Medien wollen uns ununterbrochen glauben machen, dass nur eine aggressive Konfrontationspolitik gegen Russland und China dem Weltfrieden dient, obwohl damit spätestens seit 1990 genau das Gegenteil erreicht wurde. Das an diesem westlich-amerikanischen Wesen die Welt genesen soll, ist nur eine globale Transformation des einstigen deutschen Größenwahns und Russen-Hasses! Doch die Paradoxie dieser westlichen Ideologie und des imperialen Handelns sowie der dadurch manipulierten und paralysierten Öffentlichkeit wird wohl die wirklichen Ursachen dieser selbstmörderischen, globalen Todesspirale erst dann dämmern, wenn es endgültig zu spät ist und wir alle in der Apokalypse eines 3. Weltkrieges verglühen.

*

Quelle:
Ossietzky - Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft
25. Jahrgang, Nr. 9 vom 30. April 2022, S. 295-296
Redaktion: Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
E-Mail: redaktion@ossietzky.net
Internet: www.ossietzky.net
 
Ossietzky wurde 1997 von Eckart Spoo begründet und erscheint zweiwöchentlich.
Einzelheft 2,80 Euro, Jahresabo 65,- Euro (Ausland 94,- Euro) für 25 Hefte frei Haus.
Halbjahresabo 35,- Euro für 12 Hefte frei Haus.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 21. Mai 2022

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang