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LICHTBLICK/241: Buchvorstellung - "Auf Abwegen - Wenn Jugendliche kriminell werden"


der lichtblick - Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Heft Nr. 378 - 1/2019

Buchvorstellung
Auf Abwegen - Wenn Jugendliche kriminell werden


Werner Gloss erklärt anhand mehrerer Fallbeispiele, wie aus Kindern, die Probleme haben, Jugendliche werden, die Probleme machen. Der Autor vermittelt anschaulich kriminologische und strafrechtliche Hintergründe. Darüber Verschieben von Werten und Normen. Darüber hinaus bietet das Buch Tipps für den Umgang mit den Konsequenzen der Straftat.

Die erzählten Kapitel beleuchten die emotionale Situation und zeigen ein breites Spektrum an Problemlagen, denen Eltern jugendlicher Straftäter ausgesetzt sind. Aus den Schilderungen der Schicksale in dem Buch können Einblicke in strafrechtliche Aspekte gewonnen werden, die relevant wenn Jugendliche auf Abwege geraten. Der Autor meint: "Kriminalität belastet Lebensläufe und verbaut Zukunftschancen". Er richtet sein Werk an Menschen, die Jugendlichen zur Seite stehen möchten, wenn diese mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.

Im Vorwort erklärt er, wenn und wie die Welt aus den Fugen gerät und wenn die Chancen ungenutzt bleiben und die Jugendlichen in gewisser Weise selbst Opfer der Verhältnisse werden. Die Einordnung abweichenden Verhaltens ist schwierig. Darum bedarf es eines Gespürs, um die Relevanz des Fehlverhaltens zu vermitteln.

Darüber hinaus zeigt er das große Spektrum zwischen Kapitalverbrechen und jugendlicher Dummheit auf. Der große Unterschied besteht darin, dass Erwachsene nach einer Straftat zur Verantwortung gezogen werden und Jugendliche dagegen zur Verantwortungsübernahme erzogen werden. Gloss beschreibt die Jugendkriminalrechtspflege als eine Mischung aus Schullandheim und Strafanstalt. Die einzelnen Tatbestände müssen beleuchtet werden, damit der Jugendliche in Zukunft ohne Straftaten durchs Leben geht. Jugendliche auf Abwegen benötigen Hilfe und Orientierung von außen.

Was dieses Buch so spannend und lesenswert macht, ist der kritische Blick auf die Eltern. Viele Eltern gehen davon aus, dass sie alles über ihre Kinder wissen oder doch wissen müssten. Daraus erfolgt schnell das Gefühl der Überforderung, wenn Schlag auf Schlag neue verstörende Tatsachen ans Licht kommen, weil Sohn / Tochter ein regelrechtes Doppelleben führten. Das Vertrauen der Eltern ist nachhaltig erschüttert. Sie müssen nun die unerbittliche Realität zur Kenntnis nehmen. Die eingeschränkte Wahrnehmung der Eltern kann dann mitunter zu herben Enttäuschungen führen. Das Ermittlungsverfahren bedeutet dann das Aufschlagen in der Realität. Eltern müssen sich auch den unangenehmen Wahrheiten die von Drogen stellen, je früher desto besser. Die Faszination, die von Drogen ausgeht, das Gefühl von Macht oder der Reiz des Risikos führen für den Jugendlichen zu einem Verschieben von Werten und Normen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, z.B. ein Mangel an Resilienz. Die Unfähigkeit, sich schädlichen Einflüssen zu entziehen bzw. ihnen zu widerstehen, spielen dabei sicherlich eine erhebliche Rolle.

Das Buch vermittels so eindringlich die Problematiken, die beim Eintritt in die Straffälligkeit von Jugendlichen entstehen. Hierbei wird die komplette Klaviatur von Prävention und strafrechtlichen Hintergründen beleuchtet und ist hilfreich für Heranwachsende und Eltern. (N. K.)

Werner Gloss
Auf Abwegen
Wenn Jugendliche kriminell werden
Ch. Links Verlag 2018
Broschur
240 Seiten
18,00 Euro

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Quelle:
der lichtblick, 51. Jahrgang, Heft Nr. 378 - 1/2019, Seite 28
Unzensierte Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Herausgeber: Redaktionsgemeinschaft der lichtblick
(bestehend aus Insassen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel)
Seidelstraße 39, 13507 Berlin
Telefon: 030/90 147-23 29
Fax: 030/90 147-21 17
E-Mail: gefangenenzeitung-lichtblick@jva-tegel.de
Internet: www.lichtblick-zeitung.org
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2019

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