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IMI/651: Der Irak im Vielfrontenkrieg


IMI - Informationsstelle Militarisierung e.V.
IMI-Studie Nr. 2015/01, vom 27. Januar 2015

Der Irak im Vielfrontenkrieg
"Islamischer Staat", irakischer Aufstand und das Erbe der Besatzung

von Joachim Guilliard



Inhaltsverzeichnis

ISIL - ein Produkt des Westens
Kämpfer "made in America"
Zurück ins Mittelalter
Willkommenes Monster

Mehr als "ISIL" - Volksaufstand in sunnitischen Provinzen
Vom gewaltfreien Protest zum Aufstand
Gewalt gegen zivile Protestbewegung
Der dritte Feldzug gegen Falludscha
Wiederbelebung des bewaffneten Widerstands
Machtverhältnisse im Aufstandsgebiet
Pakt mit dem Teufel?
Stärke heruntergespielt
"Amman Konferenz zur Rettung Iraks"
US-Luftangriffe auch gegen sunnitische Opposition

Jenseits von ISIL - Gräueltaten regierungsnaher Milizen
Teufelskreis religiös motivierter Gewalt
Schiitische Milizen und Peschmergas - Verbündete und Gegner

Im Aufwind - die Kurden
"Umstrittenen Gebiete"
Eigenmächtige Ölgeschäfte
Verlässlichster Partner des Westens

Krieg gegen den Wiederaufbau eines einigen, souveränen Irak
Regierungswechsel - Chancen für eine politische Lösung?
USA und Iran einig gegen Wiedererstarken Iraks



Nach zweieinhalbjähriger Pause greifen US-amerikanische Kampfjets seit dem 8. August 2014 wieder Ziele im Irak an. Wenn Anfang 2015 die von Obama bereits autorisierte Truppenaufstockung abgeschlossen sein wird, werden wieder über 3000 US-Soldaten offen in dem Land operieren werden, das sie Ende 2011 verlassen mussten.[1] Im Bündnis mit anderen Nato-Staaten und den arabischen Golfmonarchien weiteten sie ihre Angriffe im Rahmen ihres Kampfes gegen den "Islamischen Staat" auf syrisches Territorium aus. Syrien wurde so nach Afghanistan, Pakistan, Jemen, Somalia, Libyen und Irak zum siebten Land der islamischen Welt, das US Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama in seiner sechsjährigen Amtszeit bombardieren lässt.

Im Unterschied zu seinem Vorgänger, George W. Bush, erhält US Präsident Obama für seine neuen Kriegseinsätze breite Unterstützung bis hinein in die Linke. Dramatische Berichte über die Vertreibung von Christen und Yeziden durch die brutale Miliz "Islamischer Staat", die im Norden Iraks bis fast an die Grenzen des kurdischen Autonomiegebietes vorgerückt ist, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Sogar von "Völkermord" war schon wieder die Rede.

Nun waren die in der Region meist noch mit dem bisherigen Namen "Islamischer Staat im Irak und der Levante" (ISIL oder arabisch Daish) bezeichneten al-Qaeda nahen Dschihadisten keine neue Erscheinung. Doch solange sie ihre Blutspur allein in Syrien zogen, hat man sie nur verbal verurteilt, faktisch aber weiterhin - als Teil der gegen die Assad-Regierung kämpfenden Allianz - unterstützt.[2] Zur zu bekämpfenden Bestie wurde ISIL erst, als seine Vorstöße im Irak bis in die, von den irakischen Kurdenparteien KDP und PUK kontrollierten Gebiete reichten und damit unmittelbar die sich dort befindlichen Öl- und Gasfelder bedrohten, auf denen westliche Ölkonzerne aktiv sind.

Mit der direkten militärischen Intervention und der erneuten Stationierung eigener Truppen im Irak will die Obama-Regierung nicht nur die aus dem Ruder gelaufene Miliz zurechtstutzen und das Regime in Bagdad stabilisieren, sondern auch den geschwundenen Einfluss im Land wieder stärken. Die irakischkurdischen Partien nutzen die Gelegenheit, um die faktische Unabhängigkeit der von ihnen kontrollierten Gebiete weiter voranzutreiben.

Indem das ganze Geschehen, wie schon während der US-Besatzung, auf die Auseinandersetzung mit islamistischen Terrortruppen reduziert wird, wird erneut der Kampf breiter Bevölkerungsschichten gegen das von der Besatzung geschaffene Regime ausgeblendet. Genauso verhält es sich mit der brutalen Gewalt irakischer Regierungskräfte und regierungsnaher schiitischer Milizen, die der von ISIL kaum nachsteht und bisher wesentlich mehr Todesopfer forderte. Durch die Fokussierung auf den zur Inkarnation des Bösen hochstilisierten ISIL konnte auch die öffentliche Zustimmung für ein direktes militärisches Eingreifen in Syrien gewonnen werden, das ein Jahr zuvor noch aufgrund der breiten Opposition abgeblasen werden musste.

In Syrien bombardieren die Staaten, die hauptsächlich für die eskalierende Gewalt dort verantwortlich sind - also eine "Koalition der Schuldigen"[3] - nun in erheblichem Maß auch die syrische Infrastruktur, während sie gleichzeitig weiterhin die islamistischen Milizen, die gegen die Assad-Regierung kämpfen, unterstützen und das Nato-Mitglied Türkei die Grenzen auch für ISIL-Kämpfer und ihren Nachschub sowie deren umfangreichen Schmuggel mit syrischen Öls offen hält.

Auch die Bundesregierung ist diesmal mit dabei. CDU und SPD nutzten die Stimmung, um eilig 600 Tonnen Kriegsgerät (darunter 120 Panzerfäuste, 20 Boden-Boden-Raketen vom Typ Milan und 4.000 Sturmgewehre) an die irakische Demokratische Partei Kurdistans (KDP) zu liefern,[4] die im kurdischen Autonomiegebiet regiert. Zusätzlich billigte das Kabinett Mitte Dezember 2014 die - verfassungswidrige, wie etwa der Völkerrechtler Stefan Talmon kritisierte [5] - Entsendung von 100 Bundeswehrsoldaten zur Ausbildung kurdischer Kämpfer. Durch diese Unterstützung eines nichtstaatlichen Akteurs in ein Krisengebiet, mit der die Bundesregierung am Parlament vorbei in einen bewaffneten Konflikt intervenierte, fegte sie gleich drei bisherige militärische Selbstbeschränkungen deutscher Politik zur Seite - und demonstrierte so deutlich, wie sie sich die seit einiger Zeit so vehement geforderte Übernahme "größerer Verantwortung" durch Deutschland konkret vorstellt.


ISIL - ein Produkt des Westens

Der Vorläufer von ISIL entstand ab 2003 im besetzten Irak, als sunnitische Extremisten aus diversen Kampfgebieten der Welt ins Land strömten, das bis dahin keinerlei Basis für dschihadistische Gruppen bot.

Prominent wurde die Gruppe um den Jordanier Abu Musab al-Zarqawi (die "Organisation der Basis des Dschihad in Mesopotamien"), die aufgrund seiner Beziehungen zu Al-Qaeda von westlichen Beobachtern als "Al-Qaeda im Irak" (AQI) bezeichnet wurde. Diese schloss sich mit ähnlich gesinnten Gruppen im "Schura-Rat der Mudschaheddin im Irak" zusammen, der 2006 die Errichtung eines "islamischen Emirats" bzw. "Staates" im Irak (ISI) ausrief. Finanziert und ausgerüstet wurden die Gruppierungen schon damals vor allem von Sponsoren aus den Golfmonarchien.

Obwohl ihre, stark vom Wahabismus, der extremistischen Staatsreligion Saudi-Arabiens beeinflusste Ideologie mit dem traditionellen Religionsverständnis irakischer Sunniten nichts gemein hat, wurden sie zunächst als kompromisslose, kampferprobte und gut bewaffnete Kämpfer gegen die Besatzer begrüßt. Für viele, unter Kriegs- und Embargo-Bedingungen aufgewachsene junge Männer, die nach dem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch des Landes ohne Perspektive bei ihren verarmten Familien lebten, waren ihre Radikalität und ihre Soldzahlungen durchaus attraktiv. Vor allem arbeitete ihnen die sektiererische Teile-und-Herrsche Strategie der Besatzer zu, die schiitisch-islamistische Kräfte an die Spitze des neuen Regimes stellten und sunnitische Nationalisten mit aller Gewalt zu neutralisieren suchte. Sie installierten ein schiitisch-islamistisches Regime und initiierten eine sehr selektiv angewandten "Ent-Baathifizierung", die unter Sunniten selbst einfache Mitglieder der einstigen Einheitspartei um ihre Jobs brachte.[6]

"Die sunnitische Bevölkerung zahlt für die Unterstützung der Terroristen keinen Preis", zitierte Newsweek 2005 einen Offizier aus dem Pentagon. "Aus ihrer Sicht ist das kostenlos. Wir müssen diese Gleichung ändern."[7] Deshalb investierten die USA, wie der britische Guardian und die BBC berichteten, acht Milliarden Dollar in den Aufbau von Spezialkommandos und Todesschwadronen, überwiegend aus den Reihen radikal-schiitischer Milizen.[8] Mit deren Hilfe führten die Besatzer ab 2005 unter Leitung von US-General David Petraeus einen schmutzigen Krieg gegen die gesamte Bevölkerung der - mehrheitlich sunnitischen - Zentren des Widerstands. [9] Dieser schmutzige Krieg eskalierte im Zusammenspiel mit dem Terror der al-Qaeda-nahen Gruppen ab 2006 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Hunderttausende Tote und Millionen Flüchtlingen waren die Folge.

Auch die sunnitischen Besatzungsgegner mussten bald feststellen, dass die sunnitischen Extremisten den irakischen Kriegsschauplatz nur für ihr universelles Ziel des Aufbaus eines islamischen Gottesstaates missbrauchten und zu Mitteln griffen, die absolut inakzeptabel waren und dem Widerstand massiv schadeten. [10] Zum offenen Konflikt kam es, als die Gruppen vielerorts versuchten, gewaltsam die örtliche Kontrolle zu übernehmen. Oft waren es nichts weiter als Banden junger Männer, die unter Berufung auf Al-Qaida die Bewohner tyrannisierten und Geld erpressten.

Die Dschihadisten erwiesen sich damit für die Besatzer im Kampf gegen den patriotischen Widerstand als überaus nützlich. Sie schwächten diesen durch ihre Auseinandersetzungen nicht nur militärisch, sie lieferten mit ihren Terroranschlägen gegen schiitische Gläubige, religiöse Einrichtungen etc. vor allem auch Steilvorlagen für die westliche Propaganda zur Diskreditierung des bewaffneten Widerstands allgemein und torpedierten die zunächst erfolgversprechenden Ansätze eines Zusammengehens säkularer, sunnitischer und schiitischer Besatzungsgegner. Die wichtigsten Widerstandsgruppen schlossen 2006 schließlich ein Bündnis gegen ISI. Parallel dazu entstand die sogenannte "Al-Sahwa"- oder "Erwachen"-Bewegung: sunnitische Bürgerwehren (von US-Stellen gerne "Söhne Iraks" genannt), aus ehemaligen Guerilla-Kämpfern und Stammeskriegern, die von den Besatzern Sold und Ausrüstung für den Kampf gegen die dschihadistischen Gruppen erhielten.[11] Mit vereinten Kräften wurden sie schließlich weitgehend zerschlagen.[12] Ende 2010 war die Stärke von ISI auf maximal 1000 Kämpfer geschrumpft.[13]


Kämpfer "made in America"

Der NATO-Krieg gegen Libyen und der von außen angefeuerte bewaffnete Aufstand in Syrien schufen jedoch bald die Basis für ein Revival. Im Krieg zur Unterwerfung Libyens waren von den USA, England und Frankreich 2011 Zehntausende Islamisten ausgerüstet und teils auch ausgebildet worden, denen mit dem Zusammenbruch des Staates große Mengen weiterer Waffen in die Hände fielen. Ein großer Teil davon floss über Jordanien und die Türkei nach Syrien.[14] Auf demselben Weg strömten auch Tausende Kämpfer aus Libyen, Afghanistan, Irak, Tschetschenien und vielen anderen Ländern nach Syrien, um dessen verhasstes, weitgehend säkulares Regime zu stürzen.[15] Geld, Waffen und Material flossen aber auch aus den USA und den Golfstaaten an die aufständischen Gruppen. Offiziell waren sie für die "moderaten Aufständischen" bestimmt, vor Ort gab es jedoch so eine klare Trennung zwischen "moderaten" und radikalen Islamisten nicht. Der größte Teil ging, wie auch ein erheblicher Teil der Kämpfer, zu den Gruppen über, die sich als am schlagkräftigsten und finanzstärksten erwiesen - und dies waren die Al-Nusra-Front und ISI, der sich als "Islamischer Staat im Irak und der Levante" (ISIL) nach Syrien ausgedehnt hatte.[16]

Weil "die Türken ... die Saudis und die Emirate unbedingt Assad stürzen wollten, haben sie sogar einen Stellvertreterkrieg zwischen Sunniten und Schiiten in Kauf genommen und für Hunderte von Millionen Dollar Zehntausende von Tonnen Waffen an alle geliefert, die Assad bekämpfen wollten, auch an Al-Nusra, Al-Qaida und die radikalen Dschihadisten, die aus allen Teilen der Welt herbeigeströmt sind," gab Vizepräsident Joe Biden in einem schwachen Moment vor Studenten der Harvard University Press.[17] Die Rolle der USA und der anderen Nato-Mächte überging er dabei geflissentlich.

Ohne den Segen aus Washington würde die Türkei wohl kaum den islamistischen Kämpfern Bewegungsfreiheit in den türkischen Grenzgebieten gewähren und ihren Geheimdienst den Nachschub aus Saudi-Arabien und Katar zur Grenze transportieren lassen. Tatsächlich trainierten auch eigene Berater zusammen mit britischem und französischem Militär "FSA-Kämpfer" in Jordanien im Umgang mit modernen Waffen, obwohl für jeden der es wissen wollte, abzusehen war,. dass viele der Rebellen, die diese Spezialausbildung erhielten, später zum ISIL oder zur Al-Nusra Front überlaufen würde. [18] "Wir hatten schon zu einem frühen Stadium Informationen ..., dass Leute, die die USA und ihre Verbündeten ausgebildet haben, um in Libyen und Syrien für 'Demokratie' zu kämpfen, eine dschihadistische Agenda verfolgen," teilte z.B. auch ein hochrangiges Mitglied eines arabischen Geheimdienstes der Washington Post mit.[19]

Ein Kämpfer aus Bengazi schildert der Washington Post, wie er und andere Libyer während des Kampfes gegen Gaddafi von französischen, britischen und US-amerikanischen Militär- und Geheimdienstleuten Ausbildung und Ausrüstung erhalten haben, bevor sie 2012 über die Türkei nach Syrien gingen. Zuerst habe er unter dem gekämpft, was die Leute 'Freie Syrische Armee' nennen, doch dann wechselte er zu Al Nusra. Sobald seine Wunden verheilt seien, die in einem türkischen Krankenhaus behandelt wurden, wolle er sich jedoch dem Islamischen Staat anschließen. "Ich bin ein Kämpfer 'made in America' sage ich ab und zu scherzhaft."

Schließlich ist die Finanzierung durch Ölschmuggel aus den besetzten Ölquellen und Raffinerien nur möglich durch die einseitige Lockerung des EU-Embargos für die "syrische Opposition" und die Komplizenschaft der Türkei, in die die Tanklastzüge rollen und von wo es von türkischen Mittelsmänner verkauft wird.

ISIL ist somit offensichtlich das Produkt der Kriege der USA und ihrer Verbündeten gegen den Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien, das Produkt der Zerschlagung dieser Staaten und der Zerstörungen ihrer Gesellschaften.


Zurück ins Mittelalter

Das Ziel von ISIL ist die Wiederherstellung des Kalifats, d.h. die Auflösung des durch die Kolonialstaaten nach dem Ersten Weltkrieg im Nahen und Mittleren Osten geschaffenen Staatensystems und der Wiederaufbau eines einheitlichen islamischen Reiches unter Führung eines Kalifen, der als Nachfolger des Propheten Mohammeds die Herrschaft über alle Muslime ausübt. In seinen Medien stellt sich ISIS nicht als Rebellenarmee dar, sondern als soziale Bewegung mit einem bewaffneten Arm, eine Art "Befreiungsbewegung", die den Grundstein für die Ausbreitung dieses Kalifats legt.[20] Diese Vision ist unter radikalen Islamisten äußerst populär, weit mehr als z.B. die der Al Nusra Front, so Charles Lister, Analyst des IHS Jane's Terrorism and Insurgency Centre gegenüber dem Magazin New York Review of Books.[21] Mit den Verbrechen westlicher Staaten an islamischen Ländern in den letzten Jahrzehnten wuchs die Attraktivität solcher Pläne, vor allem unter dem Heer arbeits- und perspektivloser junger Muslime, massiv.

ISIL strebt nicht den schnellen Sturz der aktuellen Regierungen an, sondern die sukzessive Ausdehnung seines Herrschaftsbereichs. Ihre Stärke gewann die Miliz durch ein zweigleisiges Vorgehen: Durchführung von strategischen Angriffen zur Erbeutung wichtiger Ressourcen wie Waffenlager, Ölquellen oder Getreidespeicher bei gleichzeitiger Vermeidung ausgedehnter Gefechte mit syrischen Truppen, durch die andere regierungsfeindliche Milizen stark geschwächt wurden.[22] Ziel ist in erster Linie die Unterwerfung der Bevölkerung in den eroberten Gebieten, inklusive der Minderheiten, und nicht deren Vernichtung oder Vertreibung. Wer jedoch Widerstand leistet oder sich der auferlegten mittelalterlichen Ordnung widersetzt (zu der z.B. auch die Bezahlung der "Dschizya", der "Schutzsteuer" für Nichtmuslime gehört), wird grausam bestraft, oft exemplarisch exekutiert. Zur Durchsetzung ihres Herrschaftsanspruchs greifen sie häufig auch zur Erpressung, indem z.B. Dorfälteste oder Stammesführer als Geisel genommen und im Falle von Gehorsamsverweigerung der örtlichen Bevölkerung ermordet werden. Als besonders brutal gelten die ausländischen Kämpfer, vor allem aus dem Westen, die nicht nur meist fanatischer sind, sondern auch keinerlei persönliche Beziehung zur einheimischen Bevölkerung haben.

Die Realität des Kalifats sieht dennoch keineswegs so eindrucksvoll aus, wie es in den Medien hier erscheint, schreibt der Arabist Pedro Rojo Pérez.[23] Seine Präsenz im Land ist begrenzt und lückenhaft, staatliche Funktionen nur rudimentär zu erkennen. Im Irak muss ISIL meist parallel zu den Strukturen der lokalen aufständischen Kräfte agieren. Der mit der Ausrufung des Kalifats erhoffte Ansturm neuer Mitkämpfer blieb zunächst aus. Erst mit den Luftangriffen der USA, Großbritanniens und Frankreich wuchs der Zustrom rapide an.

Während in den Medien viel Aufhebens um die Ausrufung des Kalifats gemacht wurde, blieb die breite Ablehnung dieses dreisten Projekts durch sunnitische Organisationen weitgehend unerwähnt. AMSI, die Vereinigung der muslimischen Gelehrten im Irak, deren Ansichten erhebliches Gewicht bei den aufständischen Gruppen haben, verurteilte die Ausrufung scharf. Jegliche Ankündigung eines Staates oder Emirates - sei es ein islamischer oder nicht-islamischer - sei gegen die Interessen Iraks und dessen Einheit gerichtet. Sie werde als Vorwand für die Teilung des Landes dienen und der Bevölkerung schweren Schaden zufügen.[24]


Willkommenes Monster

Solange ISIL nur Städte und Dörfer in Syrien angriff (darunter auch die von Minderheiten wie Drusen, Armenier oder Assyrer) hielt sich die Aufregung im Westen in Grenzen. Erst als er im Irak auch gegen kurdisch kontrollierte Gebiete vorrückte und die Ölfelder Nordiraks bedrohte (sodass westliche Ölkonzerne bereits begannen Personal aus dem Land abzuziehen [25]) füllten dramatische Berichte über seine Gräueltaten die Titelseiten.

An sich klingen die gesicherten Berichte über die brutalen Praktiken der Dschihadisten, wie Massenexekutionen und das Köpfen von Geiseln schon fürchterlich genug, doch würden sie sich damit nur quantitativ von anderen islamistischen Milizen abheben. Durch eine Flut zusätzlicher Schauergeschichten wurde ISIL zur Inkarnation des Bösen schlechthin hochstilisiert, zu dessen Bekämpfung letztlich jedes Mittel Recht ist.

Vieles ist, wie z.B. die in Kurdistan lebende niederländische Journalistin Judit Neurink berichtet, jedoch stark übertrieben oder nur ein Gerücht.[26] So erwies sich z.B. die Meldung, ISIL würde Frauen zur Genitalverstümmelung zwingen, genauso als falsch [27], wie Berichte über den Raub von 400 Millionen Dollar Bargeld aus der Zentralbank von Mosul. [28] Erfüllt von Abscheu sind viele gerne bereit, jede Nachricht über die ISIL-Gräuel zu glauben und weiter zu verbreiten, ohne die Glaubwürdigkeit und Plausibilität zu prüfen. ISIL habe auch, so heißt es, Unmengen an Waffen und Material aus den Kasernen erbeutet, die von der irakischen Armee fluchtartig verlassenen worden waren. Anderseits berichteten irakische Offiziere der Nachrichtenagentur Reuters, sie seien knapp an Waffen und Munition gewesen. Die meisten Panzer, Geschütze und Maschinengewehre seien Anfang des Jahres in die Nachbarprovinz Anbar verlegt worden.[29]

Letztlich arbeiten ISIL und die angreifenden Staaten bei der Eskalation des Krieges Hand in Hand. Während die Dschihadisten ihre Erfolge in ihren Medien gerne aufbauschen und mit ihren Verbrechen auch noch prahlen, sind letztere bemüht, ihre Bestialität und Gefährlichkeit für die gesamte Region noch hochzuspielen.

Sahen sich Washington und London lange einer starken Opposition gegen erneute Kriegseinsätze gegenüber, änderte sich dies schlagartig, als die Dschihadisten vor laufender Kamera US-amerikanische und britische Geiseln köpften und - der Wirkung solcher Bilder sicherlich wohl bewusst - die schockierenden Aufnahmen, mit Unterstützung westlicher Medien, im Internet kursieren ließen.

Geflissentlich wurde beim Entsetzen darüber ignoriert, dass ISIL nicht die einzige Miliz ist, die Gefangenen den Kopf abschlägt und dass diese mittelalterliche Hinrichtungsmethode auch von engsten Verbündeten regelmäßig praktiziert wird. Im August, demselben Monat, in dem die beiden US-Amerikaner abgeschlachtet wurden, lies auch Riad 14 Gefangene köpfen und erhöhte die Zahl solcher Hinrichtungen in diesem Jahr auf über 46. Die Enthauptungen wurden öffentlich übertragen, einige sogar während eines Staatsbesuchs von Obama und Kerry. In keinem der führenden westlichen Medien war auch nur eine Zeile darüber zu lesen. Und so schauerlich die Aufnahmen wirken, so sind sie nicht grausamer als die Exekutionen von Terrorverdächtigen durch von Drohnen abgefeuerte Raketen, die zudem neben den verdächtigen "Zielobjekten" meist viele unschuldige Frauen, Kinder und Männer zerfetzen und auch nicht grausamer als die erneute Tötung unzähliger Unschuldiger durch die neuen Bombardierungen.

ISIL wiederum profitiert von den Luftangriffen der Nato-Staaten, stehen seine Kämpfer nun doch in direkter Konfrontation mit den westlichen "Kreuzrittern".[30] Da Luftangriffe den kleinen beweglichen Einheiten der Miliz wenig anhaben können, werden die Verluste durch den seitherigen Zustrom neuer Märtyrer mehrfach ausgeglichen. Zudem scheinen rivalisierende Gruppen, wie die Al Nusra Front, angesichts des großen gemeinsamen Feindes bereit, ihre Auseinandersetzungen mit ISIL zurückzustellen.


Mehr als "ISIL" - Volksaufstand in sunnitischen Provinzen

Anfang Juni 2014, so das gängige Bild, fiel ISIL in den Irak ein und eroberte in einem Blitzkrieg Mosul und weite Teile der mehrheitlich sunnitischen Provinzen Ninive, Salah ad-Din und Anbar im Norden und Westen des Landes. Nur wenige stellten sich die Frage, wie eine Organisation, deren damalige Stärke in Syrien und Irak zusammen auf höchstens zehn bis fünfzehntausend Kämpfer geschätzt wurde, alleine die Zweimillionenstadt Mosul einnehmen und anschließend eine Reihe weiterer großer Städte an Euphrat und Tigris entlang besetzen konnte.

Tatsächlich fielen Mosul und viele andere Städte infolge eines, von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützten Aufstands. [31] Auch wenn die Initiative von ISIL ausging, der am 6. Juni 2014 mit rund 1.500 Kämpfern westliche Vororte Mosuls angriff, waren es überwiegend lokale Widerstandsgruppen und Stammesmilizen, die innerhalb von drei Tagen die Regierungstruppen mit einer nominellen Stärke von 30.000 Mann [32] in die Flucht schlugen.

Die Aufständischen in Mosul gehören zu einer Allianz, die sich unter dem "Allgemeinen militärischen Rat der irakischen Revolutionäre" (AMRIR) zusammengeschlossen hat. [33] Er war im Sommer 2013 als Reaktion auf die militärische Niederschlagung der Protestkundgebungen gebildet worden und im Januar 2014 mit seinem ersten Kommuniqué offiziell in Erscheinung getreten. Darin hebt er hervor, dass er eine irakisch-patriotische, nicht-konfessionelle Bewegung vertrete, die vor allem von den irakischen Stämmen getragen werde.

In ihm vereint sind regionale und städtische Militärräte, die zum Schutz vor Regierungstruppen gebildet wurden, Stammesräte und arabisch- nationalistische, überwiegend sunnitische Widerstandsgruppen, die bis Ende 2011 gegen die Besatzer gekämpft hatten.[34] Die militärische Führung übernahmen hohe Offiziere der früheren irakischen Armee, die 2003 von den Besatzern aufgelöst wurde.[35] Die bewaffneten Widerstandsgruppen hatten nach Abzug der US-Truppen ihre bewaffneten Aktionen eingestellt und sich über politische Frontorganisationen der Protestbewegung angeschlossen. Nach den Angriffen der Armee auf die Protestcamps 2013 griffen sie jedoch erneut zu den Waffen. Unter ihnen sind u.a. die "Islamische Armee" - trotz des Namens eher nationalistisch als religiös orientiert, die "Brigaden der 1920er Revolution" und die "Patriotische Islamische Nationale Front Iraks". Diese Front, die laut dem Publizisten und Landeskenner Jürgen Todenhöfer eine führende Rolle bei der Einnahme Mosuls spielte, [36] steht der Baath-Partei nahe, wird Berichten zufolge von General Izzat ad-Duri (bis 2003 zweiter Mann in der Baath und Oberbefehlshaber der irakischen Streitkräfte) geführt und besteht überwiegend aus der "Armee der Männer vom Naqshbandi Orden", in deren Reihen auch schiitische und kurdische Mitglieder kämpfen.

Ebenfalls eine zentrale Rolle spielen im AMRIR der "Oberste Militärrat der irakischen Stammesrevolutionäre" (Higher Military Council of Iraqi Tribal Revolutionaries), eine Koalition von fast 80 sunnitischen Stämmen, organisiert in lokalen und regionalen Militärräten.[37] Diese Stammesräte umfassen vermutlich die meisten Kämpfer.[38] Auf politischer Ebene spielt, wie schon beim Kampf gegen die Besatzung, die Vereinigung der muslimischen Gelehrten im Irak (AMSI) eine führende Rolle. Sie ist die größte Organisation sunnitischer Geistlicher im Land und vertritt 3.000 Moscheen.[39]


Vom gewaltfreien Protest zum Aufstand

Der Fall von Mosul kam keineswegs so überraschend, wie es den Berichten westlicher Medien zufolge scheint. Er bildet nur den bisherigen Höhepunkt eines Aufstands, der sich als Reaktion auf die militärische Niederschlagung einer breiten Protestbewegung, entwickelt hat.

Die Proteste hatten sich ab Winter 2012/2013 vor allem in den überwiegend sunnitischen Provinzen ausgebreitet, wo bald Hunderttausende Woche für Woche auf die Straßen gingen, Protestcamps in den Innenstädten errichteten (darunter das "Occupy Falludscha Lager" [40]) und immer wieder die Fernstraßen nach Jordanien und Saudi-Arabien blockierten.

Auslöser waren Berichte über die Vergewaltigung inhaftierter Frauen durch Sicherheitskräfte und ein erneuter Angriff auf einen hochrangigen sunnitischen Politiker, den Finanzminister Rafia Al-Issawi.[41] Hintergrund war jedoch die sektiererische und repressive Politik des Maliki-Regimes.

Der Abzug der US-Truppen Ende 2011 hatte kurzzeitig einmalige Chancen für eine Entspannung der innerirakischen Konflikte eröffnet.[42] Die Al-Qaeda nahen Gruppen waren militärisch geschlagen. Die nationalen Widerstandsorganisationen hatten mit dem Verschwinden der letzten US-Soldaten ihre bewaffneten Angriffe eingestellt. Viele hatten begonnen, sich an politischen Initiativen und Institutionen zu beteiligen. Bei den Parlamentswahlen 2010 hatten an sich sunnitische und säkulare nationalistische Parteien die Mehrheit der Sitze gewonnen. Mit US-amerikanischer und iranischer Unterstützung konnte Maliki sich jedoch im Amt halten und die Macht weiter in seinen Händen zentralisieren. Ab 2012 drängte er die sunnitischen Organisationen völlig aus dem politischen Spiel und attackierte ihre Führungspersonen direkt. Selbst der sunnitische Vizepräsident, Tarik al-Haschimi, konnte sich nur durch Flucht in die Kurdisch Autonome Region vor Verhaftung und Todesurteil retten.

Kritik am autoritären Kurs Malikis und Zorn über das gleichzeitige völlige Versagen von Regierung und Verwaltung bei der Wiederherstellung der Infrastruktur, staatlichen Dienstleistungen etc. führt im ganzen Land regelmäßig zu Unruhen. Die mehrheitlich sunnitischen Gebiete sind jedoch doppelt betroffen. Sie bekamen in den letzten Jahren nur sehr geringe Anteile der staatlichen Einnahmen und Sunniten sind nach wie vor von Jobs in staatlichen Instituten und Firmen, die im Irak mit Abstand die meisten Stellen bieten, weitgehend ausgeschlossen.[43]

Hinzu kommt die politische Repression. Zigtausende Sunniten, darunter auch 4.500 Frauen sitzen aus politischen Gründen in den Gefängnissen und geheimen Kerkern, Folter und Exekutionen sind, wie Berichte von Menschenrechtsorganisation zeigen, an der Tagesordnung.[44]


Gewalt gegen zivile Protestbewegung

Die Protestbewegung war alles andere als revolutionär. Ihre Forderungen, die in regionalen Koordinierungsgremien formuliert wurden, orientierten sich überwiegend an konkreten lokalen Anliegen und reichten von der Entlassung politischer Gefangener und der Streichung der »Antiterror«- und »Entbaathifizierungs«-Gesetze, über die Wiederherstellung der Basisversorgung sowie staatlicher Dienstleistungen bis hin zu einem Ende des auf ethnischen und konfessionellen Grundlagen basierenden politischen Systems.

Maliki verweigerte jedoch jegliche Verhandlungen und intensivierte stattdessen den Ausschluss der sunnitischen Kräfte, die sich am politischen System beteiligen wollten. Die Protestaktionen selbst bekämpfte er mit gewohnter Härte. Schon in den ersten Tagen wurden mindestens zehn Demonstranten erschossen und über 100 verletzt.[45] Die Protestaktionen, denen sich nun viele prominente sunnitische Politiker und Stammesführer anschlossen, blieben dennoch bis Ende April 2013 überwiegend gewaltfrei. Ein einmaliges Angebot an Maliki, die Konflikte politisch zu lösen, so Vertreter von Gruppen, die zuvor bewaffnet gegen die US-Truppen gekämpft hatten, aber keinen innerirakischen Krieg wollten. [46]

Nachdem am 23. April 2013 Malikis Truppen dann aber beim Sturm auf ein Protestcamp in Hawidscha bei Kirkuk das Feuer eröffneten, über 50 Demonstranten töteten und 110 verwundeten, griffen viele wieder zu den Waffen.[47]


Der dritte Feldzug gegen Falludscha

Als Malikis Truppen Ende Dezember 2013 das Protestcamp im Zentrum Falludschas stürmten und erneut ein Blutbad anrichteten, ging die Stadtbevölkerung auf die Barrikaden und trieb Armee und Nationalpolizei aus der Stadt. Ein aus Stammesführern, ehemaligen Armee-Offizieren, Geistlichen und anderen führenden Persönlichkeiten gebildeter "Militärischer Rat" übernahm die Kontrolle.

Das weitere Geschehen und die Berichterstattung darüber sind symptomatisch. ISIL-Kämpfer nutzten die Situation, drangen in die Stadt ein und verkündigten mit ihrer üblichen Dreistigkeit, sie hätten nun die Kontrolle über die Stadt übernommen. Bilder von ISIL-Fahnen auf einigen Verwaltungsgebäuden gingen um die Welt. Tatsächlich hingen sie nur wenige Minuten. Die lokalen Kräfte trieben, wie die International Crisis Group (ICG) ermittelte, die Dschihadisten rasch wieder an den Rand der Stadt zurück.[48] Auch in den folgenden Monaten konnte ISIL nur vom Rand der Stadt aus operieren. Dennoch berichten die Medien seither, Falludscha sei in der Hand von ISIL und bekam Bagdad internationale Unterstützung für die folgenden Luft- und Artillerieangriffe auf die angebliche "Terroristen-Hochburg".

Die USA gaben nun Waffenlieferungen frei, die seit langem auf Eis lagen und auch die UN-Mission im Irak stellte sich hinter die Maliki- Regierung, ohne ein einziges Mal mit Vertretern des Militärrates der Stadt zu sprechen. Sie unterstützte die Belagerung Falludschas, obwohl bereits im Januar 2014 mindestens 109 Zivilisten durch Artilleriebeschuss getötet und 632 verwundet worden waren.

Die Bürger Falludschas hatten nichts für ISIL übrig, so die ICG in ihrem Report über die Ereignisse, aber die fortwährenden Angriffe steigerten Woche für Woche den Hass auf Zentralregierung und Armee, während die militärische Stärke der Dschihadisten half, die Angriffe der Armee immer wieder zurückzuschlagen. Dies wiederum konnte die Regierung zur Rechtfertigung weiterer Angriffe nutzen - ein Teufelskreis, so die ICG, aus dem die Stadt in der Folge nicht mehr heraus kam.

Nach den verheerenden Angriffen der US-Armee im April und November 2004 ist dies nun der dritte Feldzug gegen die Stadt, wie damals unter dem konstruierten Vorwand des Kampfes gegen Al-Qaeda-nahe Gruppen.

Neben Maliki profitierte davon auch ISIL, der durch seine Verdienste bei der Verteidigung Falludschas erstmals seit 2008 wieder eine gewisse Basis im Land aufbauen konnte.


Wiederbelebung des bewaffneten Widerstands

Die Bomben auf Falludscha schürten die Wut innerhalb der gesamten sunnitischen Bevölkerung. Massive Luftangriffe auf Wohnviertel und das Zentralkrankenhaus in Falludscha im Mai 2014 dürften das Fass zum Überlaufen gebracht haben. In Ramadi hatte das Gros der Stämme anfänglich die Präsenz von ISIL in der Stadt und seiner Umgebung aktiv bekämpft. Von nun an wurde er auch für sie, wie wohl für die meisten Sunniten gegenüber dem Maliki-Regime zum kleineren Übel. Auch ein Teil der ehemaligen "Sahwa-"Führer schloss sich nun dem Kampf gegen das Regime in Bagdad an. "In der Vergangenheit haben wir gegen al-Qaida gekämpft und wir haben die Gegend von ihnen befreit", so beispielsweise Scheich Ali Hatem Suleiman, Chef des größten irakischen Stammes. "Doch dann übertrugen die Amerikaner die Kontrolle über den Irak an Maliki und der fing an, jene Stammesführer, die den Kampf gegen al-Qaida angeführt hatten, zu inhaftieren, zu töten oder ins Exil zu treiben." [49]


Machtverhältnisse im Aufstandsgebiet

Auch westliche Medien mussten feststellen, dass weite Teile der Bevölkerung die Vertreibung der Regierungskräfte aus Mosul und anderen Städten als Befreiung feierten [50] und der größte Teil der Flüchtlinge nicht vor islamistischen Kämpfern floh, sondern aus Angst vor Gegenangriffen der Regierung.[51] "Wir erhielten Mitteilungen von den Aufständischen, in denen sie versicherten, dass niemandem ein Leid geschehe und alle Minderheiten durch sie geschützt würden", teilte Ali Aziz, Mitarbeiter einer humanitären Organisation, dem Guardian mit. "Sie waren wirklich willkommen und wir sind überglücklich, sie, statt die blutigen, brutalen Kräfte Malikis hier zu haben." Sympathien für ISIL hätten die Bürger Mosuls so wenig wie für Maliki, so die befragten Stadtbewohner, Sie fühlten sich nun aber befreit von einem schrecklichen Alptraum, der sie 11 Jahre lang erstickte. "Die Armee und Polizei hatten nie aufgehört, Leute zu verhaften, einzusperren und zu töten, ganz zu schweigen von Bestechungsgeldern, die sie von den Familien der Gefangenen erpressten." [52]

Begrüßt wurde den Berichten zufolge vor allem der Wegfall der unzähligen Checkpoints und Straßensperren, die Kämpfer unmittelbar nach ihrem Einmarsch mittels Kränen entfernt hatten - ein deutliches Indiz dafür, dass sich die Kämpfer, im Unterschied zur Armee, die eher als Besatzungsmacht fungierte, sicher fühlten. Nun könnten sich alle Zivilisten wieder frei bewegen. Wege, für die man zuvor ein bis zwei Stunden benötigte, schaffe man jetzt wieder in 15 Minuten, so ein Arzt der Stadt.[53]

Der Aufstand weitete sich in den folgenden Monaten noch erheblich aus. Der größte Teil von Ninive, Salah ad-Din und Anbar im Norden und Westen des Landes, weite Teile von Kirkuk und einige Gebiete in Diyala und Babylon - nordöstlich bzw. südlich von Bagdad sind unter der Kontrolle von ISIL und aufständischen Gruppen. Die Lage in den irakischen Gebieten, die auf den Karten westlicher Experten als "ISIS-kontrolliert" gekennzeichnet sind, ist jedoch sehr unübersichtlich. Auch die wahre Stärke der aufständischen lokalen Gruppen sowie die Machtverteilung und das Ausmaß an Kooperation zwischen ihnen und ISIL sind schwer einzuschätzen.

Sprecher von AMRIR und Vertreter der zugehörigen Organisation behaupten beharrlich, die meisten der eroberten Städte und Gebiete würden von "Revolutionären", also von Gruppen ihrer Allianz kontrolliert.[54] Auch Iraks Großmufti Rafi Al-Rifa'i, die höchste sunnitische Autorität des Landes, charakterisierte das Geschehen als eine "Revolution des Volkes" und erklärte, die Zentralregierung würde die Präsenz und die Bedrohung durch ISIL stark übertreiben. Die Miliz kontrolliere keineswegs die ganze Arena und was sie tue, habe nichts mit einem Staat zu tun. Gleichzeitig verurteilte er die Zerstörung von schiitischen Heiligtümern in Mosul durch ISIL, für die die Revolutionäre nicht verantwortlich seien.[55]

Vieles deutet tatsächlich daraufhin, dass die gefürchteten Dschihadisten auch an anderen Orten zwar, wie in Mosul, die Offensive starteten, selten jedoch die alleinige Kontrolle übernehmen konnten, sondern diese meist mit den in den örtlichen Militär- und Stammesräten zusammengeschlossenen Kräfte teilen oder ihnen ganz überlassen mussten. In der Tat gebe es unter den von Aufständischen kontrollierten Gebieten in und um Mosul, Kirkuk und Tikrit definitiv einige, wo die "Naqshbandis die Hosen anhaben", so Michael Knights, Analyst am Washington Institute for Near East Policy, mit der verbreiteten Gleichsetzung von AMRIR und der baath-nahen Naqshbandi-Armee.[56]

ISIL habe seine "Hauptstreitmacht" aus der Provinzhauptstadt Mosul abgezogen, um weiter südlich, bei Tikrit anzugreifen, berichteten Mitte Juli 2014 der Guardian, gestützt auf Aussagen des bisherigen Gouverneurs der Provinz, Athil Nudschaifi, und anderen Quellen aus der Stadt. Ein kleiner Teil sei im westlichen Teil, am rechten Ufer des Euphrats verblieben, der Ostteil Mosuls sei jedoch weitgehend unter Kontrolle der Naqshbandi-Armee, die die ISIL-Flaggen durch ihre eigene ersetzt habe.[57]

Schon wenige Tage nachdem die Regierungstruppen die Stadt aufgegeben hatten, waren Aussagen von Stadtbewohnern zufolge keine auswärtigen Kämpfer mehr zu sehen gewesen. Iraker, überwiegend aus Mosul und meist ehemalige Mitglieder von Saddam Husseins "Republikanischer Garde", hätten die Kontrolle übernommen.[58]

Für die - zumindest anfängliche - Dominanz des AMRIR spricht auch, dass mit Azhar al-Obeidi ein ehemaliger General der irakischen Armee als neuer Gouverneur eingesetzt wurde, der unter Saddam Hussein schon das Amt innehatte. Ähnlich wird auch das Geschehen in Tikrit beschrieben, wo Zeugen vor allem Kämpfer der Naqshbandi Armee beobachtet haben und mit Ahmed Abdul Rashid ebenfalls ein ehemaliger Baath-Funktionär Gouverneur von Salad ad-Din wurde - beide kaum kompatibel mit der Vision der Dschihadisten.[59]

Ein Teil des Territoriums, das der Kontrolle der Zentralregierung entrissen wurde, werde nun von anderen bewaffneten Anti-Regierungs-Gruppen kontrolliert, stellte auch ein Report des Washingtoners "Institute for the Study of War" mit dem Titel "Jenseits des Islamischen Staates: Iraks sunnitischer Aufstand" fest, der auch auf Karten die identifizierten Gebiete anzeigt.[60] Diese Gruppen - genannt werden u.a. die Naqshbandi Armee, die "Brigaden der 1920er Revolution" und die "Islamische Armee" - würden zwar militärisch gegen die Regierung operieren, aber, im Unterschied zu ISIL, keine Zivilisten angreifen. Sie würden ihre Ziele zwar in Form von politischen Forderungen und Lösungsvorschlägen formulieren, in der Praxis würden diese auf eine vollständige Auflösung des aktuellen politischen Systems bedeuten. Aufgrund ihrer breiten Verankerung würden diese Gruppen auch dann der Wiedererlangung der Kontrolle durch Bagdad entgegenstehen, wenn ISIL mit ausländischer militärischer Unterstützung besiegt würde.


Pakt mit dem Teufel?

Während Bagdad seinen Gegner als enge Allianz zwischen ISIL und "baathistischen Kräften" beschreibt, verneinen die meisten oppositionellen Gruppen eine direkte Zusammenarbeit mit ISIL und sprechen von parallelen, aber unkoordinierten Angriffen auf denselben Feind. Dies ist durchaus glaubhaft. Insbesondere ein Bündnis zwischen links-nationalistischen säkularen Baathisten und den Dschihadisten, die sie als gottlose Abtrünnige betrachten, ist extrem unwahrscheinlich. Auch eine direkte Kooperation zwischen ISIL und Islamischer Armee oder den 1920er Revolutionsbrigaden ist angesichts der früheren blutigen Kämpfe zwischen ihnen und dem Vorgänger von ISIL schwer vorstellbar.

"Auch wenn verschiedene Arten von Gewehren auf die Zentralregierung gerichtet sind, so bedeutet dies keineswegs, dass es irgendeine Koordination oder Kooperation gibt", entgegnete der offizielle Sprecher des AMRIR, General Mizher Al Qaissi, auf die Frage von Al Jazeera nach einer Kooperation mit ISIL. "Einige Gruppen haben vielleicht das gleiche Ziel und dieses deckt sich mit unserem Timing, aber wir machen unsere Pläne und führen Belagerungen durch, während diese anderen Gruppen ihre eigenen Pläne und Agenden haben mögen." [61]

Khudair al-Murshidi, Sprecher der irakischen Baath-Partei und Generalsekretär der Patriotischen Islamischen Nationalen Front Iraks, dementierte ebenfalls Berichte über eine Allianz der Baath-Partei und ihr nahestehenden Gruppen mit den Dschihadisten und bezeichnete sie, als "eine extreme, terroristische Bewegung. Die "befreiten Städte" würden von Rebellen kontrolliert und über lokale, neu gebildete Räte verwaltet. [62]

"Wir haben Angst vor ihnen. Sie sind ein Problem. Aber wir müssen Prioritäten setzen", so AMSI-Sprecher Scheich Baschar al-Faidhi. "Wir werden ISIL bekämpfen. Nur nicht jetzt," versichert der Stammesführer. "Wir kämpfen gegen ein Regime, das von den USA, Iran und selbst Russland gestützt wird", erläutert Faidhi weiter. "Der Widerstand hat nur wenige Arme und Beine. Sie kämpfen auch gegen meine Feinde. Also warum sollte ich [jetzt] gegen sie kämpfen?"


Stärke heruntergespielt

Offensichtlich ist ISIL jedoch wesentlich stärker und sein Herrschaftsbereich größer, als es die aufständischen Gruppen glauben machen wollen. Auch in Mosul ist seine Präsenz offenbar stark genug, um Bevölkerungsgruppen, wie die Christen, zu terrorisieren. Diese waren von ISIL vor die Wahl gestellt worden, sich dem Dhimma, dem alten Schutzabkommen für Angehörige anderer Religionen unter islamischer Herrschaft zu unterwerfen, inklusive Bezahlung der früher obligatorischen Kopfsteuer, "Dschizya", oder zum Islam zu konvertieren. Andernfalls bliebe "ihnen nur noch das Schwert." [63]

Die anderen Gruppierungen verurteilen zwar dieses und andere verbrecherische Vorgehen,[64] wollten oder konnten dem aber nichts entgegensetzen, da dies die vollständige Vertreibung der ISIL-Einheiten aus Mosul und damit die direkte Konfrontation erfordert hätte.[65]

Während die dem Iran nahestehende Patriotischen Union Kurdistans (PUK) sofort nach dem Fall von Mosul und anderer Städte begann, zusammen mit schiitischen Milizen den Kampf mit ISIL und den aufständischen arabischen Sunniten aufzunehmen, hielten sich die Peshmergas der stärker mit der Türkei verbandelten KDP anfangs zurück. Die KDP-Führung hatte gute Kontakte zu wichtigen aufständischen Gruppen und hoffte den faktischen Waffenstillstand an den Grenzen der von ihr kontrollierten Gebiete verlängern zu können. ISIL habe aber, so ein KDP-Vertreter, "die arabisch-nationalistischen Gruppen, die in Mosul dominierten, ausgebootet" und im August 2014 eine große Offensive gegen KDP-Gebiete gestartet. Durch die dadurch in Gang gesetzte militärische Eskalation gerieten letztlich die gesamten sunnitischen Regionen in die Konfrontation mit den sich nun verbündenden Kräften der Zentralregierung und der Kurdischen Autonomen Region.[66]

Mit dem Erfolg erhielt ISIL auch erheblichen Zulauf, nicht zuletzt aus dem Ausland. Ging man in Washington im Juli 2014 noch von rund 10.000 Kämpfern aus, schraubte die CIA ihre Schätzung im September auf 20.000 bis 32.000 in beiden Ländern hoch.[67] Inwiefern dies realistisch ist, ist schwer zu sagen, mit Sicherheit nahm die militärische Schlagkraft seiner Verbände erheblich zu und gleichzeitig auch der Teil des Territoriums, das unter seiner Kontrolle steht.

Anfangs noch zurückhaltend ist ISIL vielerorts nun auch dabei, der sunnitischen Bevölkerung seine mittelalterlichen salafistischen Regeln aufzuzwingen. Massive Konfrontationen zwischen ihm und den Widerstandsgruppen sind daher nur eine Frage der Zeit. Erste Zusammenstöße gab es bereits im Frühjahr 2014, im Sommer nahmen sie erheblich zu, als ISIL an einigen Orten versuchte, sie unter seine Führung zu zwingen.[68] Die "Mudschaheddin Armee", während der Besatzung eine der größten Widerstandsgruppen, musste sich z.B. nach schweren Kämpfen aus der Stadt al-Karma in Anbar zurückziehen.

Auch wenn ISIL aus einer großen Zahl einzelner Milizen mit z.T. sehr selbständigen Kommandeuren besteht, stellt er eine vergleichsweise kohärente Bewegung mit einem klaren zentralen Ziel und einer zentraler Führung dar. Er ist wesentlich besser ausgerüstet, verfügt über bessere Ressourcen und ist durch seine Brutalität und Rücksichtslosigkeit militärisch effektiver als die aufständischen Gruppen und Stämme. Diese verfügen jedoch insgesamt über wesentlich mehr Kämpfer. und sind lokal sehr gut in der Bevölkerung verankert. Die militärische Stärke von Widerstandsgruppen wie der Islamischen Armee oder den Naqshbandis ist naturgemäß schwer zu schätzen. Diese beruht nicht allein auf der Zahl der "Vollzeitkämpfer", die vielleicht nur bei mehreren Tausend liegt, sondern in der Fähigkeit, rasch eine erhebliche Zahl von örtlichen Mitstreitern zu mobilisieren.[69]

Vertreter des AMRIR schätzen die Zahl der ihm angeschlossenen Kämpfer auf 75.000. Die meisten befinden sich in Anbar, Salah al-Din und Ninive, zugehörige Gruppen gibt es jedoch auch in den Provinzen Tamim (Kirkuk) und Dyala nördlich von Bagdad, in der Umgebung der Hauptstadt selbst und in den südlichen Provinzen Karbala, Dhi Qar und Maysan. Im Vergleich zu ISIL sind sie aber auf nationaler Ebene nach wie vor noch recht unkoordiniert. [70]

Unabhängig davon, dass der Aufstand vorwiegend von Sunniten getragen wird und sich gegen die schiitisch dominierte Regierung richtet, handelt es sich keineswegs um einen konfessionellen Konflikt. Zu Beginn gab es sogar sehr breite Unterstützung aus dem Süden.[71] Schiitische Stämme und Organisationen, darunter die Bewegung des prominenten Geistlichen Muktada al-Sadr solidarisierten sich mit der Protestbewegung im Norden. Das änderte sich erst als ISIL auf den Plan trat und die sunnitischen Gruppen sich nicht eindeutig von ihm distanzierten. Doch auch noch im Juli 2014 warb mit Ayatollah Mahmoud Al-Hassani Al-Sarkhi ein führender schiitischer Geistlicher um Unterstützung für den Aufstand der Sunniten, da diese unterdrückt würden.[72]

Anderseits sind die Aufständischen natürlich politisch sehr heterogen. Das Spektrum reicht von sozial fortschrittlichen bis religiös-konservativen Kräften. Stärker als ihre Gegnerschaft zu den USA ist bei vielen die Feindschaft zum Iran ausgeprägt. Folgerichtig unterstützen die meisten auch den Aufstand in Syrien gegen die Assad-Regierung. Viele erhalten auch Unterstützung aus dem Ausland, insbesondere aus den benachbarten Golfstaaten, die so - vor allem über Stammesführer - Einfluss auf das Geschehen im Irak nehmen können.


"Amman Konferenz zur Rettung Iraks"

Nach einem ersten Treffen in Irbil, der Hauptstadt der kurdischen autonomen Region [73] kamen die aufständischen Kräfte Mitte Juli 2014 zu einem mehrtätigen Treffen in Amman zusammen, um sich auf ein einheitliches Vorgehen zu einigen. Die auf dieser "Amman Konferenz zur Rettung Iraks" von über 200 Vertretern oppositioneller Gruppen und Stammesführern vereinbarte Koalition umfasst laut Jordan Times den größten Teil der Stammes- und Rebellentruppen im Irak. ISIL wurde nicht eingeladen und ist außen vor. Obwohl arabische Medien breit über die Konferenz und die massive Verärgerung Bagdads über ihre Duldung durch Jordanien, die zur Abberufung des irakischen Botschafters führte, berichteten, war es westlichen Agenturen keine Meldung wert.

In ihrer Abschlusserklärung fordern die Konferenzteilnehmer die internationale Gemeinschaft auf, der legitimen Rebellion, deren Ziel es sei, den Irak und die Region vor einer unsicheren Zukunft und nachteiligen Folgen zu schützen, die nötige Unterstützung zu geben.[74]

Die oppositionelle Allianz fordert die Abschaffung der "Antiterrorgesetze", die Freilassung politischer Gefangener und die Aufnahme von Änderungen in die Verfassung, durch die den "sektiererischen Regierungen" ein Ende gesetzt werde. Keine Einigung konnte offenbar über die künftige Beziehung zu ISIL erzielt werden. Während die meisten zumindest auf Distanz bleiben, wenn nicht aktiv seinen Einfluss begrenzen wollten, drängten einige einflussreiche Stammesführer darauf, die Beziehungen zu den ungeliebten Dschihadisten auszubauen, da diese über besseren Nachschub an Geld und Waffen verfügten als sie.[75]


US-Luftangriffe auch gegen sunnitische Opposition

Während den westlichen Medien zufolge die Provinz Anbar im Oktober fast vollständig unter die Herrschaft ISILs fiel, hieß es auf dem Internetportal von AMSI "Revolutionäre" hätten "die Kontrolle über den Großteil des Territoriums von Anbar übernommen." [76] Berichte aus der Provinzhauptstadt Ramadi legen nahe, dass es nach wie vor weniger Angriffe von außen sind, die die Regierungskräfte in die Flucht schlagen, als lokale Aufständische. So zog sich die Armee am 5. Oktober 2014 kampflos aus dem Stadtgebiet Ramadis in eine Basis außerhalb der Stadt zurück. Anwohner erzählten arabischen Journalisten, die Stadt sei danach praktisch frei von Polizei und Regierungstruppen gewesen und lokale aufständische Gruppen hätten die Kontrolle übernommen. Das gleiche Bild zeigt sich auch in anderen Städten von Anbar.[77]

Folgerichtig werden die Luftangriffe der Nato-Staaten von der sunnitischen Opposition als Angriff auf sich selbst begriffen. Das Land durchlaufe entscheidende Tage und sei mit einem neuen blutigen Krieg konfrontiert, der Jahre dauern und alle Fähigkeiten der irakischen Bevölkerung erfordern werde, heißt es in einer Erklärung des AMRIR vom 20. September 2014 zur Wiederaufnahme der Kriegshandlungen durch die USA. Die US-amerikanische Strategie beruhe auf Luftangriffen und Bodentruppen zur Unterstützung einer konfessionell-sektiererischen Armee, begleitet von einer Mobilisierung schiitischer Milizen, die von iranischen Al Quds Einheiten unterstützt würden. [78]

AMSI schrieb in einer Erklärung zur Ankündigung der US-Regierung, weitere 1500 Soldaten in den Irak zu schicken, sie betrachte diese Erhöhung auf "eine Gesamtzahl von über 3000 Kämpfer im Irak", die "Bildung einer internationaler Koalition, den Aufbau von Militärbasen den Aufbau von Militärbasen im Nordirak, die fast täglichen Luftangriffe und die Bombardierung ziviler Gebiete unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung, als Wiederstationierung von US-Truppen und eine schrittweise Wiederaufnahme der Besetzung des Iraks."

Wenn die Bevölkerung Iraks feststelle, dass ihr eine neue Form der US-Besatzung aufgezwungen werde, so werde sie nicht zögern, wieder zur "Option des Widerstands" zu greifen, diesmal mit einem breiteren zivilgesellschaftlichen Rahmen und "unter Nutzung der Waffen, die von der Armee erbeutet wurden, als sie zu Beginn der Revolution ihre Standorte fluchtartig verließen und unter Ausnutzung der Erfahrungen während der Konfrontationen mit den Besatzungstruppen in den vergangenen Jahren [79]. Auch Muqtada al Sadr droht damit, dass seine "Mahdi-Armee" wieder den Kampf aufnehmen würde: "Wenn Ihr zurückkehrt dann kehren auch wir zurück."[80]


Jenseits von ISIL - Gräueltaten regierungsnaher Milizen

Der Großteil der Aufmerksamkeit der Welt richte sich auf den Islamischen Staat, so Erin Evers, die Irak-Beauftragte von Human Rights Watch, Ende September 2014, "doch dessen aufsehenerregenden Tötungen und Entführungen sind nur ein Teil der Geschichte von abscheulichen Misshandlungen." Dazu gehören auch die, "die irakischen Zivilisten durch Regierungstruppen und schiitischen Milizen erleiden." [81] Sie hatte in den Tagen zuvor Zeugen zur Belagerung von Latifiyya angehört, einer mehrheitlich sunnitischen Stadt im sogenannten "Bagdad-Gürtel", deren Bevölkerungszahl infolge der Angriffe der berüchtigten 17. Division und Milizen, die noch immer unter Kontrolle des Ex-Premiers Nuri al-Maiki stehen, in den vergangenen Monaten von 200.000 auf 50.000 schrumpfte. Dutzende Bürger der Stadt waren entführt und ermordet worden. Anwohner berichten von Exekutionen auf offener Straße, nur wenige Meter von Polizeiposten entfernt. Am 11. Juni 2014 verschleppten Milizionäre 137 Männer von einem Markt der Stadt. Die Leichen von 30 von ihnen wurden gefunden, von den übrigen fehlt jede Spur.


Teufelskreis religiös motivierter Gewalt

Es ist nur eine von Dutzenden solcher Berichte in Latifiyya und anderen Städten im "Bagdad-Gürtel", die Evers hörte. In vielen Gegenden seien die meisten Männer entweder getötet worden oder geflohen. In der Diyala-Provinz überfiel, wie die UNO berichtete, die schiitische "Liga der Gerechten" im August 2014 mehrere Städte, zerstörte zahlreiche Häuser, brannte mehrere sunnitische Moscheen nieder, entführte über 200 Männer und ermordete mehr als 50. [82]

Auch Amnesty International dokumentiert in ihrem 28-seitigen Report Dutzende Fälle von Verschleppungen und Exekutionen durch schiitische Milizen in Bagdad, Samarra, Kirkuk und viele andere Städte im ganzen Land.[83] Allein in Samarra wurden dem Report zufolge seit Anfang Juni 2014 170 junge sunnitische Männer entführt. Dutzende von ihnen wurden später tot aufgefunden, vom Rest fehlt jede Spur. Zum Teil wurden sie wegen des Verdachts der Unterstützung oder heimlichen Sympathie für ISIL ermordet, teils willkürlich als Vergeltung für ISIL-Angriffe. Diese Milizen, "oft von der irakischen Regierung bewaffnet und unterstützt", operieren, so AI mit "unterschiedlichem Grad der Kooperation mit Regierungskräften".

Die Macht der schiitischen Milizen, die z.T. auch vom Iran militärisch unterstützt werden, wuchs ab Juni 2014 massiv, nachdem sich die regulären Streitkräfte als wenig schlagkräftig erwiesen hatten. Sie tragen Uniform, operieren aber völlig außerhalb des Gesetzes. Sie greifen zu den gleichen Mitteln - Verschleppung, Ermordung und Vertreibungen - die sie bereits 2005 bis 2008 massenhaft gegen die sunnitische Bevölkerung anwandten. Mit ihrer Förderung durch die Regierung wand sich, so AI, die Spirale konfessioneller Gewalt durch sunnitische und schiitische Extremisten auf ein Niveau, wie es seit den schlimmsten Tagen zwischen 2006 bis 2007 nicht mehr gesehen wurde. "Indem sie Milizen ihren Segen geben, die routinemäßig solche fürchterlichen Gewaltakte begehen, unterstützt die Regierung Kriegsverbrechen und feuert einen gefährlichen Teufelskreis religiös motivierter Gewalt an, der das Land zerreißt," so Donatella Rovera, Krisenbeauftragte von Amnesty International in der Presseerklärung zum Bericht.[84]


Schiitische Milizen und Peschmergas - Verbündete und Gegner

Mehrere der berüchtigten schiitischen Milizen kämpfen auch gemeinsam mit kurdischen Peschmergas im Nordosten Iraks gegen ISIL. Dabei kommt es, wie die UNO berichtet, häufig zu Racheangriffe auf Sunniten. "Marodierende regierungsnahe Milizen nutzen den Kampf gegen den Islamischen Staat als Vorwand, um sunnitische Gemeinden quer durchs Land zu zerstören", schreibt das renommierte US-Magazin Foreign Policy.[85] Sie hindern sunnitische Familien in ihre zeitweilig von ISIL besetzten Städte und Dörfer zurückzukehren. Häufig kommt es auch zu Brandschatzungen, z.T. werden ganze Dörfer niedergebrannt. Ein Video zeigt, wie schiitische Kämpfer einen Mann köpfen, der der Kollaboration mit ISIL beschuldigt wurde.[86]

Zu den stärksten dieser Milizen gehören die berüchtigten Badr-Brigaden, die seit 2005 Teil der Regierungskoalition sind und unter dem neuen Regierungschef erneut den Innenminister stellen. Sie machen sich keine Mühe, ihr verbrecherisches Vorgehen zu verschleiern. "Die schiitischen Dschihadisten haben das Recht, das Leben und das Eigentum der sunnitischen Araber zu nehmen, die an der Seite ISILs kämpften," so der Kommandeur einer Badr-Einheit, die in der Nähe von Kirkuk operiert. Als Mitkämpfer gilt dabei jeder, der nicht vor ISIL floh. "Wir glauben, dass alle, die unter ISIL-Kommando lebten, ISIL-Mitglieder sind. Es gibt keine Unparteiischen unter der Autorität von ISIL."[87]

Die Badr-Brigaden waren in den 80er Jahren im Iran als Miliz des Obersten Rat der Islamischen Revolution aufgebaut worden, kämpften im Iran-Irak-Krieg auf Seiten Irans und verübten zahlreiche Anschläge im Irak. Ab 2003 wurden sie zu einer der gefürchtetsten Milizen, die für Folter und Mord an Zigtausenden Sunniten und anderen Gegnern verantwortlich gemacht wird.

Als mit dem Amtsantritt der ersten Übergangsregierung im Mai 2005 die Zahl der Attentate, Entführungen und Exekutionen sprunghaft zunahm, machte der damalige Direktor des Menschenrechtsbüros der UNO im Irak hauptsächlich schiitische Milizen und Sicherheitskräfte verantwortlich, die unter Kontrolle des Innenministeriums standen. Geleitet wurde dieses von Badr-Chef Bayan al-Jabr sein Stellvertreter war Adnan al-Asadi, ein weiterer Badr-Kommandant. Während al-Jabr aufgrund seiner offensichtlichen Verstrickungen in die Massenmorde der Todesschwadronen seinen Hut nehmen musste, behielt al-Asadi bis heute seinen Posten und damit die Kontrolle über die Milizen und Sonderkommandos. [88]

Auch heute noch unterhalten sie engste Beziehungen zum Iran. Bilder zeigen den Badr-Chef Hadi al-Amiri zusammen mit Kassim Soleimani, dem Kommandeur der iranischen Eliteeinheit al-Kuds im Kampfgebiet der Miliz gegen ISIL.[89]

Peschmergas und schiitische Milizen sind jedoch alles andere als enge Verbündete. Dort, wo der gemeinsame Feind vertrieben wurde, stehen sie sich sofort feindselig gegenüber. Die Gebiete, die sie von ISIL und sunnitischen Widerstandsgruppen säubern wollen, liegen in dem breiten, an das kurdische Autonomiegebiet angrenzenden Streifen Land, der von den herrschenden irakischen Kurdenparteien zusätzlich beansprucht wird und im Westen als "umstrittene Gebiete" (disputed areas) bezeichnet werden. Beide Seiten sind daher bemüht, erobertes Terrain für sich zu sichern. [90]


Im Aufwind - die Kurden

Hauptnutznießer der aktuellen Entwicklung im Irak sind die nach Unabhängigkeit strebenden Kurden des Landes, allen voran der Barzani-Clan und seine KDP. Insbesondere die offene, an der Zentralregierung vorbei durchgeführte militärische Aufrüstung ihrer Peschmerga-Verbände, die sie seit vielen Jahren vergeblich gefordert hatten, bedeutet einen weiteren großen Schritt voran in Richtung faktische staatliche Unabhängigkeit.

Auch das Zurückweichen der irakischen Armee vor ISIL und den aufständischen Gruppen kam den Kurdenparteien sehr gelegen. Die Peshmergas rückten sofort nach und besetzen nun weitere große Teile des bis zu 100 Kilometer breiten Streifens Landes, das sie jenseits der Grenze der Kurdischen Autonomen Region (KAR) beanspruchen. Während sie nördlich und westlich von Mosul die Gebiete um Sindschar und Tal Afar aufgeben mussten, konnten sie die wesentlich bedeutendere Hauptstadt der Nachbarprovinz, Kirkuk, und ihre Umgebung, in denen die zweitgrößte Erdöllagerstätte des Irak liegt, vollständig unter kurdische Hoheit bringen.


"Umstrittenen Gebiete"

Ein großer Teil dieser "umstrittenen Gebiete" steht bereits seit 2003 unter ihrer Kontrolle, als sie zusammen mit den US-amerikanischen Invasionstruppen einmarschierten. Irakische Armee und Peshmergas standen sich jahrelang schussbereit an der Demarkationslinie gegenüber, mehrfach mussten die Besatzer dazwischen gehen. Die kurdische Regionalregierung (KRG) hat dennoch auch schon für Ölfelder, die in diesen Gebieten liegen, Konzessionen an ausländische Ölkonzerne, darunter Total und die US-Multis Exxon-Mobile und Chevron, vergeben und damit die Spannungen mit der Zentralregierung extrem zugespitzt. Mit dem Abschluss der für Exxon, Chevron und Total außerordentlich vielversprechenden Geschäfte schufen die Kurden jedoch in den beanspruchten Gebieten harte Fakten und konnten darauf hoffen, dass die Multis ihre erheblichen Investitionen zu schützen wissen.

Exxon und Total verschoben ihr Engagement vom Süden in den Norden, da ihnen die Abkommen mit der Zentralregierung, die nur Service-Aufträge für ein bis zwei Dollar pro zusätzlich gefördertem Öl vergab, nicht attraktiv genug erschienen. Chevron hat sich erst gar nicht um solche Aufträge bemüht. Die KRG bietet hingegen sog. "Production Sharing Agreements", die den Konzernen faktisch Anteile an den Ölvorräten verschaffen - Abkommen, die für so leicht zu förderndes Öl völlig unüblich sind und auch von keinem Land der Region gewährt werden.

Auch deutsche Wirtschaftskreise fühlen sich davon angezogen und scheinen die unter kurdischer Kontrolle stehenden Energieressourcen denen im Süden vorzuziehen. Beim Kongress der CDU/CSU über »Außenpolitische Aspekte der deutschen Rohstoff- und Energiesicherheit« am 20. März 2013, am 10. Jahrestag des Irakkrieges, sprach - in Anwesenheit von Vorstandsmitgliedern deutscher Energiekonzerne - auch Nechirvan Barzani, ein Neffe von Massud Barzani und Ministerpräsident der KAR, aber niemand aus Bagdad.[91]


Eigenmächtige Ölgeschäfte

Dennoch hatten sich die Bemühungen der Kurden um größere Unabhängigkeit festgefahren. Sie hatten in den letzten Jahren zwar die Ölförderung auf ihrem Territorium mittels eigenmächtiger Abkommen mit ausländischen Konzernen erheblich ausgebaut und im Mai 2014 auch eine eigene Pipeline in die Türkei in Betrieb genommen, konnten das Öl aber aufgrund des Widerstands der Zentralregierung nur schwer verkaufen. Washington, bemüht das offene Auseinanderbrechen des Iraks zu vermeiden, unterstützte bisher Bagdads Sicht, dass solche eigenmächtigen Verkäufe illegal sind - trotz des Drucks der involvieren Ölkonzerne und der türkischen Regierung.[92] Keiner der riesigen Öltanker, die im türkischen Ceyhan mit kurdischem Öl beladen wurde, konnte seine Ladung bisher legal löschen. Sie dümpelten seit Wochen im internationalen Gewässer, um der von Bagdad beantragten Beschlagnahmung zu entgehen.


Verlässlichster Partner des Westens

Mit dem Vorrücken von ISIS im Irak und dem Kollaps der Regierungstruppen avancierten die irakischen Kurden jedoch plötzlich zur einzigen verlässlichen Kraft. Dies machte nicht nur den Weg frei für direkte Waffenlieferung an Barzanis KDP und den Einsatz der US-Luftwaffe zur Unterstützung ihrer Peschmergas im Kampf um die "umstrittenen Gebiete", sondern könnte auch die Tür für den Export kurdischen Öls zu öffnen. Ende August 2014 verwarf ein US-Gerichtshof das Urteil eines Distrikt-Gerichtes, den vor der texanischen Küste liegenden Tanker United Kalavryta mit Rohöl im Wert von knapp 100 Millionen US-Dollar an Bord zu beschlagnahmen. US-Experten erwarten nun bald auch die Erlaubnis, das Öl in einem texanischen Hafen zu entladen.[93] Die KRG hat seither ein weiteres Dutzend Tanker beladen und auf See geschickt, offensichtlich mit Grund zur Hoffnung, das kostspielige Unterfangen werde sich auszahlen.[94]

Kämpfer von Barzanis Kurdisch-Demokratischer Partei hatten im Juni auch direkt schon die Förderanlagen des Kirkuk- und des Bai Hassan-Ölfeldes requiriert und die dort arbeitenden Angestellten der staatlichen Northern Oil Co vertrieben. Diese Ölfelder haben zusammen eine Förderleistung von rund 500.000 Barrels pro Tag (bpd), ein Fünftel der gesamten irakischen Kapazität [95]. Mitte Oktober 2014 begannen die Kurden daraus auch 200.000 Barrels täglich zu den Raffinerien zu pumpen, die unter ihrer Kontrolle stehen und damit Öl aus eigenen Ölfeldern für den Export frei zu machen. Sie haben ihren Ölexport im Sommer von 180.000 auf 240.000 bpd gesteigert und wollen ihn bis Ende des Jahres auf 400.000 bpd ausbauen. Wohin die illegalen Exporte gehen, bleibt im Nebel. Ein Teil floss im Sommer offenbar nach Ungarn, aber auch Österreich und Deutschland scheinen Anteile erhalten zu haben.[96]

Massoud al-Barzani, KDP-Chef und Präsident der KAR, kündigte auch unmittelbar nach der Übernahme von Kirkuk ein baldiges Referendum über die Unabhängigkeit der von KDP und PUK kontrollierten Gebiete an. [97] Sukzessive werden die eroberten Gebiete in die politischen Strukturen der KAR eingebunden. 24.000 Peschmergas kontrollieren nun Kirkuk und das kurdische Regionalparlament eröffnete Mitte Oktober 2014 bereits eine Repräsentanz in der Stadt, um deren "kurdische Identität zu unterstreichen."

Kirkuk ist jedoch keineswegs überwiegend kurdisch geprägt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war sie mehrheitlich turkmenisch, 1977 stellten schon, nachdem der Bedarf an Ölarbeiter viele arabische Familien in den Norden gezogen hatte (evtl. auch gefördert durch die Regierung), Araber die größte Bevölkerungsgruppe. In der gesamten Provinz betrug ihr Anteil 1997 rund 70 Prozent.[98] Dies hat sich zwar infolge massiver Vertreibungsmaßnahmen von Seiten der Kurdenparteien seit 2003 zugunsten der Kurden verschoben, eine Mehrheit stellen sie jedoch sicherlich noch nicht.

Die neue irakische Verfassung sieht im Artikel 140 vor, dass der Status von Kirkuk per Referendum geklärt werden soll. Da dessen Durchführung die Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen mit Sicherheit explodieren ließe, wurde es auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Artikel 140 sei nun endlich umgesetzt, wenn auch durch besondere Umstände, erklärte nun Barzani im Juni 2014 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Außenminister. Jegliche weitere Diskussion über diesen Artikel sei damit überflüssig. [99] Das sehen die übrigen Bevölkerungsgruppen und die anderen Parteien - unabhängig von Konfession und ideologischer Ausrichtung - naturgemäß anders. Der Widerstand gegen die Annexion ist längst nicht überwunden und wird wieder aufleben, sobald sich die Lage an den anderen Fronten geklärt hat. Der nichtkurdische Teil der Bevölkerung in Kirkuk wird die Herrschaft der Kurdenparteien nie akzeptieren.

Diese wiederum bemühen sich, den Widerstand gegen die Annexion im Keim zu ersticken. So wird offenbar vielen Arabern mittlerweile der Zugang zur Provinzhauptstadt verwehrt. Peschmerga stünden nun an den Checkpoints rund um Kirkuk und hätten die Aufgabe die Zivilisten von Militanten zu trennen, so die Rechtfertigung eines kurdischen Offiziers.[100]

Reporter des niederländischen Fernsehprogramms Nieuwsuur berichten, auch kurdische Peschmergas würden Gefangene exekutieren. Der niederländisch-kurdische Kommandant der "Kurdischen Volksverteidigungskräfte", Serdar Dosky, teilte ihnen mit, als er die Kamera abgeschaltet glaubte, sie würden keine Gefangene machen. "Wir geben ihnen eine Kugel. Eine Kugel kostet 50 Cents. Wir geben ihnen eine zweite Kugel und sind sie los." Peschmergas haben Nieuwsuur zufolge auch aus Rache für die Ermordung kurdischer Kämpfer das arabische Dorf Barzan, nördlich von Mosul, nahe der Grenze zur KAR, vollständig zerstört. [101] KRG-Vertreter bestreiten zwar die Vorwürfe, sie werden aber durch einen Bericht des US-Mediennetzwerks NPR gestützt.[102] Demnach hatten US-amerikanische Luftangriffe bereits einige Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Die Peschmergas sprengten die, die noch standen, in die Luft, damit ihre Bewohner nie mehr wiederkommen. Die Araber seien alle ISIL-Sympathisanten, so kurdische Kämpfer gegenüber NPR. Sie hätten die Peschmergas, die die Gegend zuvor kontrollierten, als Besatzer beschimpft und die sunnitischen Kämpfer als Befreier begrüßt.


Krieg gegen den Wiederaufbau eines einigen, souveränen Irak

Nach längerem Tauziehen wurde Haider al-Abadi im September 2014 als neuer irakischer Regierungschef vereidigt. Amnesty International appellierte an ihn, den Verbrechen der Regierungstruppen und verbündeter Milizen ein Ende zu bereiten und Human Rights Watch fordert Washington auf, die schweren Vergehen der Regierung in Bagdad und ihrer Milizen nicht länger zu unterstützen. "Das ganze letzte Jahr über haben die USA ununterbrochen militärisches Material an Bagdad geliefert", so HRW, trotz vieler dokumentierter "entsetzlicher Verbrechen durch Regierungskräfte", wie "willkürliche Luftangriffe, die in sunnitischen Gebieten Tausende Zivilisten töteten, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen", sowie "ein Justizsystem, das viel häufiger willkürlich als gerecht erscheint." Die Eingliederung schiitischer Milizen in die Sicherheitskräfte habe ein Ausmaß erreicht, das sie nun faktisch ununterscheidbar mache. [103]


Regierungswechsel - Chancen für eine politische Lösung?

Da es offensichtlich ist, dass die repressive, die Sunniten massiv benachteiligende Politik Malikis den Aufstand in den sunnitischen Provinzen provozierte und damit auch den Boden für das Vordringen von ISIL bereitete, hofft man nun im Westen, al-Abaidi werde die Interessen von Sunniten und anderer benachteiligter Bevölkerungsgruppen stärker berücksichtigen. Da den meisten Strategen in Washington bewusst ist, dass ISIL nur im Bündnis mit sunnitischen Kräften zu besiegen ist, ist der Druck auf die neue Regierung groß, zu einem Ausgleich mit "moderaten" sunnitischen Führern zu kommen. Al-Abadi versprach auch bei seinem Amtsantritt, die Bombardierung sunnitischer Städte einzustellen und die Forderungen der sunnitischen Opposition zu prüfen.

Aus deren Reihen kamen ernsthafte Angebote, den Kampf gegen die Zentralregierung einzustellen und gegen ISIL zu kämpfen, wenn Bagdad zentrale Forderungen erfülle. Neben der Einstellung der Bombardierungen waren dies vor allem die Freilassung der Zigtausend politischen Gefangen, einen fairen Anteil an Jobs in Verwaltung und Staatsbetrieben, die Haupt-Erwerbsquellen im Land, und die Rückgabe sunnitischer Stiftungen und Moscheen sowie die Vertreibung schiitischer Milizen aus Bagdad und anderen sunnitischen oder gemischten Städten. [104]


USA und Iran einig gegen Wiedererstarken Iraks

Faktisch ist Al-Abadi bisher jedoch keinen Schritt auf die Aufständischen zugegangen. Sowohl die Luftwaffe als auch die Artillerie feuern weiterhin in Falludscha und anderen sunnitischen Städten auf zivile Ziele. Das Zentralkrankenhaus von Falludscha wurde direkt am Tag nach der Ankündigung Al-Abadis erneut getroffen. Auch im Oktober 2014 gingen die Angriffe weiter und töteten mindestens 178 Menschen und verwundeten 285.[105] Nach AMSI-Angaben sollen im Jahr 2014 allein in Falludscha insgesamt 5400 Zivilisten infolge von Luft- und Bodenangriffen getötet oder verletzt worden sein, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.[106]

Indem auch der neue Regierungschef auf die militärische Karte setzt und Armee und Milizen sunnitische Gebiete unabhängig davon angreifen, ob sie von ISIL besetzt sind oder nicht, bleibt der sunnitischen Bevölkerung kaum eine Wahl, als den Schulterschluss mit ISIL, um im "Kampf ein Gleichgewicht der Kräfte zu erreichen und in der Hoffnung auf einen fairen Anteil an der Macht."[107] Die Frage ist nicht länger, ob die Sunniten ISIL unterstützen oder nicht, so ein Mann aus Hawidscha. "Nun zwingt uns die Not, uns zu verteidigen und die Waffen gegen die angreifenden schiitischen und kurdischen Milizen zu erheben. Und ISIL ist unser einziger Verbündeter in der Region."[108]

Eine grundsätzliche Änderung der Politik Bagdads war von Malikis Nachfolger auch nicht ernsthaft zu erwarten. Wenn nach dem rasanten Aufstieg ISILs die "Unfähigkeit" Malikis und der irakischen Politiker in der Grünen Zone Bagdads allgemein gegeißelt wurde, so wurde geflissentlich übersehen, dass die Politik, die den Irak immer weiter in den Abgrund treibt, bereits unter der direkten US-Besatzung begonnen wurde. Vor 2003 gab es im Irak weder konfessionellen Proporz noch dschihadistische Gruppen. Die USA installierten ein schiitisch-islamistisches Regime, förderten eine einseitig gegen Sunniten betriebene "Ent-Baathifizierung" und entfesselten schließlich zur Schwächung des Widerstands im Land einen schmutzigen Krieg gegen Sunniten und die unabhängige Intelligenz des Landes.[109] Maliki führte diese Politik nur fort, ab 2009 mit Unterstützung Obamas.[110]

Das Regime, das vor acht Jahren mit Maliki an der Spitze installiert wurde, beruht auf einem Kompromiss zwischen Washington und Teheran. Deren zentrales gemeinsames Ziel bezüglich Irak besteht in der dauerhaften Verhinderung jeglicher Wiederbelebung eines souveränen, arabisch-nationalistisch orientierten irakischen Staates. Die Nominierung Al-Abadis, der der gleichen Partei wie Maliki angehört, beruht auf demselben Kompromiss.

Eine solche, gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung gerichtete Zielsetzung lässt sich jedoch nur mit Gewalt durchsetzen, gestützt auf die Betonung religiöser Identitäten und die Mobilisierung ethnischer und konfessioneller Feindseligkeiten inklusive der Förderung fanatischer Milizen. Solange diese Strategie verfolgt wird, ist ein Eingehen Bagdads auf legitime Forderungen der sunnitischen und säkularen Aufständischen, wie auch der oppositionellen schiitischen Kräfte im Süden ausgeschlossen. Damit werden die bewaffneten Auseinandersetzungen anhalten, ISIL und andere radikale Milizen Rückenwind behalten und das Land weiter zerfallen.

Das immer massivere militärische Eingreifen der USA auf Seiten der Regierungstruppen, schiitischer Milizen und kurdischer Peschmergas verschärft die Entwicklung weiter. Denn es richtet sich keineswegs allein gegen den "Islamischen Staat", sondern offensichtlich gegen die gesamte Aufstandsbewegung. Andernfalls hätte man beim Vorgehen eine klare Trennung zwischen dieser und den Dschihadisten vornehmen müssen, wie es u.a. die ICG seit Monaten fordert. Statt die Opposition in den sunnitischen Gebieten gleichfalls als "Terroristen" abzustempeln, sollten die UNO und die USA anerkennen, dass sie legitime bzw. verhandelbare politische Anliegen verfolgt und der, durch die brutale Niederschlagung friedlicher Proteste eskalierte Konflikt, daher durchaus politisch lösbar wäre.

Die erneute mediale Fokussierung auf dschihadistische Kräfte, wie während des raschen Anwachsens des irakischen Widerstands ab 2004, geht exakt in die entgegengesetzte Richtung und dient dazu, das alte, schiitisch-sektiererische Regime in Bagdad wieder zu stabilisieren.[111] Durch das direkte militärische Eingreifen und den Wiederaufbau einer starken Präsenz von US-Truppen will Washington, die Gunst der Stunde nutzend, den eigenen Einfluss auf dieses Regime auch wieder ausbauen, nachdem es sich in den vergangen Jahren immer mehr an den Iran anlehnte. Nach der angekündigten Entsendung weiterer Einheiten steigt die Stärke der regulären US-Truppen im Irak schon bald auf über 3.000 Soldaten. Hinzu kommen noch das Militär unter den 5.500 Mitarbeitern der riesigen US-"Botschaft"[112] und über 5.000 Söldner, die von ihr angeheuert wurden, sowie eine sicherlich nicht unerhebliche Zahl von verdeckt operierenden Spezialeinheiten. [113] Auch wenn Obama versichert, die neuen Truppen hätten keinen Kampfauftrag, so sind ihre Einsatzorte direkt an der Front.[114] Mit dem Hauptquartier der 1. Infanterie Division wurde zudem bereits ein Stab für 10.000 Mann in den Irak verlegt, ein deutliches Indiz für weitreichendere Pläne.[115]

Parallel dazu verstärken die USA auch die militärische Präsenz im irakischen Kurdistan. So plant das Pentagon drei neue Militärbasen, darunter einen Militärflughafen in Erbil.[116] Auch der bereits im Juli begonnene massive Ausbau der CIA-Zentrale in Erbil deutet auf eine Intensivierung der militärischen Zusammenarbeit hin.[117] Von den 1,6 Mrd. Dollar, die Washington 2015 für Waffenlieferungen in den Irak bereitstellen will, sind 355 Mio. für Barzanis Peschmergas bestimmt. [118]

Während in Syrien der wichtigste Schritt zum Frieden, das Ende der Umsturzbemühungen durch die NATO-Staaten und ihren Verbündeten, insbesondere die Einstellung der Ausrüstung regierungsfeindlicher islamistischer Milizen wäre, ist der Ausweg aus Chaos und Gewalt im Irak wesentlich schwieriger. Nötig wäre auch hier ein Ende der zerstörerischen Einmischung von außen, sowohl von Seiten der USA und ihren Verbündeten als auch seitens des Irans. Erst hierdurch würde der Weg zur Bildung einer Regierung frei, die tatsächlich alle relevanten Kräfte vertritt, ihre Politik an den Interessen der Bevölkerung orientiert und eine effektive Verwaltung ohne Proporz aufbauen kann, sowie den Provinzen mehr Autonomie gewährt und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen sicherstellt.

Ein erster Schritt wäre die ausschließliche Fokussierung auf den "Islamischen Staat" zu durchbrechen, einer breiten Öffentlichkeit klar zu machen, dass nicht allein ISIL für brutale Verbrechen verantwortlich ist, Städte angreift und ganze Bevölkerungsgruppen bedroht, sondern auch Regierungstruppen und Milizen, der vom Westen unterstützten Regierung in Bagdad.


Diese Studie ist eine stark erweiterte und aktualisierte Version zweier Artikel, die unter dem Titel "Irak - der endlose Krieg" in der jungen Welt vom 16.12. und 17.12.2014 erschienen sind.


Anmerkungen

[1] Kedar Pavgi, 5 Months of Air Strikes in Iraq and Syria in 4 Charts, Defense One, 8.1.2014, Obama to Send 1,500 More Troops to Assist Iraq, NYT, 7.11.2014, Knut Mellenthin, Wenn Präsidenten schwören - Obamas Versprechen, keine Bodentruppen in den Irak zu schicken, und die Realität, jW, 19.9.2014

[2] s. u.A. Seymour M. Hersh, The Red Line and the Rat Line - Hersh on Obama, Erdogan and the Syrian rebels, London Review of Books, April 6, 2014, Nafeez Ahmed, Follow the Money; Follow the Oil: How the West Created the Islamic State, Counterpunch, 12.9.2014

[3] Mahdi Darius Nazemroaya, US's 'Coalition of the Guilty' part of Iraq, Syria problem, RT, 18.11.2014

[4] Waffenlieferung von Waren in den Nordirak, NDR, 18.9.2014

[5] Stefan Talmon, Eine Koalition der Willigen reicht nicht, FAZ, 8.1.2015

[6] Juan Cole: Mass Sunni Uprising Forces Iraq to Confront Sectarian Blowback of 2003 U.S. Invasion, Democracy Now, 18.6.2014

[7] Michael Hirsh u. John Barry, 'The Salvador Option' - The Pentagon may put Special-Forces-led assassination or kidnapping teams in Iraq, Newsweek, 8.1.2005

[8] Mona Mahmood, Maggie O'Kane, Chavala Madlena and Teresa Smith, Revealed: Pentagon's link to Iraqi torture centres, Guardian, 6.3.2013, Joachim Guilliard, Gezielte Zerstörung, - Zehn Jahre Krieg der USA im Irak, junge Welt, 29.4.2013

[9] Joachim Guilliard, Gezielte Zerstörung - Analyse. Zehn Jahre Krieg der USA im Irak: der Staat wurde zerschlagen, die Wirtschaft ruiniert, die Gesellschaft fragmentiert und die nationale Kultur liquidiert, junge Welt, 29.4.2013

[10] "AMS: We Are Now Waging Two Battles: Against 'the Occupation' and Against 'the Terrorists'" Al-Hayat/ZNet, 26.1.2006

[11] s. J. Guilliard, Doppelte Besatzung, jW, 2.1.2009

[12] J. Guilliard, "Strukturen der irakischen Befreiungsbewegung, junge Welt vom 22. und 24.9.2007

[13] Charles P. Blair, ISIS: The unsurprising surprise that is sweeping Iraq, Bulletin of the Atomic Scientists, 18.6.2014

[14] Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A., 25.3.2013

[15] s. z.B. William Engdahl, 'US-trained ISIS militants used to reorganize Middle East', RT, 5.10.2014

[16] Arming Syrian 'Moderate' Fighters Emboldens Islamic State, Huffington Post, 17.9.2014, Joe Biden Is the Only Honest Man in Washington, Foreign Policy, 6.10.2014. Wie eng die verschiedenen Gruppen auch heute noch zusammenarbeiten lässt sich u.a. einer Reuters-Meldung vom 16.12.2014 (Syrian army recaptures territory north of Aleppo in fierce fighting) über Gebietsgewinne im Norden Aleppos entnehmen. Demnach standen der Armee dabei Kämpfer des ISIL und der al-Nusra-Front sowie "vom Westen unterstützte Rebellen" gegenüber.

[17] Joe Biden Is the Only Honest Man in Washington, Foreign Policy, 6.10.2014,

[18] Nafeez Ahmed, Follow the Money; Follow the Oil - How the West Created the Islamic State, Counterpunch, 12.9.2014

[19] The terrorists fighting us now? We just finished training them, Washington Post, 18.8.2014, Inside the CIA's Syrian Rebels Vetting Machine, NewsWeek 10.11.2014)

[20] So größenwahnsinnig die Proklamation eines Kalifats unter den aktuellen Umständen und auf so beschränktem Gebiet erscheinen mag, so knüpft sie an Bestrebungen an, die in den letzten Jahrhunderten immer wieder auflebten, gespeist vom Wunsch, die Vorherrschaft des Westens zu brechen und die islamische Welt zur einstigen Größe zu führen. Das grenzüberschreitende Territorium das ISIL als den Kern seines Kalifats reklamiert, negiert faktisch das verhasste Sykes-Picot-Abkommen und kann propagandistisch an die glorreichen Zeiten des Kalifats der Abbasiden anknüpfen, das von 749 bis 1258 über fünfhundert Jahre lang währte und damit traditionelle Sehnsüchte unter Muslimen nach dem Goldenen Zeitalter unter den rechtgeleiteten Kalifen ausnutzen.

[21] How al-Qaeda Changed the Syrian War, New York Review of Books, 27.12.2013

[22] Rebels' Fast Strike in Iraq Was Years in the Making, NYT, 14.6.2014

[23] Pedro Rojo Pérez, Un califato de negro future, El Mundo, 11.8.2014

[24] Statement No.1003 on establishment of new 'Islamic caliphate' in Iraq and Syria, AMSI, 01.7.2014

[25] Iraq: Oil Firms Evacuate Staff from Kurdistan as US Launches Airstrikes, International Business Times, 8.8.2014

[26] 'Geen idee hoe erg het er is' ('We have no idea how bad it is'), De Standaard, 13.8.2014 Questions about the Yazidis on that Iraq Mountain, Peter Van Buren, 13.8.2014

[27] ISIL würde Frauen zur Genitalverstümmelung zwingen, so lautete beispielsweise eine auf Aussagen der "Humanitären Koordinatorin" der UNO im Irak, Jacqueline Badcock, basierende Meldung. Diese wurde rasch von allen Medien verbreitet, obwohl diese Praxis nichts mit islamistischer Ideologie zu tun hat. Befragte Bürger Mosuls, darunter Ärzte und Stammesführer, hatten auch nichts dergleichen vernommen, die Geschichte war ein Hoax. The Islamic State Isn't Circumcising Women and Didn't Steal $400 Million Either, Foreign Policy 24.7.2014, Rumors of Islamic State ordering female genital mutilation in Mosul fake?, RT, 24.7.2014

[28] Nahezu alle Medien hatten auch die Geschichte über einen gigantischen Bankraub der Gruppe berichtet. Nach der Einnahme von Mosul habe ISIL über 400 Millionen Dollar Bargeld sowie große Mengen Goldbarren aus der dortigen Zentralbank geraubt und sich so zur reichsten islamistischen Organisation der Welt gemacht. Der Raub hat jedoch nie stattgefunden. Nach Angaben des Chefs des Verbands der Privatbanken Iraks gab es keinen Überfall auf die Zentralbank und auch aus anderen Banken Mosuls sei nichts entwendet worden, "nicht mal ein Stück Papier". The Islamic State Isn't Circumcising Women ... a.a.O.,

[29] How Mosul fell - An Iraqi general disputes Baghdad's story, Reuters, 14.10.214

[30] Juan Cole, Media, Politicians should stop Letting ISIL Manipulate them, Informed Comment, 14.9.2014

[31] How Mosul fell - An Iraqi general disputes Baghdad's story, Reuters, 14.10.214, Hassan Hassan, More Than ISIS, Iraq's Sunni Insurgency, Sada, Carnegie Endowment for International Peace, Rainer Hermann, Die Sunniten vereinen sich zum Aufstand gegen Bagdad, F.A.Z., 14.6.2014

[32] Die tatsächliche Stärke der Armee dürfte wesentlich geringer gewesen sein, da viele Soldaten ihre Vorgesetzen bestechen, um nicht bei der Truppe sein zu müssen (siehe The 'Astronaut' Problem: Iraqi Soldiers Who Pay Money To Officers So They Don't Fight, niqash, 2.10.2014 und How Mosul fell ... a.a.O) Dafür waren noch 10.000 Mann der paramilitärischen National Polizei in Mosul stationiert.

[33] Communiqué No. 1 - General Military Council for Iraqi Revolutionaries, Brussels Tribunal, 15.1.2014

[34] The Tribal Component of Iraq's Sunni Rebellion: The General Military Council for Iraqi Revolutionaries, Jamestown Foundation, Terrorism Monitor Volume: 12 Issue: 13, 26.6.2014, Vor der Gründung des AMRIR waren "regionale und lokale Militärräte in Anbar, Falludscha, Mosul, Salah ad-Din, Kirkuk Baghdad, Diyala, Abu Ghraib, Dhuluiya und Sharqat" entstanden, die nun alle im AMRIR vereint sind. (Sinan Adna, Aaron Reese, Beyond the Islamic State: Iraq's Sunni Insurgency, ISW, Oktober 2014)

[35] Iraq's Sunni tribal leaders say fight for Fallujah is part of a revolution, Washington Post, 12.3.2014

[36] Jürgen Todenhöfer, Terrororganisation ISIS "Nur scheinbar die größte Rolle", Kölner Stadt-Anzeiger, 15.6.2014

[37] More Than ISIS, Iraq's Sunni Insurgency, a,a,O, Birgit Cerha, "ISIS hat unsere Revolution gestohlen" - Nur der Hass auf Iraks Premier Maliki eint eine breite Front militanter arabischer Sunniten, IFAMO, 27.6.2014 , 17.6.2014, Mosul crisis and the Tribal Revolutionary Military Councils, Journal of Turkish Weekly, 24 June 2014, Jessica T. Mathews, Iraq Illusions, ISIS is only one of an almost uncountable mélange of Sunni militant groups, New York Review of Books, 14.8.2014

[38] We Won't Be Your Trojan Horse: Sunni Muslim Militias Decide They Won't Fight With IS - or The US Alliance, Niqash, 16.10.2014

[39] Mit ihrem mehrsprachigen Internetportal ist sie eine der wenigen englischsprachigen Quellen für Informationen und Stellungnahmen aus dem Blickwinkel der Aufständischen: www.heyetnet.org/en

[40] Victoria Fontan, Occupy Fallujah - The Other Occupy Movement, Counterpunch, 24.7.2013, Victoria Fontan, ISIS, the Slow Insurgency, 13.6.2014

[41] Joachim Guilliard, Jahresrückblick Irak: Wo der Terror regiert - Das Erbe der Besatzer: blutige Repression und eskalierende konfessionelle Gewalt, junge Welt 28.12.2013

[42] Arthur Quesnay, The Sunni Revolution and the Outburst of Community Divisions in Iraq, Noria, 18.12.2014

[43] Juan Cole: Mass Sunni Uprising Forces Iraq to Confront Sectarian Blowback of 2003 U.S. Invasion, Democracy Now, 18.6.2014

[44] Report 2013, Human Rights Watch, Iraq: Security Forces Abusing Women in Detention, Human Rights Watch, 26.2.2014, Human Rights Watch condemns situation in Iraq, Al-Monitor, 7.2.2014

[45] Haifa Zangana, Fallujah Revisited, Counterpunch, 31.1.2013 Support Iraqi Protests Against the Second Face of the Occupation, IAON, 12.1.2013 Anbar Protests Continue Amid Rumors of Foreign Support, Al-Monitor, 8.2.2013

[46] Make or Break: Iraq's Sunnis and the State, International Crisis Group, Middle East Report N°144, 14.8.2013

[47] 1920s Revolution Brigades was hoping for some kind of advancement of Sunni Arab interests through working within the system, declaring in a statement on the Hawija massacre in April 2013: "We affirmed previously that we respect the choice of our people [i.e. the Sunnis] in these protest squares to demonstrate peacefully." In the aftermath of this incident, the group also affirmed the right to engage in 'self-defense,' declaring that "we are today in a state of defending ourselves and our people." - Aymenn Jawad Al-Tamimi, Iraq Insurgent Profiles - The 1920s Revolution Brigades, aymennjawad. org, 14.7.2014

[48] Iraq: Falluja's Faustian Bargain, International Crisis Group, Middle East Report N°150, 28.4.2014, Dahr Jamail, Iraqi Government Killing Civilians in Fallujah, Truthout, 3.3.2014

[49] IS-Terror: Gleichzeitig mit und gegen Assad kämpfen, Hamburger Abendblatt, 11.9.2014

[50] Inside Mosul: Why Iraqis are Celebrating Islamic Extremists' Takeover of their City, Niqash, 12.6.2014

[51] Only days after Mosul fell, Iraqis start returning, AP, 15.6.2014

[52] Iraq army capitulates to Isis militants in four cities, The Guardian, 12.6.2014

[53] ISIS seen as liberators by some Sunnis in Mosul, Al-Monitor, 11.6.2014

[54] Interview with Maj. Gen. Mizher Al Qaissi's, Official Spokesman for The General Military Council for Iraqi Revolutionaries, Al Jazeera, 24.6.2014, Iraq Witnessing a Popular Revolution, Al-Faidhi Says, AMSI, 17.6.2014

[55] Iraq Grand Mufti Rafi Al-Rifa'i: "Popular revolution" heading to Baghdad - Highest Sunni authority in Iraq calls on people to "rise up" against Maliki, Asharq Al-Awsat, 25.6.2014

[56] Uneasy Alliance Gives Insurgents an Edge in Iraq, NYT, 18.6.2014

[57] New militant group replacing Isis in Mosul, says city governor, The Guardian, 18.7.2014

[58] Iraq ISIL takeover or anti-Maliki uprising, Middle East Eye, 17.6.2014

[59] Maliki asks for US help as ISIS expands in Iraq, Al-Monitor, 13.6.2014, The Re-Baathification of Iraq, Foreign Policy, 21.8.2014

[60] Sinan Adna, Aaron Reese, Beyond the Islamic State: Iraq's Sunni Insurgency, ISW, Oktober 2014

[61] Translation of Maj. Gen. Mizher Al Qaissi's Video with Al Jazeera, Al Jazeera, 24.6.2014

[62] Baath spokesman denies alliance with Islamic State, Tribal rebels are controlling and managing the liberated cities, and governing the affairs of the people through local councils that were formed for this purpose, Al-Monitor, 15.7.2014

[63] Die Dschizya war das Pendant zu der von Muslimen zu errichtenden Steuer, der "Zakat". In der von ISIL kontrollierten syrischen Stadt Raqqa, in der die Dschihadisten im Februar ihre mittelalterliche Regeln gewaltsam durchzusetzten suchten, akzeptierte die christliche Gemeinde schließlich ein solcher "Schutzabkommen" und die Zahlung entsprechender Gelder - laut Haaretz je nach Einkommen zwischen 250 bis 1000 Dollar pro Jahr. In Mosul verweigerten die Kirchenführer ein Treffen mit ISIL, der daraufhin ein Ultimatum setzte. Ein großer Teil der Christen floh daraufhin aus der Stadt.

[64] "Naqshbandi" Organization announces its refusal for ISIS displacement of Christians in Mosul, Shafaq News, 22.7.2014

[65] ausführlich wird die Auseinandersetzung von ISW in Beyond the Islamic State: Iraq's Sunni Insurgency a.a.O. dokumentiert: "As of September 2014, the GMC IR's standing position remains to express inclusivity of other religious groups and supportive of military efforts by other anti-government forces. They have pushed back against ISIS where this position is challenged, but not to the extent of direct, open confrontation.".

[66] s. auch Quesnay, The Sunni Revolution aaO.

[67] Islamic State Rebuilds Its Manpower In Iraq And Syria, Musings On Iraq, 15.9.2014

[68] In Fighting Between Islamic State And Other Armed Factions Increases In Iraq's Diyala, Musings On Iraq, 5.8.2014, Jaysh al-Mujahideen Iraq Statements: Clashes with the Islamic State: Translation and Analysis, Aymenn Jawad Al-Tamimi, 26.8.2014

[69] Die islamische Armee hatte einst mehr als 10.000 Kämpfer. Die Naqshbandi wurde 2013 auf 5.000 Kämpfer geschätzt. Izzat Ibrahim al-Douri: the King of Clubs is back, and he may yet prove to be Saddam Hussein's trump card, Telegraph, 18.5.2013

[70] Quesnay, The Sunni Revolution aaO.

[71] Die im AMRIR zusammengeschlossenen Kräfte bemühen sich auch um Unterstützung aus dem schiitischen Süden Iraks gegen das Regime in Bagdad, angesichts der großen Zahl früherer Baath-Mitglieder dort durchaus nicht ohne Erfolgsaussicht. Der zweithöchste Kommandeur sei ein Schiit aus dem Süden und es gebe enge Kontakte zu schiitischen Stämmen in Basra, Dhi Qar and Maysan, die ebenso erbittert über das Regime seien, wie sie, so die AMRIRVertreter. The Tribal Component of Iraq's Sunni Rebellion: The General Military Council for Iraqi Revolutionaries, Jamestown Foundation, Terrorism Monitor Volume: 12 Issue: 13, 26.6.2014

[72] Iraqi Shia cleric declares support for Sunni uprising, 5Pillarz, 4.7.2014, Prominent Shia cleric supports Sunni uprising, Middle East Monitor, 10.7.2014 Sarkhi hat Hunderte Anhänger in Baghdad, seine stärkste Basis ist aber in Basra und hier vor allem in Arbeitervierteln. (Clashes in Karbala with supporters of Sheikh al-Sarkhi leave behind many questions, Al Akhbar, 3.7.2014

[73] Baghdad seethes as Erbil hosts revolutionary tribal conference, Al-Monitor, 28.7.2014

[74] Amman Conference Closing Statement, Brussells Tribunal, 18.8.2014

[75] Amman conference to save Iraq, Iraqi opposition, tribes launch new coalition from Amman, Jordan Times, 19.7.2014

[76] Revolutionaries manage to control most of Anbar territory, AMSI, Iraq News Summary, 5.10.2014.

[77] Update On Security In Iraq's Anbar Provincem, Musings On Iraq, 15.10.2014

[78] Aymenn Jawad Al-Tamimi, General Military Council for Iraq's Revolutionaries: 20 September Statement: Translation and Analysis, 24.9.2014 at 9:47 pm

[79] Statement No. 1032 Regarding sending of additional US troops to Iraq, AMSI, 9.11.2014

[80] Juan Cole, Shiite Militias of Iraq Reject US Return, Threaten to Attack US Forces, 18.9.2014

[81] Erin Evers, HRW, Beyond Mosul - The Other Iraq Reality: Shiite Militias besieging Sunni Towns, openDemocracy, 26.9.2014

[82] Increasing Reports Of Sectarian Attacks By Militias In Iraq, Musings on Iraq, 9.10.2014

[83] 'Absolute Impunity: militia rule in Iraq', Amnesty International UK, 14.10.2014

[84] Iraq: The rise of militia rule, Amnesty International UK, 14.10.2014 (dt.: Irak: Schiitische Milizen begehen Kriegsverbrechen)

[85] The Gangs of Iraq - Marauding pro-government militias are using the fight against the Islamic State as a pretext to destroy Sunni Arab communities across the country, Foreign Policy, 3.11.2014

[86] Increasing Reports Of Sectarian Attacks By Militias In Iraq, Musings on Iraq, 9.10.2014, Sarah Margon (HRW), For Iraq's Sunnis, sectarian militias pose an extra threat, Washington Post, 24.10.2014

[87] Iraq's Shiite militias pose threat to Kurds, Sunnis, Rudaw, 1.10.2014 Information

[88] Nicolas J.S. Davies, Why Iraqis May See ISIL as Lesser Evil Compared To U.S.-Backed Death Squads, AlterNet, 20.11.2014

[89] Breaking Badr, the bloodthirsty fighters might be Baghdad's best hope of stopping the Islamic State, Foreign Policy, 6.11.2014

[90] s. z.B. Shootout between 'allies' underscores Iraq divisions, 8.10.2014 - In Tuz Khurmatu, a gun battle between Shia militia and Kurdish fighters - nominal partners in the fight against IS militants - highlights the ethnic and sectarian tensions pulling northern Iraq apart.

[91] Jörg Kronauer, Tankstelle Kurdistan, Deutsche Wirtschaftskreise haben die nordirakischen Energieressourcen schon seit Jahren fest im Blick, junge Welt, 25.8.2014

[92] Turkey urges US to lift obstacles on Kurdish oil sales, Financial Times, 14.8.2014

[93] Circling United Kalavrvta oil tanker may soon get OK to land, Reuters, 26.8.2014

[94] Mehrere Tanker mit kurdischem Öl wurden offenbar bereits heimlich entladen, nachdem sie ihr Identifizierungssystem ausgeschaltet hatten. Ein naheliegender Abnehmer ist Israel, einer der engsten Verbündeten der KRG. So tauchte ein Tanker, der nördlich des Sinai aus dem Blickfeld des Trackingsystem verschwand, zwei Tage später leer vor der israelischen Küste wieder auf. A Tanker Carrying $100 Million Of Disputed Oil Has Vanished In The Gulf Of Mexico, Reuters, 29.8.2014

[95] Laut Al-Monitor sind es 700,000-800,000 bpd, 300.000 bpd bis März Iraqi oil sector faces prospect of independent Kurdistan, Al-Monitor, 21.7.2014

[96] Iraq's Cash-Strapped Kurds Gear Up For Kirkuk Export Boost, mees (Middle East Energy News), 17.10.2014

[97] Kurds seize Iraq oilfields, ministers pull out of government, Reuters, 11.7.3014

[98] siehe Dilip Hiro, "The Sarajevo of Iraq", ZNet; 22.7.2004, Anderson, Liam D.; Stansfield, Gareth R. V., Crisis in Kirkuk: The Ethnopolitics of Conflict and Compromise, University of Pennsylvania Press 2009 und "In our hands", Al Ahram Weekly, 17.3.2005

[99] Kurds vs Arabs: Kirkuk's Silent War Of Political One-Upmanship, Niqash, 24.10.2014

[100] Kirkuk: Iraqi Arabs claim persecution by Kurds, AP | Ekurd.net, 30.9.2014

[101] "Koerden executeren IS-strijders", Nieuwsuur, 24.10.2014 Iraqi Kurds worried war crime accusations could ruin Kurdish image, Middle East Eye, 3.11.2014

[102] In A Back-And-Forth Battle, An Iraqi Town Splits On Ethnic Lines, NPR, 16.11.2014

[103] Erin Evers, To Defeat ISIS, the US Needs to Hold the Iraqi Government Accountable, too, HRW, 28.9.2014

[104] Iraqi Sunnis say could join new government, fight Islamic State, Reuters 15.8.2014 Juan Cole, What do Iraq's Sunni Arabs have in common with Ferguson, Mo. African-Americans?, Informed Comment, 21.8.2014

[105] Violence In Iraq October 2014 IS Massacres & ISF Offensives, Musings on Iraq, 4.11.2014

[106] In the past year, More than 5400 civilian killed and wounded in Fallujah, AMSI, 7.1.2015

[107] Quesnay, The Sunni Revolution aaO.

[108] Quesnay, The Sunni Revolution aaO.

[109] Joachim Guilliard, Gezielte Zerstörung - Analyse. Zehn Jahre Krieg der USA im Irak: der Staat wurde zerschlagen, die Wirtschaft ruiniert, die Gesellschaft fragmentiert und die nationale Kultur liquidiert, junge Welt, 29.4.2013

[110] Juan Cole, Mass Sunni Uprising Forces Iraq to Confront Sectarian Blowback of 2003 U.S. Invasion, Democracy Now!, 18.6.2014

[111] Auch zwischen 2003 und 2008 wurde die Rolle der al-Qaeda nahen Gruppen im Irak massiv aufgebauscht und zum anderen jeglicher bewaffneter Widerstand mit deren Terroraktionen in einen Topf geworfen - mit durchschlagendem Erfolg: die internationale Solidarisierung mit dem nationalen Widerstand gegen die brutale Besatzung - die angesichts des weltweiten Engagements gegen den Krieg an sich zu erwarten gewesen wäre - wurde so effektiv verhindert.

[112] U.S. Plans to Evacuate Many Embassy Workers, NYT, 15.6.2014

[113] Role of U.S. Contractors Grows as Iraq Fights Insurgents, Wall Street Journal, 3.2.2014, America's paid boots on the ground - The U.S. may turn to military contractors to fight ISIS, The Week, 8.11.2014

[114] U.S. Boots On The Ground In Iraq, Advisers Deployed To Anbar And Diyala, Musings on Iraq, 16.10.2014, When will US admit Boots on Ground in Iraq (3000 Troops)?, Juan Cole, 8.11.2014

[115] Army sending division HQ element to Iraq, Stars and Stripes, 25.9.2014

[116] US to Build Three Military Bases in Kurdistan Region, BasNews, Erbil, 26.9.2014

[117] Expansion of 'secret' facility in Iraq suggests closer U.S.-Kurd ties, McClatchy, 11.7.2014

[118] A breakdown of all the weapons the U.S. wants to give Iraq to fight militants, Washington Post, 21.11.2014


Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:
Dieser Text kann als PDF-Datei mit Abbildungen heruntergeladen werden unter:

http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2015-1gulliard_web.pdf

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Quelle:
IMI-Studie Nr. 2015/01, vom 27. Januar 2015
Der Irak im Vielfrontenkrieg
URL: http://www.imi-online.de/2015/01/27/der-irak-im-vielfrontenkrieg/
Herausgeber: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Hechinger Str. 203, 72072 Tübingen
Tel.: 07071/49154, Fax: 07071/49159
E-Mail: imi@imi-online.de
Internet: www.imi-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2015


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