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GEGENWIND/867: Buchbesprechung - Das Märchen vom grünen Wachstum


Gegenwind Nr. 379, April 2020
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

BUCH
Die beste aller Alternativen
Bruno Kern: "Das Märchen vom grünen Wachstum"

von Klaus Peters


Der Autor des Buches "Das Märchen vom grünen Wachstum", Bruno Kern, ist gebürtiger Österreicher, der heute in Mainz lebt und als Lektor, Autor und Übersetzer tätig ist. Bruno Kern hat über die Marxismusrezeption in der Theologie der Befreiung promoviert und er ist einer der Gründer der "Initiative Ökosozialismus".

Seit vielen Jahren befassen sich die Gründer der Initiative Ökosozialismus, Saral Sarkar und Bruno Kern, mit Alternativen zur Industriegesellschaft und der Naturzerstörung. Dabei können sie bereits auf zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen zurückgreifen. Diese Arbeiten, wie "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome (1972), "Natur als Politik" von Carl Amery (1976), "Ökologie und Politik" von Andre Gorz (1980), "Befreiung vom Überfluss" von Niko Paech (2012) oder "Imperiale Lebensweise" von Ulrich Brand und Markus Wissen (2017) werden von Bruno Kern ausführlich analysiert und zu einem neuen Gesellschaftsmodell, jenseits des Wachstumswahns und von Kriegen gegen Mensch und Natur zusammengeführt. Entstanden sind Essentials für eine nachhaltige und solidarische Lebensweise, eine Art ökosoziales Manifest.

Im Mittelpunkt dieses Gesellschaftsmodells stehen die drastische Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und damit auch des Konsums im Kontext mit einer Konzentration der Produktion auf Lokalisierung und Regionalisierung. Dabei bricht der Autor mit einigen Tabus, dem Bevölkerungswachstum, Teilen des orthodoxen Marxismus sowie andererseits dem bedingungslosen Grundeinkommen. Das "grüne Wachstum" wird als gefährlich entlarvt, weil es daran hindert, die eigentlichen politischen Fragen zu stellen. Der Autor plädiert dafür, das skizzierte Modell des Rückbaus der Industriegesellschaft, des konsequenten Schutzes der Natur und einer stabilen Postwachstumsökonomie an politische Bewegungen sowie an die Parteien heranzutragen. Inwieweit dies erfolgreich sein kann, bleibt abzuwarten. Die Parteien verharren üblicherweise mindestens bis zu drastischen Verlusten von Wählerstimmen auf ihren noch so wirren und dem Gemeinwohl schädlichen Positionen. Bewegungen sind fast immer einseitig auf bestimmte Themen orientiert und vernachlässigen, wie grundsätzlich auch die Parteien, aus opportunistischen Gründen dialektische Zusammenhänge. Revolutionäre Veränderungen sind deshalb kaum zu erwarten. Der Weg der Vernunft ist zwar die beste Alternative, doch die Menschen müssen sich bedauerlicherweise auf Abweichungen, auf Unvernunft, Gewalt und sogar auf weitere kriegerische Auseinandersetzungen einstellen.


Bruno Kern:
Das Märchen vom grünen Wachstum,
Plädoyer für eine solidarische und nachhaltige Gesellschaft
Rotpunktverlag, Zürich 2019, 237 Seiten, 15 Euro

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Quelle:
Gegenwind Nr. 379, April 2020, Seite 79
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2020

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