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GEGENWIND/740: Vor 100 Jahren


Gegenwind Nr. 352 - Januar 2018
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

Vor 100 Jahren

von Reinhard Pohl


1918 war ein Jahr, in dem in Kiel viel passierte und in dem sich ganz Deutschland veränderte. Vier Jahre dauerte der Erste Weltkrieg schon, und fast alle beteiligten Länder waren am Ende ihrer Kräfte - für die meisten Menschen hierzulande war allerdings das Potential der USA eine unbekannte Größe.

Zu Beginn des Jahres gab es gerade eine Veränderung, die auch viele in ihrer Tragweite nicht einschätzen konnten: Als erste Großmacht schied Russland aus dem Krieg aus. Dort war der Zar gestürzt worden, allerdings stand noch nicht fest, welche Kräfte sich letztlich durchsetzen würden. Die deutsche Regierung hatte insgeheim Lenin ermöglicht, aus dem Schweizer Exil nach Russland zurückzukehren, um die dortige republikanische Regierung zu schwächen. Im Dezember trat der Waffenstillstand mit Deutschland in Kraft.

Allerdings gab es in Deutschland und in Kiel auch Menschen, die die Ereignisse in Russland nicht als Anzeichen eines deutschen Sieges im Weltkrieg sahen. Sie sahen vielmehr die Hoffnung auf Veränderungen - konkret die Möglichkeit, im Bündnis mit den russischen Revolutionären auch in Deutschland den Krieg durch Demonstrationen und Druck auf die kaiserliche Regierung zu beenden. Anders als im Zweiten Weltkrieg gab es kaum direkte Wirkungen des Krieges im Landesinnern Deutschlands. Aber es gab die täglichen Meldungen von getöteten Soldaten, die inzwischen jede Familie mehrfach erreicht hatten. Und es gab Mangel bis hin zum Hunger, im Winter kam die Kälte dazu.

Auch wenn das Ergebnis bekannt ist: Wir wollen die Ereignisse von 100 Jahren mit einer Reihe von Artikeln in Erinnerung rufen. Dabei sollen auch die Möglichkeiten und die verpassten Chancen thematisiert werden. Auch wenn Kiel nicht im Mittelpunkt stand, das war eher Berlin, wollen wir einen regionalen Bezug zu Kiel und Norddeutschland herstellen.

1918 gab es viele Hoffnungen, die alte Ordnung endgültig zu zerschlagen und damit auch die Ordnung zu beseitigen, die für den Krieg verantwortlich war. 1918 wurden aber auch viele Weichen gestellt. Die Sozialdemokratie spaltete sich, und zwar genau an dieser Frage - und das war eine erste Weichenstellung auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg.

Heute sehen viele Historiker in den beiden Weltkriegen einen großen Konflikt, der mit den Balkankriegen begann und 1945 noch lange nicht zu Ende war. Auch für diese Sichtweise liefern die Ereignisse des Jahres 1918 einige Indizien.


Wer sich an der Artikelreihe "Vor 100 Jahren" beteiligen will, ist herzlich eingeladen.
KONTAKT: redaktion@gegenwind.info

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Quelle:
Gegenwind Nr. 352 - Januar 2018, Seite 3
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
Redaktion: Tel.: 0431/56 58 99, Fax: 0431/570 98 82
E-Mail: redaktion@gegenwind.info
Internet: www.gegenwind.info
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2018

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