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CORREOS/123: Frauenmorde in Guatemala - Man darf sich nicht daran gewöhnen!


Correos des las Américas - Nr. 166, 16. Juni 2011

Man darf sich nicht daran gewöhnen!

Mitte April besuchte die Gründerin und Direktorin der Stiftung Sobrevivientes, Norma Cruz, auf Einladung von Amnesty International die Schweiz. Im folgenden Interview berichtet sie über ihre Arbeit und darüber, wie eine Gesellschaft mit einem so hohen Gewaltlevel, speziell auch mit den grausamen Frauenmorden, leben kann.

Interview von Barbara Müller mit Norma Cruz


FRAGE: Ich merke, wie ich mich in den letzen Jahren daran gewöhnt habe, in den guatemaltekischen Medien über Frauenmorde zu lesen. Hat sich die guatemaltekische Gesellschaft auch daran gewöhnt, dass diese Verbrechen geschehen?

NORMA CRUZ: Wenn solche Verbrechen zum alltäglichen Geschehen werden wie in Guatemala, ist es leider normal, dass man sich daran gewöhnt, gleichgültig wird oder sie gar als Bestandteil des Lebens akzeptiert. Das passiert allen Menschen, auf der ganzen Welt. Aber man muss vorsichtig sein: Im Fall von Guatemala hat dieses «sich daran gewöhnen» dazu geführt, dass wir weltweit eines der Länder mit der höchsten Anzahl gewaltsamer Frauenmorde sind. 600 bis 800 tote Frauen pro Jahr - das ist für uns nichts Aussergewöhnliches mehr, im Gegenteil: Sind es einmal 5 oder 10 weniger, sind wir bereits stolz darauf, die Anzahl verringert zu haben. Es kann auch Gesellschaften mit sogenannt geringer Gewaltbereitschaft passieren in eine solche Dynamik zu geraten. Gewalt bewegt sich spiralförmig nach oben und wenn man sie erst einmal zulässt, dann gibt es kein Bremsen mehr.

FRAGE: Du arbeitest schon viele Jahre zum Thema der Frauenmorde. Kannst du Veränderungen feststellen bei den Gründen weshalb, oder bei der Art und Weise, wie Frauen umgebracht werden?

NORMA CRUZ: Werfen wir einen Blick zurück: 1945, mit der nordamerikanischen Invasion und im Kontext des kalten Krieges, begann in Guatemala eine Aufstandsbekämpfungspolitik, welche die Frau als «Produzentin» zukünftiger Guerilleros sah, was sie zur Staatsfeindin machte und einem Freibrief gleichkam, sie umzubringen. Während des bewaffneten Konflikts wurden Frauen selektiv umgebracht, weil sie verdächtigt wurden, der revolutionären Bewegung anzugehören oder nicht die herrschende politische oder ideologische Meinung teilten. Sie umzubringen, war Teil der staatlichen Politik. In der Nachkriegszeit demobilisierten sich viele Kämpfer, doch es wurde verpasst, diesen Prozess auch therapeutisch zu begleiten. Es wurden Tausende von Männern ins zivile Leben entlassen, doch man versäumte es, ihre Ideologie und damit ihr Frauenbild «umzuprogrammieren». Nun kommen also diese Kämpfer, die nichts anderes gelernt haben als zu töten und zu foltern, in ihre Gemeinden und in ihre Familien zurück. Das hat sich bereits drei Jahre nach Friedensschluss drastisch in der Anzahl ermordeten Frauen widergespiegelt. Dazu kommt, dass viele der demobilisierten Soldaten auch im zivilen Leben ihr Auskommen mit dem Morden von Menschen verdienen.

FRAGE: Aber es ist doch ein Unterschied, ob man jemanden mit einem Schuss niederstreckt oder eine Frau vierteilt und ihre Glieder über die ganze Stadt verteilt!

NORMA CRUZ: In den letzten Jahren hat sich der «Beruf» des Auftragskillers etabliert. So brutal es klingen mag, aber «bloss» erschossen zu werden, ist noch die barmherzigste Art, als Frau umgebracht zu werden. Meist steckt in einem solchen Fall hinter dem Killer der Ehemann der Frau, den es billiger kommt, 200 oder 500 Quetzales zu bezahlen, als das Risiko einzugehen, selber als Mörder angeklagt zu werden. In den Jahren 2000 bis 2005 wurden die meisten Frauen von Auftragskillern und mit einem einzigen Schuss umgebracht. Ab 2005 nahmen dann die Ermordungen durch Stichwaffen zu und ab 2006 gab es pro Jahr jeweils einen Fall, wo eine Frau gevierteilt wurde, meistens zu Jahresbeginn. Das sind quasi die Neujahrsrituale der Mareros, mit denen sie ihr Territorium markieren und der Bevölkerung klar durchgeben, wer das Sagen hat. Meistens handelt es sich dabei um Frauen aus der Mara, die entweder zu viel gewusst haben und hätten gefährlich werden können, oder um Frauen aus dem Quartier, die sich geweigert haben, sich der Mara anzuschliessen. Diese werden dann richtiggehend exekutiert.

FRAGE: Hat sich auch der Umgang der Behörden mit diesen Verbrechen verändert?

NORMA CRUZ: Als wir 2005/06 begannen, die Aufklärung der gewaltsamen Frauenmorde zu fordern, merkten wir erst, dass unsere Behörden überhaupt nicht in der Lage waren, die entsprechenden Untersuchungen durchzuführen. Wir befanden uns in der Nachkriegszeit und einer Polizei gegenüber, die nicht dafür ausgebildet war, Verbrechen aufzuklären, sondern vielmehr dafür, sie zu begehen. Sie waren fürs Töten und Foltern und Verschwindenlassen von Leuten ausgebildet. Und da kamen wir und verlangten, dass diese Polizei von heute auf morgen «gut» sei. Wir verlangten Untersuchungen von einer Staatsanwaltschaft, die erst drei Jahre vor der Unterzeichnung der Friedensabkommen überhaupt geschaffen worden war und deren damaliger Auftrag es war, nur ja nichts zu untersuchen. Und wir verlangten von den Gerichten, dass sie die Täter verurteilten, doch die RichterInnen waren nach dem Kriterium eingesetzt worden, dass sie nur ja nie Menschenrechtsverletzungen verurteilen würden. Als wir also begannen, das Thema Feminizid aufs Tapet zu bringen, standen wir einer Staatsstruktur gegenüber, die überhaupt nicht funktionierte. Das hatte zur Folge, dass die Zahl der Frauenmorde weiterhin zunahm und dass sie straffrei bleiben. Erst 2006 wurden dann erste Untersuchungsequipen geschaffen, die mit Hilfe der kanadischen Polizei lernten, wie überhaupt ein Tatort zu sichern ist. Diese Übergangszeit vom bewaffneten Konflikt zu funktionierenden Staatsstrukturen wurde auch vom Druck der Zivilgesellschaft begleitet, die Transparenz auf allen Ebenen sowie eine Säuberung der Polizei forderte. Wir begannen, selber an den Tatorten zu erscheinen und zu kontrollieren, dass das Beweismaterial sorgfältig sichergestellt wurde. Das hatte zur Folge, dass die Straflosigkeit von 100 Prozent auf 98 Prozent reduziert werden konnte. Durchschnittlich werden jährlich etwa 6000 Männer und Frauen umgebracht. Doch es gibt weder personelle noch finanzielle Ressourcen, um diese Fälle zu untersuchen. Immerhin wurde die Anzahl der Ermittlungsbeamten von 20 im Jahr 2006 auf heute 600 erhöht. Heute werden etwa in 20 Prozent der Mordfälle Untersuchungen eingeleitet.

FRAGE: Als das Thema des Feminizids aufkam, war eine der Erklärungen, dass damit die Frauen zurück ins Haus gedrängt werden sollten, dass sie sich zu stark emanzipiert hätten und dass die Frauenbewegung zu dominant geworden sei. Wurde dieses «Ziel» erreicht?

NORMA CRUZ: Nein. Auch wenn die politische und soziale Partizipation der Frauen nach wie vor gering ist, glaube ich nicht, dass sich Frauen zurückgezogen haben. Es sind ja auch nicht PolitikerInnen oder VertreterInnen sozialer Bewegungen, die ermordet werden. Die Mehrheit der ermordeten Frauen sind Familienfrauen, Mütter. Ich glaube nicht, dass da irgendetwas rückgängig gemacht werden könnte, was die politische Beteiligung der Frauen betrifft.

Heute werden die Frauen, die Frauenkörper, dazu benutzt, Botschaften zu vermitteln. Es existieren immer noch die alten Machtstrukturen im Land, dazu kommen die Maras, die Narcos und die Menschenhändler, die ihre Netzwerke haben und ihre Machtkämpfe austragen. Die Frauenkörper werden dazu benutzt, den Gegnern (oder dem Staat) eine klare message durchzugeben. Letztes Jahr wurden etwa 45 bis 50 Frauen umgebracht, ihre Körper zerstückelt und die Körperteile an verschiedenen Orten der Stadt verteilt. Vor der Staatsanwaltschaft, auf offener Strasse, bei Polizeiwachen. Damit will man den Behörden und der Bevölkerung eine Botschaft vermitteln. Man will die Gesellschaft einschüchtern und terrorisieren, sie zum Schweigen bringen und man will die Institutionen schwächen. So kann das organisierte Verbrechen ungestört schalten und walten.

FRAGE: In diesen Fällen kann dann aber nicht mehr von häuslicher Gewalt gesprochen werden, von einem Ehemann, der seine Frau loshaben will.

NORMA CRUZ: Man muss aufpassen mit der Unterscheidung «häusliche Gewalt» und «nichthäusliche Gewalt». Der Begriff des Feminizids wurde von Feministinnen geschaffen, um auf das Thema der gewaltsamen Frauenmorde aufmerksam zu machen. Unsere Behörden haben aber extrem Mühe damit, ein Delikt als Feminizid zu klassifizieren, und das hat dann zur Folge, dass wir zwar spezielle Ermittlungsbeamte für Feminizid und spezialisierte Gerichte für Feminizid haben, aber es werden ihnen keine Fälle überstellt. Dieser Begriff wird, statt ein spezifisches Problem zu bezeichnen, vielmehr dazu genutzt, es zu vertuschen. Wir ziehen es deshalb bei Sobrevivientes vor, nicht von Feminizid zu sprechen sondern von gewaltsamen Morden an Frauen. Und wir meinen damit sowohl die Gewalt, die von einem Partner ausgeht, wie diejenige, die vom organisierten Verbrechen begangen wird. In beiden Fällen werden Frauen umgebracht, weil sie Frauen sind.

FRAGE: Was rätst du einer 15- oder 18jährigen Tochter, wie sie sich vor einem solchen Verbrechen schützen kann?

NORMA CRUZ: In Guatemala gibt es keinen garantiert sicheren Ort für Frauen. Die Gewalt ist überall, und du kannst überall umgebracht werden: zu Hause, in der Schule, in einem öffentlichen Bus. Während des Krieges kamen eine Million Vertriebene aus den ländlichen Regionen in die Stadt. Heute findet eine umgekehrte Bewegung statt: die Leute verlassen die Stadt, weil es hier nicht mehr sicher ist. Bislang «sichere» Gegenden wie z. B. die Zone 10, die als Ausgangsmeile bekannt ist und wo sich die US-amerikanische Botschaft befindet, gehört heute zu den gefährlicheren Zonen der Hauptstadt.

Wir versuchen, die jungen Frauen dahingehend zu beraten, dass sie sich Zeit lassen, wenn sie eine Beziehung eingehen, dass sie sich genau über den Burschen informieren, mit dem sie in den Ausgang gehen, denn es kann vorkommen, dass ein junger Mann Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat, zu einer Mara gehört oder eine Vorgeschichte als Täter hat, und das bringt die Frau bereits in Gefahr. Wenn du dich mit einem Mann einlässt, der einer Mara angehört, reduziert sich deine Lebenserwartung drastisch.

FRAGE: Sich genau über eine Person zu informieren, grundsätzlich jeder Person zu misstrauen, das erinnert stark an die Zeit des bewaffneten Konflikts ...

NORMA CRUZ: Tatsache ist, dass unser soziales Gefüge, das im Krieg zerstört worden war, nie wieder zusammengefügt wurde. Ein Beispiel: In der Fundación akzeptieren wir keine Leute, die Freiwilligenarbeit leisten wollen, und bevor wir jemanden fest anstellen, untersuchen wir genau seine oder ihre Herkunft, sein oder ihr Umfeld, ihre Beziehungen, die bisherige berufliche Laufbahn. Damit wollen wir sicherstellen, dass diese Person nicht zu einem Sicherheitsproblem für uns wird. Das ist hart, aber wir wissen, weshalb wir es machen. Vor drei Wochen wurde auf unser Büro in Chiquimulas ein Molotowcocktail geworfen. Unsere Untersuchungen ergaben, dass eine unserer Psychologinnen eine aussereheliche Beziehung zu einem Mann hatte, der als Gewalttäter gegen Frauen bekannt war und dass der Anschlag von ihm ausgeführt wurde. Wir haben Anzeige gegen ihn erstattet. Ob du willst oder nicht: Du musst unglaublich vorsichtig sein, mit wem du dich einlässt. Junge Frauen lassen sich heute so schnell auf etwas ein, und wenn sie dann merken, dass der Typ eine «Vorgeschichte» hat, dann ist es sehr schwierig, die Beziehung wieder aufzulösen, ohne dass es zu Gewalt kommt. Wir raten den jungen Frauen, in Gruppen auszugehen, sich in der Nacht nur an beleuchteten Orten aufzuhalten, nicht zu einem Fremden ins Auto zu steigen, keine Getränke anzunehmen. Wir haben von Fällen gehört, wo Drogen eingesetzt werden, um Frauen vor einer Entführung und Vergewaltigung zu betäuben. Im schlimmsten Fall werden danach die Videos dieser Vergewaltigungen ins Internet gestellt. Wir wollen keine Panik verbreiten, aber den Frauen das Bewusstsein schärfen, dass es überall passieren kann, selbst in der Familie oder in der Verwandtschaft. Letztes Jahr begleiteten wir fünf Frauen, die von ihren Söhnen misshandelt worden waren.

FRAGE: Wie erzieht man denn heute in Guatemala einen Sohn, damit er nicht in diese Machismo-Kultur und Gewaltspirale gerät?

NORMA CRUZ: Das ist nicht die Verantwortung einer einzelnen Mutter, sondern der ganzen Gesellschaft. Eine wichtige Rolle spielt das Bildungswesen. Gerade weil sie sich emanzipiert haben, verbringen viele Frauen immer weniger Zeit zu Hause, Väter sind oftmals gar nicht vorhanden, und somit wird die Schule zu einem wichtigen Ort nicht nur der Bildung, sondern auch der Erziehung. Auch die Kirchen spielen eine wichtige Rolle. Historisch haben die Kirchen ein Gesellschaftsmodell vertreten, in dem die Frau dem Mann unterstellt ist, und es ist höchste Zeit, dass da ein Perspektivenwechsel stattfindet. Die Kirchen müssten sich klar gegen Gewalt aussprechen und jene ihrer Mitglieder sanktionieren, die sie ausüben. Auch die Dorf- oder Quartiergemeinschaft können eine wichtige Rolle einnehmen, wenn sie sich von Gewalt distanzieren und Gewalttätern mit Bestrafung oder Ausschluss drohen.

FRAGE: Tönt gut, aber gibt es konkrete Beispiele, wo eine Gemeinschaft erfolgreich solche Strategien umsetzt?

NORMA CRUZ: Nein. Wir sind noch weit davon entfernt. Das einzige ist, und das ist absurd, dass sich Strukturen aus dem Krieg wieder beleben wie zum Beispiel die Zivilpatrouillen, heute nennen sie sich comités, aber vom Konzept her ist es dasselbe. Diese Gruppen kontrollieren während 24 Stunden am Tag eine Gegend mit der Begründung, Gewalttaten verhindern zu wollen. Es sind aber in einigen Fällen genau diese Strukturen, die in die sogenannten sozialen Säuberungen involviert sind und sich die «Freiheit» herausnehmen, einen vermeintlichen Täter zu lynchen, zusammenzuschlagen oder aus der Gemeinde zu verjagen.

Veränderungen - das geht lange. Und es ist natürlich im Interesse des organisierten Verbrechens, einen so schwachen Staat zu haben, wie es Guatemala heute ist. Ein Staat, der die Durchsetzung der Gesetze nicht garantieren kann, der das Leben der Frauen nicht schützen kann ...

FRAGE: Wo siehst du Guatemala in fünf Jahren?

NORMA CRUZ: Ungeachtet aller internationalen Unterstützung, die wir bekommen, sehe ich Guatemala in fünf Jahren am selben Ort wie heute. Das grosse Problem ist, dass es seitens der politischen Parteien keine seriösen Alternativen gibt. Und das in einem Wahljahr! Die Parteien sind klientelistisch und interessengeleitet. Was wir bräuchten, um die Institutionen zu stärken und wirkungsvoll zu machen, sind mehr Steuereinnahmen, aber es gibt zu viele Leute, die das verhindern wollen. Von dem her glaube ich, dass wir als Land weder in fünf noch in zehn Jahren an einem wirklich anderen Ort stehen.


Fundación Sobrevivientes

(Alma Noser) Im Jahr 2003 gründeten Norma Cruz und ihre Tochter Claudia die Stiftung Fundación Sobrevivientes. Sie bietet Frauen und Kindern, die Opfer der Gewalt wurden, vorübergehend Schutz in einem ihrer zwei Frauenhäuser, begleitet bedrohte Frauen und treibt gerichtliche Abklärungen und Prozesse voran. Norma und ihre Tochter haben innerfamiliäre Gewalt selbst erlebt und haben es gewagt, den Stiefvater der Tochter anzuklagen. Er wurde wegen sexueller Gewalt gegen eine Minderjährige mit acht Jahren Gefängnis bestraft. Norma und ihre Tochter wollten andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen ermutigen, das Schweigen zu brechen und die Täter vor Gericht zu ziehen.

Die Fundación mit Norma an der Spitze und einem Team von 63 Mitarbeitenden, von denen die meisten selbst Gewalterfahrung haben, bietet aber mit den Frauenhäusern und ihrer Beratungsstelle nicht nur individuelle Hilfe, sie hat sich auch dem Kampf für politische Reformen des Justizsystems verschrieben. Norma ist öffentlich stark präsent mit Hungerstreiks und Auftritten in Gerichten und im Parlament, wo sie lobbyiert für eine andere Gesetzgebung und Praxis und eine Justizreform. Erreicht hat die Fundación, zusammen mit andern Organisationen, die Schaffung eines Gesetzes gegen die Frauenmorde und andere Arten der Gewalt gegen Frauen (Ley contra el Femicidio y otras formas de violencia contra las mujeres). Norma geht für die Abschaffung der Straffreiheit und für eine neue Gesetzespraxis regelmässig auf die Strasse. «Wir wollen die Quote von 100 Prozent Straflosigkeit für Gewaltverbrechen jährlich um mindestens 2 Prozent senken», sagt Norma. Inzwischen ist sie auf 98 Prozent gesunken. Schon unzählige Male hat sie ihr kleines blaues Zelt vor dem Gebäude des Obersten Gerichts aufgeschlagen (zu sehen auf www.sobrevivientes.org). Ihre starke Präsenz in der Öffentlichkeit und in guatemaltekischen Medien hat auch dazu geführt, dass die Fundación vom Staat jährlich mit zwei Millionen Quetzales (ca. 300.000 Dollar) unterstützt wird.

Der Kampf gegen die «Impunidad» soll den Tätern die Sicherheit nehmen, dass sie garantiert straffrei ausgehen werden. Die Zahl von mehr als 600 vergewaltigten und ermordeten Frauen pro Jahr soll als unakzeptabler Skandal ins öffentliche Bewusstsein treten. Dafür kämpfen die tapferen Frauen der Fundación Sobrevivientes.


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Quelle:
Correos de Centroamérica Nr. 166, 16. Juni 2011, S. 3-5
Herausgeber: Zentralamerika-Sekretariat, Zürich
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2011