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DESIGN/045: Kumpel-Klamotten zu Trend-Taschen (Unizet TU Dortmund)


UNIZET Nr. 408, 5/09 - Technische Universität Dortmund

Kumpel-Klamotten zu Trend-Taschen

TU-Absolventin reaktiviert Bergarbeiterkleidung


Sie hat eine Ausbildung zur Orthopädiemechanikerin abgeschlossen, als Rucksacktouristin die Welt bereist, ein Diplom in Journalistik an der TU Dortmund abgelegt und sich vor kurzem mit ihrer Kulturmarke »zechenkind« selbstständig gemacht. Anika Beller-Kraft hätte sich für viele Berufsfelder entscheiden können. Dass die 34-Jährige heute erfolgreich Taschen und Accessoires aus recycelter Bergmannskleidung designt, hat viel mit ihren zwei alten Leidenschaften zu tun: "Meine Heimat Ruhrgebiet sowie die Schneiderei waren für mich immer Herzensangelegenheiten, die mich nie ganz losgelassen haben. Während meines Studiums bin ich dann auf die Idee gekommen beides zu verbinden und mich damit selbstständig zu machen."


Alte Stofffe, neue Ideen

Mit ihrem Konzept, aus alten Stoffen Neues zu entwerfen, steht Anika Beller-Kraft nicht allein da. Taschen und andere Alltagsgegenstände, die aus recycelten Textilien, wie Segeltuch oder LKW-Planen, gefertigt werden, sind nicht nur bei Studierenden und in den Büros von Kreativen angesagt. Mit ihrer Marke »zechenkind « setzt die ehemalige TU-Studentin aber bewusst nicht nur auf einen Trend, sondern auf Produkte, die neben den besonderen Stoffen auch in ihrer Philosophie einzigartig sind. "Ich komme aus Dortmund, bin also ein echtes Zechenkind. Als ich begonnen habe, an meiner Idee zu arbeiten, war für mich klar, dass ich etwas anbieten möchte, das mit der Region zu tun hat. Ich bin davon überzeugt, dass man spannende Ideen auch vor der eigenen Haustür finden kann und das ganze kreative Potential nicht nur in Städten wie Berlin sitzt".

Dass ihr »zechenkind« jetzt aus den Kinderschuhen wächst, ist jedoch nicht nur das Ergebnis einer guten Idee. Für ihren Erfolg hat Anika Beller-Kraft hart gearbeitet und sich nicht allein auf ihr kreatives Potential verlassen. Unterstützung für ihr Vorhaben fand die Nachwuchsdesignerin auch an der Universität. Neben ihrem Hauptfach Journalistik belegte sie Kurse im Zertifikatstudium Kulturarbeit und Kreativwirtschaft, das die TU gründungswilligen Studierenden und Absolventen seit dem Sommersemester 2008 anbietet. Im Zertifikatstudium machte sie sich mit der betriebswirtschaftlichen Seite ihrer Geschäftsidee vertraut.

Die Fakultät Journalistik gab Beller-Kraft zudem die Möglichkeit sich in ihrer Abschlussarbeit im Jahr 2008 mit dem Thema »zechenkind« zu beschäftigen. "Es ist eher ungewöhnlich, in einer Diplomarbeit Journalistik und Design zu verbinden. Meine Betreuer, Professor Horst Pöttker und Professor Frank Lobigs, haben mir diese Chance gegeben. Es war sehr hilfreich, dass ich mich auf diese Weise mit dem Thema so intensiv beschäftigen konnte." Auch das Projekt »kultur.unternehmen.dortmund« half der Designerin bei der Aufgabe, aus ihren Gedanken ein tragfähiges Geschäftskonzept zu entwickeln. In Kooperation mit der Wirtschaftsförderung und der TU Dortmund, wurden zehn Gründerteams Ende vergangenen Jahres über mehrere Monate in speziellen Expertenvorträgen, Workshops und intensiver Einzelberatungen auf ihre Rolle als Selbstständige in der Kreativwirtschaft vorbereitet. "Die Arbeit mit meinem Coach Johannes Schrievers hat mir sehr geholfen. Außerdem war es für mich wichtig, mich mit den anderen Teams auszutauschen", fasst Beller-Kraft ihre Erfahrungen zusammen. Für ihre erfolgreiche Geschäftsidee wurde sie beim Finale der Gründerwerkstatt im Februar 2009 mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Bei dem bundesweiten Gründerwettbewerb »Start2grow« konnte sie sich kürzlich außerdem den vierten Platz sichern. "Die Gründung ist ein bisschen so, als wenn man ein Kind zur Welt bringt. Es erfüllt einen und macht total Spaß, aber es ist eben auch ein Vollzeit-Job. Umso schöner ist es bei all dem Stress dann, wenn die Idee bei den Leuten so gut ankommt."

Mit der TU Dortmund bleibt die Nachwuchsdesignerin auch nach der erfolgreichen Gründung verbunden. Neben ihrem Kontakt zum Team der Gründerwerkstatt sind es vor allem ehemalige Kommilitonen mit denen sich Beller-Kraft auch noch nach dem Studium austauscht.
(tk)


Info

Anika Beller-Krafts »zechenkinder« können Interessierte über www.zechenkind.de bestellen. Demnächst wird es die »zechenkind«-Produkte außerdem bei »Stückgut« in Bochum und bei »Heimatdesign« im ehemaligen Fundbüro des Dortmunder Ordnungsamtes (Hoher Wall 15) geben.


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Quelle:
Unizet Nr. 408, 05/09, Seite 5
Herausgeber: Technische Universität Dortmund
Referat für Öffentlichkeitsarbeit
Baroper Str. 285, 44221 Dortmund
E-Mail: redaktion.unizet@uni-dortmund.de
Internet: www.uni-dortmund.de/unizet

UNIZET erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2009