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BERICHT/181: raubKUNSTfälschung - Experten diskutieren Raubkunst und Kunstfälschung (idw)


Hochschule Heilbronn - 08.07.2014

raubKUNSTfälschung - Experten diskutieren Raubkunst und Kunstfälschung

• Gurllit-Anwalt zu Gast in Künzelsau
• Spannende Einblicke in die Welt der Kunst



Heilbronn/Künzelsau, Juli 2014. Die Themen Raubkunst und Kunstfälschung, die in den letzten Monaten und Jahren große mediale Aufmerksamkeit erregt haben, standen zum Ende des Sommersemesters im Mittelpunkt einer Veranstaltung am Künzelsauer Campus der Hochschule Heilbronn. Der Studiengang Betriebswirtschaft und Kultur-, Freizeit-, Sportmanagement hatte namhafte Referenten an die Reinhold-Würth-Hochschule geladen: so Dr. Hannes Hartung, Anwalt des kürzlich verstorbenen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt; Dr. Andrea Baresel-Brand, stellvertretende Direktorin von "Lost Art", den Schweizer Galeristen Dr. Johannes Nathan und Dr. Beate Elsen-Schwedler, stellvertretende Direktorin der Kunsthalle Würth. Der als "Schwabinger Kunstfund" bekannt gewordene Fall Gurlitt und die Provenienzforschung spielten in allen Vorträgen aber auch bei der anschließenden Diskussion eine wichtige Rolle - ebenso der Fall des selbsternannten "Meisterfälschers" Beltracchi, aus dessen erfundener Sammlung Jägers auch zwei Werke an den Sammler Reinhold Würth verkauft wurden.


Standortbestimmung und Begriffsschärfung

Dr. Hannes Hartung und Dr. Andrea Baresel-Brand begannen mit juristischen Standortbestimmungen und trugen zur Begriffsschärfung etwa der Unterscheidung von Raub-, Beute- und Fluchtkunst sowie von entarteter Kunst bei. Auch wesentliche Informationen zur historischen Einordnung wurden gegeben. Besonders anschaulich wurde dies in den Ausführungen von Dr. Johannes Nathan, der anhand der Geschichte seines Großvaters, der zur Zeit des Nationalsozialismus als jüdischer Galerist in München tätig war, sehr genau darlegen konnte, wie Menschen enteignet oder zum Verkauf ihrer Werke gezwungen wurden. Jüdische Kunsthändler wurden per Dekret ab 1935 systematisch aus dem Markt gedrängt und zur Aufgabe ihrer Geschäfte gezwungen. Für viele Kunstwerke begannen dann wahre Odysseen, die die Provenienzforscher, "Lost Art", aber auch zahlreiche Juristen in aller Welt bis zum heutigen Tag beschäftigen.


Diskussion zu Moral und Werten

Schwierige Fragen nach Recht und Moral und wie beide in Einklang zu bringen sind, stellten sich dann in der von Prof. Dr. Raphaela Henze moderierten Podiumsdiskussion: Ist es moralisch, sich privat an Werken zu erfreuen, deren Herkunft zweifelhaft ist und die sehr wahrscheinlich das Eigentum anderer sind? Ist es in Ordnung, dass etwa betagte Holocaustüberlebende oder Erben derjenigen, die den Nationalsozialismus nicht überlebt haben, langwierig um Werke streiten oder sich ggf. gar vergleichen müssen? Warum hat der Kunstmarkt es Beltracchi derart leicht gemacht? Welche Interessen haben Galeristen, Auktionshäuser und Sammler überhaupt an der lückenlosen Aufklärung des Fälschungsskandals? Insgesamt eröffnete die Veranstaltung, die durch die WDR-Dokumentation "Der große Bluff - wie man mit Kunst kassiert" und ein von den Studierenden gestaltetes Rahmenprogramm abgerundet wurde, eine Vielzahl von spannenden Einblicke in die Welt der Kunst.


Hochschule Heilbronn - Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik Mit mehr als 8.200 Studierenden ist die staatliche Hochschule Heilbronn der größte wissenschaftliche Bildungsträger der Region Heilbronn-Franken und gehört mit zu den führenden Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. 1961 als Ingenieurschule gegründet, liegt heute der Kompetenz-Schwerpunkt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. Angeboten werden an den drei Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall und in sieben Fakultäten insgesamt 48 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die enge Kooperation mit den Unternehmen aus der Region und die entsprechende Vernetzung von Lehre, Forschung und Praxis werden in Heilbronn großgeschrieben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution752

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Heilbronn, Heike Wesener, 08.07.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2014