Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


WISSENSDURST/051: Plastik - Kunststoffverpackung nein danke, Bioverpackung zur Not ... (SB)


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick

Stefan und Ben haben sich umfassend mit Kunststoffen befasst. Zu guter Letzt wollen die beiden nun wissen, was es mit den sogenannten Biokunststoffen auf sich hat. Sind sie wirklich biologisch abbaubar oder zumindest zum Recyceln geeignet, damit wieder andere Gegenstände daraus hergestellt werden können?

Stefan: "Fantastisch wäre es doch, wenn Biokunststoffe nach Gebrauch und Entsorgung vollständig biologisch abbaubar wären."

Ben: "Weißt du genau, was dieses 'biologisch abbaubar' eigentlich bedeutet? Oder was genau Biokunststoffe sind und welche Dinge bereits daraus hergestellt werden?"

Stefan: "Nein, weder das eine noch das andere wirklich. Ich denke wir sollten das wohl schleunigst herausfinden. Am besten sehen wir uns beim Umweltbundesamt um, die werden doch sicher Bestimmungen festgelegt haben, ab wann etwas 'biologisch abbaubar' genannt werden darf."

Ben: "Okay, dann lass uns mal im Netz nachsehen, ich gebe einfach mal 'Biokunststoffe' und 'Umweltbundesamt' ein. Oh je, da erscheint eine ganze Flut von Texten. Wie gehen wir vor?"

Stefan: "Ich schlage vor, wir sehen uns ganz genau an, was 'biologisch abbaubar' bedeutet, also für welche Materialien das gilt und woraus sie bestehen."

Nachdem sie mehr oder weniger auf gut Glück ein paar viel versprechende Texte ausgedruckt hatten, machten sie es sich auf dem Teppich bequem, breiteten die Papiere vor sich aus und begannen mit dem Lesen. Nach einer ganzen Weile des Schweigens, das nur durch einige "oh", "Aha", "Oh je", "Ach so" oder ähnliche Laute unterbrochen wurde, berichteten sie sich, was sie an Hinweisen und Informationen gefunden hatten.

Ben: "Also, hier heißt es zum Beispiel: 'Bioabbaubar' soll ein Material dann sein, wenn Bakterien, Pilze oder sonstige Kleinstlebewesen in der Lage sind, diese Stoffe in kleinste Bestandteile wie Kohlendioxid, Sauerstoff oder Amoniak zu zersetzen. Das können beispielsweise Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen sein. Dann werden sie 'biobasiert' genannt."

Stefan: "Ah ja, 'basiert' meint dann so etwas wie die Grundlage oder die Grundsubstanz besteht aus Naturstoffen?"

Ben: "Ja, wäre doch naheliegend. Aber es gibt auch noch Stoffmischungen, die sogenannten 'Blends'. Das sind Materialien, die zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und zu einem anderen Teil aus chemischen Substanzen, die den daraus gefertigten Gegenständen ihre Festigkeit, ihre Haltbarkeit und ihre Wasserundurchlässigkeit verleihen."

Stefan: "Das passt, ich hab' hier gerade etwas über einen Bambus-Coffee-to-go-Becher gelesen. Das hört sich doch sehr gut an, sehr natürlich. Aber der besteht nur zu ca. 30 Prozent aus Bambusfasern. Ein Stoff mit der Bezeichnung Melamin soll für den stabilen Zusammenhalt sorgen. Dann wird noch Formaldehyd, auch eine chemische Substanz, hinzugegeben und es entsteht ein synthetisches Kunstharz, das den Becher hart und bruchsicher macht, sowie für eine glatte Oberfläche sorgt."

Ben: "Ja nun, aber immerhin braucht man für die Herstellung dann doch 30 Prozent weniger Chemikalien, so könnte man es doch auch betrachten? Aber sag' mal, sind dieses Melamin und Formaldehyd nicht gefährlich?"

Stefan: "Hier steht, dass sie zwar als krebserregend gelten, sich aber erst ab einer Temperatur von 70°C aus dem Becher lösen und in das Getränk übergehen können."

Ben: "Toll klingt das nicht, zumal ich glaube, dass Kaffee eindeutig heißer ist. Andererseits müssen die Becher oder auch andere Dinge haltbar, hart oder reißfest gemacht werden. Was nützt eine Bioplastiktüte, wenn sie das Obst nicht trägt, sondern reißt? Oder ein Becher, der durchweicht, wenn man ein Getränk hinein füllt, ist auch nicht gerade praktisch. Da würde ich lieber meinen eigenen Becher mitnehmen und vollfüllen lassen."

Stefan: "Lass das nicht meine Mutter hören, sie würde explodieren."

Ben: "Wieso das denn, wenn jeder seinen Becher mitbringen würde, ganz gleich aus welchem Material, vielleicht aus Edelstahl oder Porzellan, das würde doch eine gewaltige Menge an Plastikmüll verhindern."

Stefan: "Ja sicher, das wäre eine gute Idee. Und soweit ich weiß, bringen auch immer mehr Menschen ihre eigenen To-Go-Becher mit und lassen ihn mit Kaffee füllen, das finde ich gut. Meine Mutter aber prangert diese ganze 'To-go-Kultur' an. Sie wünscht sich, dass Menschen nicht so hetzen müssten und wieder mehr Zeit hätten, um sich auch mal in Ruhe bei einer Tasse Kaffee in einem Café unterhalten zu können. Das wäre für die Umwelt gut und bestimmt auch für das Miteinander der Menschen, meint sie."

Ben: "Ach so, da ist was dran. Wenn ich da an Svens Eltern denke, die sind so sehr im Arbeitsstress, dass sie ihren Kaffee im Laufen trinken. Das ist bestimmt nicht gut. Aber hast du etwas darüber gefunden, welche Gegenstände bereits aus Bioplastik hergestellt werden?"


Durchsichtige Einpackfolie für Süßigkeiten - Foto: by F. Kesselring, FKuR Willich [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Verpackung für Süßigkeiten aus Polymilchsäure (PLA)
Foto: by F. Kesselring, FKuR Willich [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Stefan: "Ja, habe ich. Also: Einkaufstüten, Sammeltüten für Biomüll oder auch diese dünnen Tüten, in denen Gemüse, Obst, Eier, Fleisch, oder Molkereiprodukte verpackt werden. Hierfür werden als Biomasse dann Mais, Kartoffeln, Weizen oder Zuckerrohr beziehungsweise Zuckerrüben verwendet. Aber ob die nun auch zum Teil wieder mit Chemikalien vermischt werden müssen, um haltbar und belastbar zu werden, das weiß ich nicht. Ich habe den Eindruck, als ob man fast alles auch aus Bioplastik herstellen kann."


Eine Puppe aus festem Celluloid mit Kleid und aufgemaltem Haar - Foto: 2007, by Holger.Ellgaard 08:51, 14 October 2007 (UTC) [CC BY-SA 3.0(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

Die Idee Biokunststoffe zu nutzen, ist schon alt.
Diese Puppe aus Celluloid stammt aus dem Jahr 1950
Foto: 2007, by Holger.Ellgaard 08:51, 14 October 2007 (UTC) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons


Vier Spielwürfel in durchscheinendem Grün mit weißen Würfelaugen - Foto: 2007, by Roland Scheicher 20:07, 11. Jan. 2007 (CET) [Public domain], from Wikimedia Commons

Würfel aus Celluloseacetat
Foto: 2007, by Roland Scheicher 20:07, 11. Jan. 2007 (CET) [Public domain], from Wikimedia Commons

Ben: "Das klingt doch schon mal nicht schlecht, selbst wenn da zum Teil noch Chemikalien enthalten wären. Nachdem ich so viel über Bioplastik gelesen habe, wird mir erst klar, dass es keine einfache Lösung für das Plastikmüllproblem gibt. Aber mir scheint es so, als würden sich schon sehr viele Menschen mit diesem schwierigen Thema befassen."

Stefan: "Das wäre schön. Allerdings wird hier in einem Beitrag darauf hingewiesen, dass diese biologisch abbaubaren oder sogar kompostierbaren Bioplastiken von den Verbrauchern nicht richtig entsorgt werden."

Ben: "Das verstehe ich nicht ganz, wo ist da das Problem?"

Stefan: "Es wird behauptet, dass sie nicht erkennen, also nicht unterscheiden können, was Plastik und was Bioplastik ist und dann einfach alles in den normalen Plastikmüll werfen. Auf diese Weise wird der Müllberg größer als er sein müsste. Wenn all das bioabbaubare Plastik auch entsprechend extra entsorgt und auf natürliche Weise vernichtet werden würde, das wäre doch bestimmt schon ein Schritt in die richtige Richtung, oder?"

Ben: "Ja, und es muss doch möglich sein, die verschiedenen Plastiksorten für den Verbraucher irgendwie kenntlich zu machen, damit er die Chance hat, etwas zur Verkleinerung der Plastikmüllberge beizutragen."

Stefan: "Wie dem auch sei, es gibt bestimmt noch eine ganze Menge mehr zu bedenken. Auch Biokunststoffe haben ihre Vor- und Nachteile. Bedenklich finde ich, wenn Nahrungsmittel als Rohstoffe für die Herstellung von Bioplastik verwendet werden."

Ben: "Es bleibt jedenfalls dabei, jeder Einzelne könnte sich gewissenhaft überlegen, wo er auf Plastik verzichten kann oder wie er Gegenstände, beispielsweise aus dem Haushalt, länger und vielfach benutzen oder sie für andere Zwecke verwenden kann."

Stefan: "Dann fangen wir doch gleich mal damit an und gehen in die Küche, schnappen uns Gläser und eine Glasflasche, in der sich frisch gepresster Orangensaft befindet. Dazu greifen wir in die hübsch verzierte Blechdose und vertilgen die selbstgebackenen Kekse. Ist das ein guter Plan?"

Ben: "Tja, deine Mutter ist irgendwie ganz schön toll, vor allem auch weil sie absolut leckere Kekse backen kann."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.ewr.de/wissen/wie-oekologisch-sind-bambusbecher/-/is=253126/did=21499712/nid=253126/1livyxjp/index.html

https://reset.org/knowledge/biokunststoffe-eine-gruene-alternative-zu-konventionellem-plastik

https://seilnacht.com/Lexikon/k_umwelt.html


19. Januar 2019


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang