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VORSICHT/014: Trinkwasser - Vorkommen und Verteilung ... (SB)



Vielleicht hat der eine oder andere im letzten Sommer (2018) eine Ahnung davon bekommen, wie es sein könnte, wenn über längere Zeiträume die Temperaturen ungewöhnlich hoch sind und es dauerhaft trocken bleibt. Wir leben in Deutschland in Breitengraden, in denen es noch relativ häufig regnet und die Grundwasserreservoirs gut gefüllt sind, aus denen immerhin rund zwei Drittel des Trinkwasserbedarfs unserer Bevölkerung gedeckt werden.

Wie aber sieht es in anderen Regionen der Erde aus? Im neusten Weltwasserbericht von 2019, der jedes Jahr kurz vor dem Weltwassertag am 22. März veröffentlicht wird, heißt es, dass 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser haben. Hinzu kommt, dass 4,3 Milliarden Menschen keine sicheren Sanitäranlagen nutzen können. Das bedeutet, dass das Abwasser nicht gereinigt und zum größten Teil wieder in Flüsse und Seen geleitet werden. Um an Trinkwasser zu gelangen, müssen 884 Millionen Menschen täglich mindestens eine halbe Stunde Weg zurücklegen und die gefüllten Behälter wieder zu ihrer Wohnstätte bringen. Diese Arbeit erledigen überwiegend Frauen und Kinder. Oft müssen die Strecken auch zwei- bis dreimal am Tag gegangen werden, um den Bedarf der Familie zu decken. Hinzu kommt, dass das Wasserholen nicht ungefährlich ist. In den Gebieten der Erde, wo extreme Dürre herrscht und das tägliche Überleben vom Wasser abhängt, kämpfen Menschen um das lebenspendende Nas,s und viel öfter als wir uns das vorstellen können, töten sie sich, um als erster an die seltenen, schwer erreichbaren Wasservorkommen zu gelangen. Dabei sind eine sichere Versorgung mit Wasser und sichere sanitäre Einrichtungen Menschenrechte, doch für Milliarden Menschen sind diese Rechte nicht verwirklicht.


Die Grafik zeigt Länder in Afrika, Indien, im Nahen Osten, in Australien und Amerika mit Regionen natürlicher Wasserknappheit, sich abzeichnender Wasserknappheit und Wasserknappheit, die durch ungerechte Verteilung zustande kommt - Foto: 2018, by BBC News [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Karte, die Gebiete mit Wasserknappheit anzeigt
Foto: 2018, by BBC News [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Im Folgenden soll untersucht und geprüft werden:
- wie wichtig sauberes Trinkwasser für das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen auf der ganzen Welt ist,
- wie bedeutsam Wasservorkommen und -speicher für das Ökosystem Erde sind,
- wie weitreichend die Folgen von verschmutzten Flüssen und Seen für die Trinkwasserversorgung sind,
- wie unbedingt notwendig eine effektive Abwasserreinigung ist,
- auch die Bedeutung, die dem Bau von Sanitäranlagen (Toiletten und Waschgelegenheiten) im Zusammenhang mit der Reinhaltung von Trinkwasser zukommt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, ob Trinkwasser in private unternehmerische Hände gelangen darf und Menschen der Zugang zu Wasserquellen verweigert werden kann. Zum Schluss dieser kleinen Reihe über Trinkwasser werden Projekte vorgestellt, wie Trinkwasser gewonnen werden kann, beispielsweise mit jahrhundertealten Technologien oder mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse.


Das Süßwasservorkommen auf der Erde

Unser "blauer Planet" Erde wird wahrlich von riesigen Mengen Wasser bedeckt. Nahezu zwei Drittel (71%) seiner Oberfläche sind von Ozeanen überflutet. Und doch leidet die Welt zunehmend an Wassermangel.


Die Grafik zeigt: 97% Meerwasser, 3% Süßwasser, bzw. 2,5% nach aktuellen Angaben und die Aufteilung des Süßwassers, wie weiter unten im Text erläutert - Grafik: 1996, USGS [Public domain], via Wikimedia Commons

Wasserverteilung auf der Erde

Grafik: 1996, USGS [Public domain], via Wikimedia Commons


Zur Veranschaulichung: es wird angenommen, dass diese 71% die Menge von ca. 1.386 Kubikkilometer Wasser ausmachen und damit ungefähr 97% des weltweit vorhandenen Wassers überhaupt. Dabei handelt es sich allerdings um Salzwasser, das nicht trinkbar und somit für Mensch, Tier und Pflanze nicht nutzbar ist. Nur ein ganz kleiner Teil des Wassers, nämlich 2,5%, ist Süßwasser, also das unentbehrliche Nass für alle Lebewesen auf der Erde. Eigentlich wäre das schon viel, doch ein weiterer großer Anteil des Süßwassers bleibt gefroren im ewigen Eis und Schnee der Polkappen und Gletscher und steht damit als Trinkwasser nicht direkt zur Verfügung. Hinzu kommt noch die Menge an Wasser, die als Grundwasser, das sich im Erdreich befindet, nicht so einfach zugänglich ist.

Von den 2,5% Süßwasser sind:
0,01 % Wolken, Regen, Schnee und Hagel
0,3 % Flüsse, Bäche, Seen
30,8 % Grundwasser
68,9 % Gletscher, Eis der Polkappen

Es bleibt also nicht viel übrig und das was bleibt ist zudem noch sehr ungleichmäßig über den Erdball verteilt. So ist es zu verstehen, dass Wassermangel eines der größten Probleme auf der Erde ist, denn Süßwasser vermehrt sich nicht, es handelt sich um eine endliche Ressource.


Wasserknappheit hat viele Ursachen

Obgleich es den Anschein hat, als hätten wir nur ganz wenig Wasser zum direkten Verbrauch, würde diese Menge doch für Mensch, Tier und Pflanze auf unserer Erde auszureichen. Also, wie kommt es, dass ca. 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberen und durchgängig verfügbarem Trinkwasser haben? Ein Grund sind mit Sicherheit die sehr unterschiedlichen geologischen und geophysikalischen Lebensräume. Weite Wüstengebiete, Steppen, Savannen, Sand- und Gesteinswüsten und die Eisgebiete zählen zu den trockenen Regionen dieser Erde, in denen nur wenig Niederschlag fällt und auch nur in einigen Monaten des Jahres. In den Ländern, die von großen Gebirgszügen durchzogen sind, werden die am Fuß der Gebirge liegenden Böden mit Quell- und Schmelzwasser versorgt. Auch werden Flüsse und Seen mit Wasser aus den Gebirgen gespeist. In wieder anderen Gebieten, beispielsweise in Indien, fällt in wenigen Wochen unglaublich viel Regen, während der sogenannten Monsun-Regenzeit. Hier haben Menschen die Möglichkeit, Wasser zu sammeln und zu speichern. Dann wieder regnet es in vielen Ländern sehr viel oder sie werden im Winter mit Schnee bedeckt. In den Regenwaldgebieten um den Äquator herum, sind die Niederschlagsmengen sehr reichlich, wie die Bezeichnung "Regenwald" schon verrät.


Die Grafik zeigt, wie Grundwasser unter der Erde verläuft und wie durch Oberflächenwasser und Niederschläge, die einsickern, der Grundwasserspiegel wieder erhöht werden kann - Grafik: 2013 by Radian (own work) [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Grundwassersystem
Grafik: 2013 by Radian (own work) [CC BY 3.0
(https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons


Grundwasser hingegen lässt sich nahezu überall finden, wenn auch in unterschiedlichen Tiefen und Mengen und es ist nicht immer einfach, Brunnen zu graben oder Pumpen zu installieren. Soviel erst einmal zu den gegebenen unterschiedlich vorkommenden Wassermengen. Trotz der Schwierigkeiten ist es den Menschen über viele Jahrhunderte in nahezu allen Regionen dieser Erde gelungen, mit den vorhandenen Wasservorkommen irgendwie auszukommen. Warum funktioniert das heute nicht mehr? Was hat sich verändert?

Im nächsten Teil gehen wir zunächst der Frage nach, ob wirklich die weltweit wachsende Bevölkerungszahl für die Wasserknappheit verantwortlich gemacht werden kann?

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.unesco.de/presse/pressematerial/un-weltwasserbericht-2019

https://www.scinexx.de/news/geowissen/geteilte-suesswasser-welt/

https://www.energiesparer.org/wasser/trinkwasser


2. April 2019


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