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TIERE/142: Welche Elche ... (SB)



Der Elch wird von vielen Menschen in verschiedenen Ländern verehrt. Aufgrund seiner mächtigen Erscheinung steht er für Kraft, Weisheit und Gerechtigkeit, denn mit seinem gewaltigen Geweih wird er beispielsweise als Mittler zwischen Himmel und Erde angesehen oder auch als jenes Tier, das Kontakt zur Geisterwelt aufnehmen kann. All das ist unter anderem in den Mythen und Legenden über den Elch zu lesen. Mag es sein wie es will, aber interessant ist dieses riesige Tier allemal und es gibt viele Gründe, sich näher mit ihm zu befassen.


Das Schaufelgeweih besteht aus einer breiten gebogenen Fläche, die an den Rändern in verschieden lange, spitze Stangen enden - Foto: 2005, by Donna Dewhurst, Public Domain, via Wikimedia Commons

Elch mit Schaufelgeweih
Foto: 2005, by Donna Dewhurst, Public domain, via Wikimedia Commons


In Deutschland wird man eher selten einem frei lebenden Elch begegnen. Im Mittelalter hingegen war er bei uns noch weit verbreitet, da hätte man ihn schon eher treffen können. Doch das Land hat sich verändert, der Lebensraum der Elche, die Wälder und die weiten mit Gras und Busch bewachsenen Flächen wurden vernichtet, die Moore und Sümpfe trockengelegt. Zudem zählte der Elch damals zu den beliebtesten Jagdtieren, denn sein Geweih war riesig und hatte als Jagdtrophäe einen hohen Wert. Und so tötete man dieses Tier in großer Zahl, bis es schließlich in Deutschland als ausgerottet galt.

Elche zählen zur Familie der Hirsche und sind eindeutig die größten unter ihnen, das gilt insbesondere für den Alaska-Elch. Er kann eine Körperlänge von bis zu 3 Metern erreichen und eine Höhe von 2,30 Meter oder einzelne Exemplare sogar bis zu 2,50 Meter. Sein sogenanntes Schaufelgeweih misst ungefähr 2 Meter und wiegt ca. 20 Kilogramm. Je nach Land und Region können diese Tiere aber auch kleiner sein.

Es sind beeindruckende Tiere, die, sieht man sie im Zoo, einen eher unförmigen, stakeligen Eindruck machen, da sie sich mit ihren scheinbar viel zu langen Beinen nicht so elegant bewegen wie manch anderes Landtier. Außerdem tragen sie auf ihrem Nacken einen gewaltigen muskelbepackten Buckel, der allerdings eine wichtige Aufgabe hat, denn er ermöglicht es, dass sie ihr schweres Geweih tragen können. Beobachtet man sie jedoch in ihren angestammten heimatlichen Regionen, so ändert sich dieser Eindruck sofort, denn dort sind sie sehr gut an die Umgebung angepasst. Schnell und sicher bewegen sie sich, wo andere ihnen nicht mehr zu folgen vermögen. Elche leben in Waldgebieten, die mit Seen, Torfmooren und Bächen durchsetzt sind. Weiter oben im Norden findet man sie auch in Tundren, wenn dort genügend Laubholz wächst. Elche lieben saftrindige Holzgewächse wie etwa Birken, Weiden, Erlen, Eschen oder Pappeln. Außerdem sind sie, da sie kein Gras fressen können, auf Bäume und Büsche als Nahrungsquelle angewiesen. Denn zum einen fällt es ihnen schwer, sich soweit zum Boden zu neigen, um zu äsen, zum anderen stört ihre breite muskelstarke Oberlippe, die über ihre Unterlippe hinausragt, dabei, die Halme zu erfassen. Bei den Temperaturen, die der Elch bevorzugt, sie liegen zwischen -50°C und +10°C, benötigen sie viel und energiereiche Nahrung.


Ein männlicher Elch mit einem prächtigen Schaufelgeweih liegt und eine stehende Elchkuh neigt ihren Kopf zu ihm - Foto; 2007, by Ryan Hagerty, Public domain, via Wikimedia Commons

Elchkuh und Elch im Gras
Foto: 2007, by Ryan Hagerty, Public domain, via Wikimedia Commons


Im Sommer ernähren sie sich von jungen Baumtrieben, verspeisen frisches Laub von Pappeln, Birken und Weiden und zupfen sich sogar Wasserpflanzen (Sumpfdotterblumen, Seerosen oder Seetang) aus den jeweiligen Bächen oder Seen. Sie sind in der Lage, ihre Nasenlöcher zu verschließen und so mit dem Kopf ins Wasser zu tauchen, um sich auch die Pflanzen zu holen, die tiefer im Wasser zu finden sind. Im Winter fressen sie die Zweige von Blaubeeren oder Heidekraut und schälen mit ihrer Muffel, so wird ihre Oberlippe genannt, die Rinde von den Ästen. Diese kräftige Muffel ist bestens geeignet Zweige zu greifen und nach unten zu ziehen, um besser an das Laub zu gelangen, oder sie ganz abzureißen. Elche können sie sehr geschickt einsetzen. Da das Nahrungsangebot im Winter trotz alldem knapp ist, zehren diese großen Tiere zusätzlich von ihren im Sommer angefressenen Fettpolstern.

Eine weitere Besonderheit sind die Hufe der Elche. Sie sind weit spreizbar, weil sie mit einer breiten Haut verbunden sind, was wie eine Art Schneeschuh wirkt. So können sie sich wunderbar auf Moorböden bewegen, wo andere Tiere bereits einsinken würden. Bären, Wölfe, Pumas, Vielfraße oder der sibirische Tiger zählen zu ihren Feinden, die sie jedoch dank ihrer bestens an die Umgebung angepassten Hufe im schnellen Lauf abschütteln können. Sie können eine Fluchtgeschwindigkeit von ca. 60 km/h erreichen und suchen bei Gefahr auch Zuflucht im Wasser. Elche sind als sehr gute Schwimmer bekannt, die Gewässer lieben, denn hier können sie ihren Verfolgern, die meist weniger geschickte beziehungsweise ausdauernde Schwimmer sind, entkommen. Eisflächen hingegen meiden sie nach Möglichkeit, auf ihnen können sie sich nur unsicher bewegen.

Elche sind Einzelgänger, obgleich sie sich auch kurzfristig, meist zur Winterzeit, in kleineren Gruppen zusammenfinden. Dann sind es meist die männlichen Tiere außerhalb der Brunftzeit, die mit jüngeren Artgenossen ihren Platz teilen. Die weiblichen Elche, die Elchkühe, grenzen sich nach der Paarung ab und bringen nach neun Monaten Tragezeit ein, meist aber zwei Junge zur Welt.


Ein kleines braunes Elchkalb liegt im Gras - Foto: by Anderson, Leroy, Public domain, via Wikimedia Commons

Elchkalb
Foto: by Anderson, Leroy, Public domain, via Wikimedia Commons


Die Neugeborenen sind zwar rasch nach der Geburt auf den Beinen, können sich aber noch nicht sicher bewegen und wären bei einem Angriff durch einen Bären oder einen Wolf ein leichtes Opfer. Das Muttertier verteidigt ihre Kleinen sehr kämpferisch und lässt auch kaum ein anderes Tier in ihre Nähe. Die jungen Elche wachsen schnell, aber wenn eine weitere Geburt ansteht, vertreibt die Elchkuh ihren Nachwuchs.

Eigentlich bevorzugen Elche eine ruhige Umgebung mit möglichst wenig Störungen. Doch es scheint so, als hätten sie sich in ihrem Verhalten den Gegebenheiten angepasst. Sie sind immer häufiger in der Nähe von Siedlungen zu sehen. Vielleicht weil sie dort Sträucher und Hecken finden, die sie leicht erreichen können.


Eine schwarz-weiß Zeichnung eines stehenden Elches - Foto: by User Richardfabi on de. wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons

Foto: by User Richardfabi on de. wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons


Der Elch, der einst in Deutschland ausgestorben war, kehrt seit einigen Jahren wieder hierher zurück. Die ersten kamen aus Richtung Polen, wo es kleinere Elchpopulationen gibt. Die meisten Elche in Europa leben in den skandinavischen Ländern, beispielsweise in Schweden. Bei uns sind sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern heimisch geworden. Dort finden sie noch geeignete Lebensbedingungen, wie Feuchtwiesen und Moorwälder. Tierschützer hoffen, dass diese großen Hirsche sich bei uns wieder dauerhaft ansiedeln. Ihre natürlichen Feinde wie Bären, Vielfraße, Pumas oder Tiger leben bei uns nicht und Wölfe nur in verhältnismäßig geringer Zahl. Die größte Bedrohung für diese Tiere geht vom Autoverkehr aus. Elche werden immer wieder von Autos erfasst und getötet. In Schweden sollen jährlich bis zu 5000 Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Das ist eine gewaltige Zahl, doch dort leben auch besonders viele Elche. Man geht von 300.000 bis 400.000 Tieren aus. So kann man nur hoffen, dass die Elche bei uns noch recht lange geeignete Lebensbedingungen vorfinden und vielleicht lernen, die Autostraßen zu meiden.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/15561.html

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Elch


17. März 2021


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