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TIERE/133: Der Vogel Tukan - ein echtes Schnabeltier ... (SB)



Vögel mit kunterbuntem Federkleid gibt es viele, doch keiner hat so einen riesigen Schnabel, der zudem noch leuchtende Farben trägt, wie der Tukan. Dieser Vogel lebt in den tropischen Regionen von Mittel- und Südamerika in den oberen Bereichen des Regenwaldes.


Der Riesentukan trägt einen großen gelb-orangen Schnabel mit einem schwarzen Fleck an der Spitze - Foto: 2009, by Gilles PRETET [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Schnabel eines Riesentukans
Foto: 2009, by Gilles PRETET [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


Bei einem so gewaltigen Schnabel hat man Sorge, dass der Vogel vorne überkippt oder zumindest Schwierigkeiten haben muss, sein Gleichgewicht zu halten. Doch nichts dergleichen trifft zu, denn der Tukan kann sehr geschickt mit seinem Schnabel umgehen. Lange Zeit war es ein Rätsel, warum der bei den Jungvögeln anfangs noch kleine Schnabel schließlich solche Ausmaße annimmt. Das führte zu einer Reihe von Spekulationen. So nahm Charles Darwin zum Beispiel an, dass der Schnabel bei der Partnersuche von Bedeutung sei und ein besonders großer mit kräftigen Farben die Weibchen anlocke. Andere vermuteten, dass so ein Schnabel sich gut als Werkzeug beim Öffnen von Früchten eignen würde oder dass er sogar der Abschreckung von Feinden diene, obgleich Greifvögel und Marder sich wohl kaum davon beeindrucken lassen. Letztendlich fanden Wissenschaftler der Brock University Kanada und der Universität Estadual Paulista in Brasilien heraus, dass es sich bei dem Tukan-Schnabel um eine Art Klimaanlage handelt.


Ein Riesentukan hockt auf einem Ast, sein Gefieder ist schwarz, an seiner Brust und am Schwanzansatz aber weiß - Foto: 2009, by Américo Nunes [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Riesentukan
Foto: 2009, by Américo Nunes [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons



Das Geheimnis des Tukan-Schnabels

Die Forscher beobachteten die Vögel unter Wettertemperaturen von 10° Celsius bis 35° Celsius mit Wärmebild-Kameras. Bei hohen Temperaturen zeigte die Kamera den Schnabel in leuchtend roter Farbe, ein deutliches Zeichen dafür, dass er sehr warm war. Waren die Temperaturen kühler, so zeigte sich ein blaues Wärmekamerabild des Schnabels. Daraus leiteten die Wissenschaftler die Vermutung ab, dass der Tukan Wärme aus seinem Körper in seinen Schnabel leiten kann. Ist es in der Umgebung kühler, so verbleibt die Wärme in seinem Körper, wird nicht in den Schnabel geleitet, wie das blaue Wärmebild zeigt. Die Möglichkeit, die Körperwärme entweder in den Schnabel zu leiten oder nicht, je nach Anforderung, ist für den Tukan ganz besonders praktisch, denn er kann nicht schwitzen. Auf eine Möglichkeit der körperlichen Wärmeregulierung ist der Vogel jedoch in seinem Lebensraum, in dem es sehr heiß werden kann, angewiesen.


Wie funktioniert eine Tukan-Schnabel-Klimaanlage?

Eingangs wurde bereits die Überlegung angestellt, ob der Schnabel nicht viel zu schwer sei und dem Vogel dadurch Probleme entstehen könnten, ihn beispielsweise beim Fliegen behindere. Tatsächlich gehört der Tukan nicht gerade zu den besten Fliegern, aber das liegt nicht an seinem großen Schnabel, sondern an seinen relativ kurzen, abgerundeten Flügeln. Er hüpft lieber von Ast zu Ast und legt nur kurze Strecken im Flug zurück.


Der Schnabel ist hellgrün mit einer dunkelvioletten Spitze, einem langgestreckten orangenen Fleck an der Seite - auffällig sind die zahnähnlichen schwarzen Zacken, mit denen die Ränder des Schnabels gefärbt sind - Foto: 2008, by Brian Gratwicke [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Bunter Schnabel der Fischertukans
Foto: 2008, by Brian Gratwicke [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons


Aber nun zum Schnabel. Der ist in einer Art Leichtbauweise konstruiert, das Material ist mit viel Luft gefüllt und von einem Blutgefäßenetz durchzogen. Steigt die Außentemperatur und dem Vogel wird es zu heiß, so leitet er mehr von seinem ebenfalls erwärmten Blut in seinen Schnabel, über den die Wärme nach außen über die große Schnabelfläche abgegeben wird. Dann fließt es zurück und die Körpertemperatur des Tukans sinkt etwas herab. Sollte es in seiner Umgebung abkühlen, so wird nur wenig Blut aus seinem Körper in den Schnabel befördert und die Körperwärme des Tiers bleibt erhalten.


Wozu der Tukanschnabel noch gebraucht wird

Wenn nach zwei bis drei Wochen Bebrütungszeit die Tukanbabys aus dem Ei schlüpfen, haben sie keine Federn und einen kleinen Schnabel. Die Jungen werden sechs bis neun Wochen lang von ihren Eltern gefüttert. In dieser Zeit wächst ihnen ein buntes Federkleid und auch der Schnabel entwickelt sich prächtig. Die Kleinen müssen tatsächlich lernen, wie sie sich am geschicktesten mit ihm bewegen. Es wurden immer wieder Tukane beobachtet, die zu zweit auf einem Ast hockten und sich mit ihrem Schnabel quasi duellierten. Man könnte auch sagen, dass sie eine Art Fechtkampf mit ihnen austrugen.


Ein Jungvogel mit einem noch deutlich kleinerem Schnabel entnimmt Futter aus dem großen Schnabel eines Elternvogels - Foto: 2013, by Olaf Oliviero Riemer [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Fütterung eines Jungvogels
Foto: 2013, by Olaf Oliviero Riemer [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Die Vögel probieren, auf vielfältige und durchaus auch spielerische Weise ihren Schnabel in vielen verschiedenen Situationen effektiv einzusetzen. Mit der Schnabelspitze greifen sie beispielsweise eine reife Frucht oder Beere, die sie in die Luft werfen oder einem Partner zuwerfen. Es geht darum, sie möglichst geschickt aufzufangen. Dazu legt der Vogel nach dem Werfen, seinen Kopf in den Nacken, öffnet seinen Schnabel und fängt die herunterfallende Frucht auf. Das ist seine Art, Beeren und Früchte zu verspeisen und die musste der Vogel lernen. Die Schnabelränder sind leicht gezackt, was beim Zerquetschen und Zerkleinern von Früchten hilfreich ist.

Bei allem, was es über Tukane zu berichten gibt fällt auf, dass sein Verhalten oft falsch gedeutet wird. Man nennt ihn einen "Spaßvogel", weil er wie oben beschrieben, Beeren in die Luft wirft oder sich "Schnabelgefechte" liefert. Das ist die menschliche Sicht der Dinge, doch für den Vogel handelt es sich um sehr nützliche Lernprozesse.

Leider wird der Lebensraum der Tukane durch das Abholzen des Regenwaldes und durch Brandrodungen weiter und weiter eingeschränkt. Besonders tragisch ist der Verlust großer, alter Bäume mit einem dicken Stamm. Denn dort legen die Tukane ihre Brutnester an, die sie oft über Jahre benutzen. Fehlen diese Baumriesen, so wird es für die Vögel immer schwieriger, eine Bruthöhle zu finden. Es ist nicht sicher, ob es den Vögeln gelingt, sich so bald an andere Lebensbedingungen anzupassen und so besteht durchaus die Gefahr, dass die Tukane, die auf der Roten Liste des IUCN (Weltnaturschutzunion) bisher noch mit "Gefährdung anzunehmen" gelistet sind, in nicht so ferner Zukunft zu den stark bedrohten Tierarten gehören werden.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.tierchenwelt.de/specials/tierleben/782-tukan-schnabel-ist-klima-anlage-raetsel-entschluesselt.htm.

https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten

https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/tiere//tukane


15. Oktober 2019


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