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TIERE/123: Karakal - ein Katzentier macht Ärger ... (SB)



Wer hätte gedacht, dass ein Meister des Hochsprungs unter den Katzen zu finden ist? Der Karakal, auch Wüstenluchs genannt, versetzt Menschen ins Staunen. An die drei Meter hoch, manchmal sogar noch höher, können diese Katzen springen. Wie schaffen sie das? Und wozu ist so eine Hochleistung überhaupt von Nutzen?


Der Kopf des Karakals ist klein, seine Ohren dagegen sehr groß, hinten schwarzes, vorn sandfarbenes Fell, die Ohrpinsel sind ebenfalls dunkel - Foto: 2013, by Leo za1 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

Auffällig große Ohren mit sehr langen Ohrpinseln
Foto: 2013, by Leo za1 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons



Ein Leben in Halbwüsten, trockenem Gras- und Strauchland

Der Karakal lebt in weiten Teilen Afrikas und des Nahen Ostens im Irak, Iran, Kuwait, Afghanistan, Israel, Türkei, Indien, Pakistan, Jordanien oder Syrien. In der Sahara und den tropischen Regenwäldern trifft man ihn nicht, wohl aber findet seine Art selbst in Höhenlagen von 3000 Metern noch Verbreitung. Ganz allgemein bevorzugt der Karakal weites, offenes Gelände mit Hügeln, Sträuchern und kleinen Felsen, die ihm Deckung bieten. Dort gibt es seltener hohe Bäume, auf die er klettern könnte, um beispielsweise Vögel zu jagen. Da sie aber zu seiner Lieblingsbeute gehören, muss er sie auf anderem Weg fangen. Hier kommt ihm seine Sprungfähigkeit zugute. Seine Hinterbeine sind deutlich länger als die vorderen und sehr kräftig gebaut. Sie ermöglichen ihm, beinahe aus dem Stand heraus in die Luft zu springen und Vögel aus dem Flug heraus zu ergreifen. Sein langer Schwanz dient ihm dabei, wie auch anderen Katzen, als Steuerungshilfe und zum Ausbalancieren. Der Karakal ist ein ausgezeichneter Jäger. Obgleich er sehr schnell laufen kann, zieht er es vor, sich an seine Beute heranzupirschen und sich auf die Lauer zu legen, um dann im geeigneten Moment zu springen und sein Opfer zu schlagen.


Foto: 2010, by IUCN Red List of Threatened Species, species assessors and the authors of the spatial data. [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Länder in denen der Karakal beheimatet ist
Foto: 2010, by IUCN Red List of Threatened Species, species assessors and the authors of the spatial data. [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]



Statt Jagdhund ein Karakal als Begleiter des Jägers?

Im Iran und auch im Irak wird dieses luchsähnliche Katzentier als Jagdbegleiter ausgebildet. Bei uns in Deutschland würde es Aufsehen erregen, wenn ein Jäger statt seines Jagdhundes einen Karakal mitführen würde und nicht nur, weil das Jagen mit Raubkatzen hier verboten ist, sondern auch, weil er eine außergewöhnliche Erscheinung ist. Eine große Katze mit relativ kleinem Kopf, großen Ohren und auffälliger Fellfärbung. Ein deutscher Raubtierzüchter erhielt ein kleines sechs Wochen altes Karakaljunges und zog es auf. Der jagderfahrene Mann versuchte dem Tier beizubringen, die gefangene Beute nicht selbst zu fressen, sondern abzugeben. Das erwies sich als ein nicht gerade einfaches Unterfangen. Sollte es gelingen und seine kleine Raubkatze würde gut mit ihm zusammenarbeiten, müsste der Jäger mit seinem Tier in ein anderes Land reisen, um dort zu jagen.


Karakal - Jäger als frei lebendes Wildtier

Als frei lebendes Wildtier stellt er Hasen, kleinen Nagetieren oder auch Zwergantilopen nach. Sein Territorium und Jagdgebiet kann 200 Quadratkilometer umfassen, aber in einigen Ländern auch sehr viel kleiner sein und nur 60 oder 20 Quadratkilometer betragen. Sie markieren es an vielen Stellen mit Harn- und Duftsekreten. Diese Markierungen sind gleichzeitig auch eine Informationsquelle für die anderen Karakale. Nehmen sie den besonderen Geruch auf, erfahren sie beispielsweise etwas über die Fitness des Männchens oder die Paarungsbereitschaft eines Weibchens. Auffallend ist, dass die Gebiete sich an allen Grenzen überlappen können, das heißt, dass durchaus erwachsene Karakale, sowohl Weibchen als auch Männchen, das Territorium des anderen durchstreifen können.


Abbildung eines mächtigen abwärts springenden Karakals - Foto: 2007, by Post of Soviet Union [Public domain], via Wikimedia Commons

Karakal auf einer Briefmarke aus der Sowjetunion, 1985
Foto: 2007, by Post of Soviet Union [Public domain], via Wikimedia Commons


Die ursprünglichen Jagdreviere des Karakals stimmten in einigen Regionen mit denen von Geparden überein. Dort lebten einst mehrere Arten von Gazellen, die um die 15 bis 30 Kilogramm schwer waren und zu den Beutetieren dieses Katzentiers zählten. Das waren Hirschziegenantilopen, Indische Gazellen, Kropfgazellen oder Dorkasgazellen. Er tötet also auch Beute, die viel schwerer ist als er selbst. Doch sind die Populationen der Gazellen in den letzten hundert Jahren stark verkleinert worden, da auch Löwen, Leoparden, Schakale und Hyänen den Gazellen nachstellen. Um zu überleben, musste der Karakal andere Tiere jagen. Heute erlegt er auch Hausziegen und Hausschafe, was die Hirten und Bauern sehr verärgert. Sein Jagdverhalten ist typisch für Katzentiere: anschleichen, auflauern und im geeigneten Moment zuspringen, beziehungsweise in einem rasanten Kurzsprint die Beute mit einem Biss in die Kehle oder den Nacken ergreifen. Auch beim Sprinten helfen ihm seine starken langen Hinterbeine.

In einigen Ländern, beispielsweise in der Südafrikanischen Kapprovinz, leben so viele Karakale, dass sie von Menschen bejagt werden, um ihre Zahl möglichst klein zu halten. Denn diese großen Katzentiere reißen wie gesagt auch Hausziegen und -schafe und leider oftmals mehr, als sie eigentlich zur Stillung ihres Hungers brauchen würden. Das verärgert natürlich die Viehzüchter und so stellen sie diesen Raubkatzen nach. Obgleich die Zahl der Beutetiere sich verringert und sie gejagt werden, besteht bislang keine Bedrohung ihrer Art. Sie stehen nicht auf der Liste der bedrohten Tiere.


Anmutig laufender Krakal, deutlich zu erkennen sind seine langen Hinterläufe - Foto: 2007, by Nick und Melissa Baker, (based on copyright claims). [CC BY 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.5)], via Wikimedia Commons

Laufender Karakal
Foto: 2007, by Nick und Melissa Baker, (based on copyright claims) [CC BY 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.5)], via Wikimedia Commons


Der Karakal übt sich schon früh im Jagen. Im Alter von etwa sechs bis sieben Monaten unternimmt er erste eigene Jagdversuche, die zunächst meist erfolglos verlaufen, doch bis er das Muttertier verlässt, um sein eigens Territorium zu erschließen, vergehen noch einige Monate, in denen er seine Jagdtechnik verbessern kann. Mit einem Jahr ist der junge Karakal soweit, sein Revier allein zu durchstreifen, um nach einem Weibchen Ausschau zu halten, denn das ist auch die Zeit seiner Geschlechtsreife. Mit zwei Jahren ist er dann richtig ausgewachsen und lebt als Einzelgänger, außer während der Paarungszeit.


Wie sieht ein solch meisterhafter Springer aus?

Augenfällig sind seine Ohren, die nicht nur ziemlich groß sind, sondern es zieren auch ungefähr 5 Zentimeter lange, schwarze Pinsel seine Ohrspitzen. Die Rückseiten der Ohren sind schwarz gefärbt, vorn sind sie der Fellfarbe angeglichen, die allerdings sehr unterschiedlich sein kann. Denn da sein Fell auch eine Tarnung ist, passt sich die Farbe den unterschiedlichen Lebensräumen an. In trockenen Regionen kleidet ihn ein sandbraunes bis leicht rotbraunes Fell, in Gebieten mit mehr Niederschlägen kann sein Haarkleid auch eine ziegelrote Farbe annehmen. In allen Fällen weist seine Bauchseite stets eine hellere Färbung auf.

Übrigens sind seine schwarzen Ohren auch für seinen Namen verantwortlich. In der türkischen Sprache heißt "Garah Gulak" so viel wie "Schwarzohr". Daraus wurde dann schließlich "Karakal", so jedenfalls wird es überliefert.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://tierdoku.com/index.php?title=Karakal

http://herz-fuer-tiere.de/ratgeber-tier/wildlife/wildtier-lexikon/wildtier-lexikon-k/wildtier-lexikon.karakal

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Karakal

https://www.mittelbayerische.de/junge-leser/junior/taeglich/mit-einem-wuestenluchs-auf-die-jagd-21990-art469548.html


28. November 2018


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