Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


PFLANZEN/038: Palmen - eine seltene Nuß ... (SB)



Palmen treten auf unserer Erde seit ca. 80 Millionen Jahren auf. Viele haben ihre Samen (Nüsse) von Meer und Wind in andere Regionen der Welt treiben lassen. Auf Inseln und in Küstenregionen verschiedener Kontinente mit günstigem Klima konnten ihre Samen keimen, wachsen und gedeihen und so erklärt es sich, dass Palmen unterschiedlicher Arten sich weit verbreiten konnten und in diesen Ländern heute noch anzutreffen sind.

Doch bei einer Palme scheint etwas schief gelaufen zu sein, denn obgleich auch sie ihre riesigen Nüsse ins Meer entließ, findet man diese einzigartige Pflanze, die Coco de Mer Palme, nur auf zwei Inseln der Seychellen, auf Praslin und Curieuse.


Eine Nuss, die keine neue Heimat fand

Eine sehr harte braune Schale gibt der relativ flachen Nuss, die nahezu quadratisch mit sehr runden Ecken erscheint und an einer Seite eine Vertiefung aufweist eine eigenwillige Form - Foto: 2017, by dronepicr (Coco de Mer) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Die Nuss einer Coco de Mer Palme
Foto: 2017, by dronepicr (Coco de Mer) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Bereits vor vielen Jahrhunderten wurden riesige Nüsse an den Küsten Malediviens, Indiens, Indonesiens und Südafrikas gefunden. Vom Meer angespült, konnte man ihre Herkunft nicht erschließen, denn in besagten Ländern wuchs kein derartiger Baum, an dem solche Früchte hingen. Bald verdichteten sich Erzählungen und Vermutungen zu Legenden und auch der Weltumsegler Ferdinand Magellan berichtete im Jahr 1520 von schwimmenden großen Nüssen, die vermutlich von einem riesigen Baum auf dem Grunde des Meeres stammten. Man erzählte sich, dass die Baumkrone manchmal in den flachen Buchten vor der Küste von Java zu sehen sei, doch sobald man hinab tauche, um sie in Augenschein zu nehmen, verschwänden Baumkrone und Baum sofort. Aufgrund dieser Vorstellung wurde die Nuss "Coco de Mer" (Kokusnuss des Meeres) genannt. Als die Palme viel später entdeckt wurde, an der diese Nüsse wuchsen, nannte man sie den "Meerespalmenbaum" (Coco de Mer-Palme).

Leider bringen die angeschwemmten riesigen Nüsse der Coco de Mer keine neuen Palmen hervor, warum? Und warum findet man sie nicht in Indien, Indonesien oder Südafrika? Die Verbreitung von Pflanzensamen auf dem Wasserweg (Hydrochorie) ist nicht ungewöhnlich und wird beispielsweise auch von der Kokosnuss, von der See- und der Teichrose, der Sumpf-Kratzdistel oder dem Kriech-Hahnenfuß angewendet und zwar erfolgreich. Was also könnte dazu geführt haben, dass es bei der Coco de Mer nicht geklappt hat?

Eine Erklärung dafür, warum die Coco de Mer zwar ihren Weg übers Meer an die Küsten anderer Länder gefunden hat, sich dort aber nicht ansiedelte, lautet: man nimmt an, dass nur die unreifen Nüsse leicht genug waren, um schwimmen zu können, die reifen wären aufgrund ihres hohen Gewichtes einfach untergegangen. Die unreifen, leichteren erreichten zwar ferne Küsten, doch konnten sie nicht befruchtet werden, weil es dort keine gleichartigen männlichen Palmen gab. Und selbst wenn es sie gegeben hätte, wären die Nüsse nicht ohne an der Palme zu hängen, fähig gewesen, Blüten zu entwickeln, die hätten bestäubt werden können. Doch die Palme selbst hat auch noch ihre ganz eigenen Verbreitungsschwierigkeiten.


Eine Palme mit Fortpflanzungsschwierigkeiten

Eine Eigenheit dieser Pflanze könnte eine wesentliche Rolle gespielt haben. Die Coco de Mer beansprucht ungewöhnlich lange Entwicklungsphasen und zudem erweist sich die Befruchtung der weiblichen Palme als nicht gerade einfach. Denn sie muss in der Nähe einer männlichen Palme stehen.


Ein tannenzapfenähnliches Gebilde mit vielen kleine gelben Büten darauf, wächst an der männlichen Coco de Mer Palme - Foto: 2012, by Dreizung (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Männlicher Blütenstand mit Gecko
Foto: 2012, by Dreizung (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eine Vermutung lautet, dass nur bei fast stürmischen Winden die Bestäubung stattfinden kann oder aber Geckos beim Verbreiten des Blütenstaubs helfen. Andere Theorien schließen eine Windbestäubung aus, da im Wald nur laue Winde vorkommen und Geckos kämen ebenso wenig in Frage, da sie nur selten die Bäume wechseln. Wie die Bestäubung genau vor sich geht, ist den Wissenschaftlern bis heute noch ein Rätsel. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass es Tiere, wie Bienen, Fliegen oder andere Insekten und vielleicht sogar doch die Geckos sein könnten, die den Pollen der männlichen Palme zu der Blüte der weiblichen tragen. Doch bevor all das stattfinden kann, braucht es lange Zeit, denn so eine Palme ist erst nach 25 Jahren geschlechtsreif. Die Samen der Meeresfruchtpalme hängen zwar wie Trauben dicht nebeneinander an der weiblichen Pflanze, aber erst nach 20 Jahren werden sie das erste mal blühen.


Im Vordergrund sind zwei schon größere, aber noch grün und unreife Früchte zu sehen - Foto: 2005 by anonymus [cc-By-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Weibliche Blüte mit unreifen Früchten
Foto: 2005 by anonymus [cc-By-SA 3.0], via Wikimedia Commons



Die langwierige Entstehung einer Palme

Wie auch immer die Bestäubung zustande kam, wenn sie erfolgreich war reift die Nuss heran und fällt irgendwann mit den Samen, gut geschützt, durch die dicke Nuss-Schale in der Nähe der Mutterpalme auf den Boden. In einer Nuss befindet sich meistens nur ein Samen, doch können auch mal drei darin enthalten sein, die jeweils eine Größe von ca. 30 cm aufweisen. Es dauert Monate bis die am Boden liegende Nuss zerfällt und zu keimen beginnt. Bis sich aus dem Sprössling das erste Blatt entfaltet, vergeht fast ein Jahr. Die folgenden Blätter benötigen ebenfalls wieder ein Jahr, um zu wachsen. Für diesen anfänglichen Lebensabschnitt werden die in der Nuss enthaltenen Nährstoffe aufgebraucht. Ein Platz in der Nähe der weiblichen Elternpalme erweist sich als vorteilhaft, denn anschließend wird der Sprössling noch bis zu zwei Jahre von der Mutterpalme mit den wichtigsten Stoffen versorgt, da der Boden auf dem die Coco de Mer Palmen wachsen nicht sehr ergiebig ist. Auch hierfür hat die "kluge" Palme eine Überlebenstechnik entwickelt. Ihre großen Blätter bilden eine Trichterform und so werden alle Reststoffe wie Pollen, Blüten oder sogar Tierkot darin vom Regen direkt unter die Palme auf den Boden geleitet. Auf diese Weise versorgt sie sich mit Nährstoffen und ihren Sprössling gleich mit. Man kann sagen, dass sie einen nachhaltigen Umgang mit den für sie wichtigen Rohstoffen hat. Und sie hat sogar noch Helfer in Form von zwei bestimmten Schneckenarten, die ihre Blattstiele sauber halten und damit den Abfluss der Stoffe wie in einer sauberen Regenrinne verbessern.

Heute ist die Meeresfruchtpalme nach wie vor nur auf den beiden Seychellen-Inseln Praslin und Curieuse anzutreffen. Es scheint, als sei sie besonders für das Leben als Palmenwald geeignet. Ihr Stamm ist aus hartem unelastischem Holz und würde den starken Winden an den Küsten nur schwer standhalten können. Wird die Palme älter, so bildet sich bei Zeiten ein knollenartiges Gebilde am Ende des Stammes aus, also an der Basis. Es wächst zu einer Art Sockel mit kleinen Löchern heran, in die der Stamm seine widerstandsfähigen, reißfesten Wurzeln wachsen lässt, wodurch die Palme einen festen Halt im Boden erzielen kann. Übrigens kann sie theoretisch bis zu 800 Jahre alt werden. Eine Coco de Mer Palme mit einem nachgewiesenen Alter von 300 Jahren wächst auf der Seychelleninsel Praslin.


Viele dicht nebeneinander hoch wachsende Palmen, in der Mitte geht ein ziemlich winzig erscheinender Mensch - Foto: 2008, by SeSchu (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Coco de Mer Palmenwald auf der Insel Praslin
Foto: 2008, by SeSchu (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Auf der Insel Praslin wurde der Nationalpark "Vallée de Mai" errichtet, der 1983 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurde. Hier wachsen die Meeresfruchtpalmen in dichtem Wald. Trotz all ihrer Finessen, sich auf den beiden Inseln ihr Überleben zu sichern, stehen diese bemerkenswerten, sehr seltenen Palmen auf der Liste der bedrohten Arten. Die Nüsse sind bei Touristen sehr begehrt und können heute für sehr viel Geld im Handel, sogar über das Internet, bestellt werden. Das ruft auch Diebe auf den Plan, die die Nüsse direkt von den Palmen stehlen, um sie zu verkaufen. Das Problem verstärkt sich dadurch, dass die Coco de Mer Palme nur wenige Samen bildet und zudem ihre sehr langsame Entwicklungszeit nicht reicht, um die Verluste auszugleichen. So bleibt zu hoffen, dass den Verantwortlichen auf den Seychellen die Palmen so wichtig sind, dass sie den Verkauf der Nüsse unter Kontrolle behalten und die Palmen sich dort weiter vermehren können.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.welt.de/reise/Fern/article106665951/Die-sagenumwobene-Coco-de-Mer-auf-den-Seychellen.html

http://www.seyco.de/fauna_flora.html

http://www.safari-afrika.de/Pflanzenwelt/Palmen/Seychellenpalme/seychellenpalme.html



6. März 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang