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PFLANZEN/025: Wald erzählt - Baumgeschichte und -geschichten ... (SB)


Bäume - ehrwürdige Freunde, vom Menschen vergessen?


Bäume zählen zu den größten Lebewesen auf unserer Erde

Bäume sind für alles Leben auf der Erde von großer Bedeutung. Sie sorgen dafür, dass wir stets ausreichend Sauerstoff atmen können - ihre wohl hervorragendste Fähigkeit. Aber Bäume können noch so viel mehr. Sie halten den Boden durch ihr Wurzelwerk fest, durchlüften ihn gleichsam und bieten vielen kleinen Lebewesen unter und auch größeren über der Erde einen geeigneten Lebensraum. Im Sommer spenden sie mit ihrem Blätterdach Schatten und schirmen auch etwas von der UV-Strahlung der Sonne ab. In ihrer Nähe bleibt die Erde feucht, ein gutes Klima für viele Waldpilze und Moose. Wurzelwerk und Baumkrone sind durch den dicken Holzstamm verbunden. Es dauert ziemlich lange bis ein Baum erwachsen ist, aber dann mit festem Stamm und weit verzweigter Baumkrone, kann er so manchem Sturm standhalten.


Die wechselvolle Geschichte vom Baum zum Wald

Die ersten Bäume oder besser die ersten Vorläufer der Bäume, die Urbäume, soll es bereits vor 400 Millionen Jahren gegeben haben. Sie hatten allerdings wenig Ähnlichkeit mit ihren heute lebenden Nachfahren. Ihre Wuchshöhe betrug nur 30 Zentimeter bis zu einem Meter. Sie trugen keine Nadeln oder Blätter und ihre "Wurzeln" könnte man eher als fadenartige Gebilde bezeichnen, mit denen sie Wasser aufnehmen konnten. Im Verlauf der vielen Millionen Jahre durchlebte der Baum eine vielseitige Entwicklung. Zum Beispiel dauerte es sehr lange, bis ein Stamm aus Holz ausgebildet wurde. Die Rinde machte anfangs den größten Teil, das Holz den geringsten aus. Die klimatischen Veränderungen während dieses enorm langen Zeitverlaufs hatten einen starken Einfluss auf die Anpassungsleistungen des Baums. Warm- und Eiszeiten führten zur Vermehrung beziehungsweise zur Verringerung bereits entstandener Arten.

Ein Zeitsprung in eine etwas nähere Vergangenheit: Vor ungefähr 9000 Jahren breitete sich beispielsweise bei uns in Deutschland die Eiche aus und wurde zur bedeutendsten Baumgattung in Mitteleuropa. Hinzu gesellten sich Ulmen-, Linden-, Eschen- und Ahornarten. Im Harz und im Schwarzwald fand die Fichte geeignete Lebensbedingungen und vermehrte sich rasch. Das Klima war zu der Zeit wärmer als heute, schätzungsweise um 2,5 - 4,0 Grad Celsius. Vor etwa 5000 Jahren entwickelte sich ein feuchteres Klima, was für die Buche, die Hainbuche und die Tanne nur gut war. Unter diesen Bedingungen breiteten sie sich über weite Flächen aus. Vor etwa 3500 Jahren hatte sich die Buche so weit vermehrt, dass sie vor ca. 2500 Jahren der bis dahin am meisten vorkommenden Eiche den Rang ablief. Die Kiefer wuchs vornehmlich auf sandigem Boden im Nordosten Deutschlands.



Eine große Eiche mit mächtigem Stamm und ausladendem Blätterdach - Foto: © 2007 by Rainer Lippert (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons Eine hoch aufragende Fichte steht im Vordergrund, dahinter dichter Wald - Foto: © 2004 by Heinz Seehagel (= HaSee) (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Eine große alte Eiche
Foto: © 2007 by Rainer Lippert (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
Gemeine Fichte
Foto: © 2004 by Heinz Seehagel (= HaSee) (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons



Der Wald veränderte sein Gesicht

Der Wald, wie er ursprünglich weite Flächen Europas bedeckte, sah ganz anders aus als die Nutzforste heutzutage. Mischwälder, durchsetzt von großen Lichtungen, boten Kräutern, Büschen, Farnen, Gräsern und Blumen Platz und Sonnenlicht, um zu gedeihen. Waldlichtungen waren Heimstatt einer Unzahl von kleinen und großen Tieren. Rotwild, Damhirsche, Eichhörnchen, Adler, Störche, Schlangen, Mäuse, Käfer, Ameisen, Bienen, Wildschweine, Wölfe, Bären und Wisente, um nur einige zu nennen. Der Wald war ein Gebilde aus Licht und Schatten, bedeckte zum Beispiel auch nahezu die gesamte Landfläche Deutschlands, in dessen Süden und Osten riesige Tannen- und Fichtenwälder wuchsen. Man kann sagen, der Wald war und ist da, wo er heute noch relativ intakt ist, ein lebendiger Organismus, der aus den vielen wechselseitigen Beziehungen des Gebens und Nehmens zwischen Tieren und Tieren, zwischen Pflanzen und Pflanzen, wie auch zwischen Pflanzen und Tieren erwachsen ist.



Blick auf dicht beieinander wachsende Laubbäume - Foto: © 2011 by Ramessos (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Foto: © 2011 by Ramessos (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Es heißt, Bäume rauben den kleineren Pflanzen am Boden das Licht, einerseits trifft es zu, andererseits gibt es jedoch genügend Gräser, Farne, Moose und Pilze, die mit wenig Licht auskommen und unter den Bäumen gerade ausgezeichnete Wachstumsbedingungen vorfinden. Überleben konnte dort in den riesigen Wäldern, wer mit den vorherrschenden Lebensbedingungen zurecht kam und so seinen Platz fand, und das gilt für erstaunlich viele verschiedene Lebewesen - auch heute noch.



Farne und Gräser, die im Schatten von Bäumen wachsen - Foto: © 2009 by Olof HreiÐarsson (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Farne und Gräser
Foto: © 2009 by Olof Hreiðarsson (Own work) [CC BY 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons


Schon früh entpuppte sich der Mensch als größter Feind des Waldes

Es begann damit, dass der Mensch damals Schafe, Rinder, Schweine oder Ziegen auf die Waldwiesen und -weiden trieb und sie dort grasen ließ. Außerdem fällte er Bäume, um daraus Häuser und Ställe zu bauen, sowie sie als Brennholz zu verwenden. Auf diesen für solche Zwecke gerodeten Flächen legte der damalige Landwirt Äcker und Felder an. Mit der wachsenden Bevölkerung stieg der Bedarf an Brenn- und Bauholz enorm an. Es haben zwei gewaltige Abholzungsperioden stattgefunden. Die erste von 500 bis 800 n. Chr. Während dieser Zeit wurden die meisten Urwälder zerstört, um Siedlungen zu errichten. Der Mensch drängte den Wald durch seinen schier unendlichen Bedarf an Holz und Landflächen für seine Landwirtschaft zurück. Dann folgte noch eine bemerkenswert große Rodungszeit von ca. 1100 bis ca. 1300 nach Chr.*

Immer mehr Siedlungen entstanden, und die Forderungen nach Holz und Landfläche steigerten sich abermals gewaltig, was zur weiteren Vernichtung der Urwälder führte. In den folgenden Jahrhunderten fielen Unmengen an Bäumen dem Bau von Kriegs- und Handelsschiffen zum Opfer. Holz war der wichtigste Rohstoff: es wurden beispielsweise Häuser, Ställe, Werkzeuge, Landmaschinen, Kriegsgerät, Zäune, Fässer, Kutschen, Wagen, Wind- und Wassermühlen aus Holz gefertigt. Im 18. Jahrhundert kam es zu einer Holzknappheit und man begann darüber nachzudenken, wie man den Wald wiederbeleben kann, um die Holzquelle nicht versiegen zu lassen.



Kahle abgeschlagene Baumstämme im Vordergrund, dahinter hochgewachsene Bäume zum Fällen - Foto: © 2007 by Queryzo (Own work) [CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Foto: © 2007 by Queryzo (Own work) [CC BY-SA 2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Wie wichtig Bäume und insbesondere die Wälder für das Klima, den Boden, den Wasserlauf und die Luft sind, kann man erkennen, wenn man sich Regionen ansieht, die kaum noch Baumbewuchs aufweisen. Die Böden trocknen aus und werden durch den Wind abgetragen. Nur wenige Pflanzen, die sich an karge Böden, wenig Wasser und ungedämpfte Sonneneinstrahlung angepasst haben, sind in der Lage dort zu überleben. Die Ernten fallen meist sehr spärlich aus und die Menschen, die dort leben, leiden oft Hunger. Zwar versucht man hier wieder Bäume anzusiedeln, doch bedarf es viel Wasser und einer guten Pflege. Bäume lassen sich nicht überall auf jedem Boden einfach neu anpflanzen. Sind die Bedingungen schlecht, verkümmern sie. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig auf üppigen Baumbewuchs, auf noch intakte Regenwälder, auf wilde beziehungsweise neu geschaffene "Urwälder" zu achten und sie zu beschützen. In den verschiedensten Regionen der Welt bemühen sich Menschen, Bäume neu anzupflanzen mit mehr oder weniger gutem Erfolg.

Bäume und große zusammenhängende Waldflächen sind weitaus wichtiger für uns, als es vielen bewusst ist!

Im nächsten Teil: Die Bedeutung des Waldes für das Leben auf der Erde


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2013-11/wald-abholzung-google
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-11/entwicklung-waldbestaende-europa
http://www.baumpflege-lexikon.de/STBL_BEGR.HTML



26. Oktober


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