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KALENDERGESCHICHTEN/046: 10-2014   Der kleine Wolf - Die Nachricht (SB)


Rufus, Rudi und Kalinka sitzen erschöpft im Gras, in der Ferne laufen die Berge davon - Buntstiftzeichnung: © 2014 by Schattenblick

Der kleine Wolf

Die Nachricht

Kalinka war überglücklich, dass ihre Pfote wieder ganz heil war und sie wieder so gut laufen konnte wie zuvor. Nachdem sich Rufus, Rudi, Krawell und Kalinka satt gegessen und etwas ausgeruht hatten, wollten sie in Richtung der großen Berge laufen.

"Los, los, Leute, es wird langsam Zeit aufzubrechen. Ich möchte auf keinen Fall im Dunkeln dort oben zwischen den Bergen herumstolpern", drängelte der Fuchs. "Ich auch nicht, wer weiß, wer da noch alles wohnt. Vielleicht sind wir gar nicht willkommen, kann sein, dass uns jemand verjagen will!", unterstützte Rudi ihn. "Ja, oder es könnte sein, dass wir in eine Falle treten oder in ein Erdloch", überlegte Kalinka. "Wir hätten schon längst losfliegen können! Wie wäre es, wenn ihr endlich mit dem gruseligen Gerede aufhören würdet?", mischte sich nun Krawell ein. "Hast du gar keine Angst? Warst du etwa schon mal in den Bergen?", wollte Rudi wissen.

Der Rabe schüttelte den Kopf: "Nein, bis dahin habe ich mich auch noch nicht vorgewagt. Aber wenn wir jetzt losmarschieren, dann kann ich doch vorausfliegen und die Gegend erkunden. Wenn mir etwas gefährlich oder merkwürdig erscheint, warne ich euch und wir schlagen einen anderen Weg ein!"

Nun waren alle beruhigt und schritten eilig durch die Wiese in Richtung Gebirge. Sie hatten keine Ahnung, wie weit sie laufen mussten, um dort anzukommen. Nach einer Weile, die Wiese hatten sie bereits ein gutes Stück hinter sich gelassen, verabschiedete Krawell sich von der kleinen Wandertruppe. "Jetzt flieg ich mal vor, bis gleich!" - "Bleib nicht so lange weg, Krawell", rief der kleine Wolf ihm hinterher. "Keine Sorge, bin gleich wieder da!"

"Wie kann er das denn wissen?", staunte Kalinka. Irgendwie schien die Bärin beunruhigt zu sein. Ohne Krawell in der Nähe zu wissen, fühlte sie sich unwohl, aber sie sagte nichts zu den anderen. Rufus bemerkte das sehr wohl, wusste aber auch nicht, was er da unternehmen konnte. Da kam der kleine Wolf ihm gerade recht, als er ganz zuversichtlich meinte: "Krawell ist klug, richtig total schlau. Er sagt, dass alle seiner Art, also alle Raben, so schlau sind. Also, wenn Krawell sagt, dass er gleich wieder da ist, dann stimmt das."

Rufus wusste zwar nicht so genau, woher Rudi das wissen wollte, aber es beruhigte Kalinka sichtlich. Sie seufzte erleichtert auf und ohne dass sie es abgesprochen hatten, rannten nun alle los. Rufus war der schnellste, aber er blieb immer wieder stehen, um auf die anderen zu warten. Sobald sie nahe genug waren, rief er: "Ey, ihr Langweiler, ihr Schnecken, flink die Pfoten gehoben und dann im Galopp." Wieder raste er voraus.

Rudi ärgerte sich: "Rufus, du bist gemein, warte doch!" Trotzdem beeilte er sich und lief schneller und schneller. Er wollte auf keinen Fall zurückbleiben. Kalinka sagte erst mal gar nichts, aber auch sie beschleunigte ihren Lauf und war nun mit dem kleinen Wolf auf einer Höhe. "Rudi, ich bleibe immer dicht bei dir!" Nach einer Weile, waren alle, sogar der Fuchs, ziemlich aus der Puste. Er trabte nun gemeinsam mit Rudi und Kalinka weiter.

"Ich glaube die Berge laufen vor uns weg!" beschwerte Rudi sich. Egal wie schnell wir laufen, wir kommen nie näher an sie heran." Dann hockte er sich hin und schnaufte. Rufus blieb neben ihm stehen und hechelte erschöpft. Auch Kalinka plumpste unsanft ins Gras. Entsetzt sah sie den kleinen Wolf an: "Meinst du wirklich? Dann können wir sie nie erreichen?!" Kalinka fing an zu weinen. "Wo bleibt Krawell? Warum ist er noch nicht wieder hier bei uns?", schluchzte sie. "O je", dachte Rufus, "was macht man denn mit einer heulenden Bärin?" Auch er wünschte sich, dass der Rabe jetzt hier wäre. Er wüsste bestimmt Rat.

"Berge sind so riesig, die brauchen eigentlich vor nichts Angst zu haben, also, warum sollten die denn weglaufen? Etwa vor mir? So furchteinflößend sehe ich doch gar nicht aus, oder?", lachte der Fuchs. "Laßt uns weiterlaufen, diesmal etwas langsamer!" Kalinka schniefte und erhob sich langsam auf ihre Pfoten. Rudi folgte ihrem Beispiel und dann trotteten sie erst ganz gemächlich und allmählich immer schneller. Diesmal stürmte Rufus nicht voraus. Auch er machte sich insgeheim Sorgen. Krawell hätte wirklich schon lange wieder zurück sein müssen. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Die Berge boten mit Sicherheit Schutz, und Höhlen würden sie dort auch finden. Aber wie sollten sie wissen, welche Wesen das Gebirge noch als Unterschlupf benutzten. Vielleicht waren sie freundlich, vielleicht aber auch griesgrämig, feindselig oder gar bösartig. Wenn Krawell nicht zurück kam, dann musste er sich um die beiden Kleinen kümmern. Schließlich war er der Älteste, aber er fühlte sich gar nicht wohl dabei, ein vernünftiger Fuchs zu sein, der sich um die Sicherheit und das Wohlergehen der beiden sorgen sollte. All das ging Rufus durch den Kopf. Unauffällig blickte er zu Kalinka und Rudi, die dicht beieinander liefen. Rudi war wirklich noch ein ziemlich kleiner Wolf und Kalinka war nicht nur sehr jung, sie war auch noch ein Mädchen! "Nein, nein", begehrte Rufus auf, "Krawell du musst wiederkommen, sofort!"

Kalinka und Rudi blieben stehen und sahen Rufus erstaunt an. Erst jetzt bemerkte der Fuchs, dass er das wohl laut gesprochen hatte. Niemand sagte etwas, keiner ging auch nur einen Schritt weiter. Bis endlich Rudi ganz leise murmelte: "Es wird dunkel, der Himmel sieht schon grau aus!"

Rudi, Rufus und Kalinka hüpfen vor Freude, als sie Karwell am Himmel sehen - Buntstiftzeichnung: © 2014 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2014 by Schattenblick

"Da, da, da hinten, seht mal, da hinten - ist das nicht Krawell, das muss Krawell sein, bestimmt ist er das!", rief Kalinka voller Freude und zeigte auf einen schwarzen großen Vogel, der am Himmel aufgetaucht war und in ihre Richtung flog. Voller Erwartung starrten alle in die Dämmerung. Schließlich erkannten sie den Raben, jubelten, winkten und hüpften ihm entgegen.

"Hallo, entschuldigt, dass ich erst jetzt komme. Es hat alles etwas länger gedauert!", rief er ihnen von oben zu. Dann setzte er zur Landung an. Als er wieder sicheren Boden unter seinen Füßen hatte, verkündete er: "Ich habe schreckliche und gute Nachrichten."

Fortsetzung folgt ...

zum 1. Oktober 2014