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GUTE-NACHT/3580: Der kleine Nachtwächter plant seine Ferien (SB)

Der kleine Nachtwächter plant seine Ferien

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Den Kopf auf die Hände und die Ellbogen auf die Burgmauer gestützt, steht der kleine Nachtwächter auf dem Mauernrundgang da. Sein Blick schweift über den Ort hinweg. Wie heiß es den heutigen Tag über war. Selbst in die Mauern der Burg hat sich die Hitze geschlichen.

Der kleine Nachtwächter grübelt. Rebell blickt ihn aufmerksam an. Irgend etwas stimmt nicht mit seinem zweibeinigen Freund. Das macht den Hund ganz kribbelig. Vor Aufregung zittert er sogar. Ob er sein Herrchen anstoßen und ihn so aus seinen scheinbar trüben Gedanken reißen soll? Nicht lange überlegt Rebell, sondern stupst den kleinen Nachtwächter ans Bein.

Erschreckt dreht sich dieser zur Seite. "Nein. Stimmt ja nicht, ich bin nicht allein hier auf der Burg. Schließlich bist du ja bei mir", mit diesen Worten geht der kleine Nachtwächter in die Hocke und krault Rebell hinter den Ohren. Der nutzt die Gelegenheit und fährt mit seiner langen Zunge dem kleinen Nachtwächter durch das Gesicht. Um der rosaroten Zunge schnell zu entgehen, lehnt sich der kleine Nachtwächter zurück und fällt glatt auf seinen Hosenboden. Rebell hält dies nicht davon ab, seine Zunge folgen zu lassen. "Pfui! Rebell", ruft sein Herrchen aus.

Schnell steht der kleine Nachtwächter wieder vom Boden auf. Dann fragt er Rebell: "Ist dir auch so sterbenslangweilig wie mir?" Eine Antwort bekommt er nicht. "Ich glaube, wir brauchen Ferien, wie die Kinder da unten im Ort. Sie haben jetzt keine Schule mehr und gehen schwimmen, spielen mit ihren Freunden oder fahren mit den Eltern zu Oma und Opa oder zu Freunden." Der kleine Nachtwächter stöhnt. "Ich möchte auch in die Ferien fahren. Vielleicht könnten wir ja Anton in Afrika besuchen. Naja, wir brauchen auch nicht ganz so weit zu fahren. Aber Ferien sollten wir schon planen. Vielleicht an einem See oder gar am Meer. Wir könnten Muscheln am Strand sammeln ...", überlegt der kleine Nachtwächter laut.

Als habe Rebell verstanden, was der kleine Nachtwächter vermißt, nimmt er den ersten Stein, den er auf der Burgmauer liegen sieht, ins Maul und bringt ihn herbei. "Was hast du da in der Schnauze?", fragt der kleine Nachtwächter und nimmt den Stein entgegen. "Ja, flache Steine im Abendrot über den See springen lassen oder im Mondlicht mit Murmeln spielen. Das wäre jetzt wunderbar. Weißt du was? Morgen gehen wir zum Bürgermeister und genehmigen uns Ferien. Die muß er uns einfach geben!"

Gute Nacht



zum 4. Juli 2012