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GUTE-NACHT/3572: Der kleine Nachtwächter marschiert ins Dorf (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter marschiert ins Dorf

Gähnend erwacht der kleine Nachtwächer und blickt aus dem Burgfenster. Rebell, sein Hund, ist sofort zur Stelle und hält ihm mit dem Maul einen seiner Pantoffeln entgegen. Langsam erhebt sich der kleine Nachtwächter und setzt seine nackten Füße auf den Boden vor das Bett. "Igitt!", schreckhaft zieht er die Füße wieder hoch. Der steinerne Boden ist saumäßig kalt. "Gut, daß du mir meinen Pantoffeln bringst", bedankt er sich bei Rebell, "aber wo steckt der zweite. Such!" Schon kriecht Rebell zum Teil unter das Bett und bringt den zweiten Pantoffel zum Vorschein. Aber den will er seinem Herrchen nicht sogleich abgeben. Er will damit spielen und den kleinen Nachtwächter necken.

Endlich aber - nach einem strengen: "Abgeben!" - hat Rebell auch den zweiten Pantoffel überbracht, und nun gibt es für den kleinen Nachtwächter keine Ausrede mehr, noch länger auf der Bettkante zu hocken. Bald hat er das Aufstehen hinter sich gebracht. Gleich geht alles schon schneller von der Hand.

Ein Blick hinaus durch das Burgfenster zeigt, daß die Sonne am Horizont hinabsteigt. "Es wird Zeit, unsere Runde zu gehen", sagt der kleine Nachtwächter in Rebells Richtung. Der wedelt mit dem Schwanz und ist bereit.

Der kleine Nachtwächter streift sich seine blaue Jacke mit den gelben Sternen über, greift nach seiner Laterne und der Taschenlampe und ist dann ebenfalls bereit.

Zuerst schaut er in der Burg nach dem Rechten. Ist noch alles in Ordnung? Hat sich nichts ereignet, während er schlief? Hat sich auch keiner heimlich in die Burg eingeschlichen? Nein. Alles ist wie es sein soll. Auch in den Ställen ist alles in Ordnung, und der Burggarten strahlt die abendliche Ruhe aus. Ein Blick auf die letzten Blüten des Mandelbaums erinnert den kleinen Nachtwächter an etwas. Aber an was?

"Ach ja, wir wollten ja heute hinunter ins Dorf marschieren und die Nacht über dort nach dem Rechten sehen. Rebell, bist du bereit?" Rebell wufft und schon streben die beiden dem Dorf zu. Ein schöner roter Himmel begleitet sie dorthin. Es ist eine ganz schöne Wegstrecke bis zum Ort, sodaß es schon recht düster ist, als die beiden die Dorfgrenze erreichen.

"Ein ganz schöner Schleif ist das bis hier herunter", stellt der kleine Nachtwächter fest, "das hätte ich nicht vermutet. Morgen nehmen wir aber das Fahrrad." Plötzlich beginnt der kleine Nachtwächter zu lachen. "Natürlich nehme nur ich das Fahrrad. Stell dir mal vor, ich fahre und du sitzt hinten auf einem Gepäckträger. Nunja, das ist sowieso verboten. Aber auch auf dem Kindersitz gibst du kein besseres Bild ab. Also wirst du wohl laufen müssen!"

Es geht weiter. Auf der ersten Bank, die den beiden begegnet, setzt sich der kleine Nachtwächter nieder und ruht sich einen Moment aus. Dann aber geht es los. "Auf marsch, durchstreifen wir den Ort und passen auf, daß alles in Ordnung ist. Während dessen kann das Dorf schön ruhig schlafen."

"Gute Nacht!"

Laterne - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick



zum 17. April 2012