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GUTE-NACHT/3495: Der kleine Nachtwächter drückt sich (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter drückt sich



"Wie findest du mein Auto?", fragt der kleine Nachtwächter beim Frühstück direkt heraus seinen Freund Anton. Der zögert und gibt ausweichend Antwort: "Nun, es fährt nicht!" - "Das wird schon", entgegnet der kleine Nachtwächter zuversichtlich. Doch Anton meint: "Also, ich habe den Zündschlüssel im Schloß umgedreht und versucht den Motor zu starten. Aber kein Mucks war zu hören. Dann habe ich nachgesehen. Eine Batterie ist vorhanden. Aber nachdem sie so lange gestanden hat und nicht gebraucht wurde, ist sie einfach ermattet."

"Keine Bange", meint der kleine Nachtwächter, "das bekommen wir wieder hin. Wenn das Auto erst einmal erfährt, daß wir es nach Afrika bringen wollen, wird es schon mithelfen." - "Nach Afrika?", wundert sich Anton, "willst du auswandern?" - "Nein", lacht der kleine Nachtwächter, "ich doch nicht. Aber mein Auto will unbedingt nach Afrika!"

Eigentlich hätte der kleine Nachtwächter jetzt Antons Protest erwartet. Doch der Freund bleibt stumm und sieht nachdenklich aus. Erst nach einer Weile will er wissen: "Meinst du das wirklich? Also das mit Afrika?" Die Antwort ist: "Ja. Das hat mir mein Auto doch selbst mitgeteilt!"

Wieder bleibt Anton still. Dann aber rückt er erneut mit einer Frage heraus: "Wieso glaubst du das?" Der kleine Nachtwächter erzählt: "Im Traum hat mir mein Auto verraten, daß es unbedingt nach Afrika will. Deshalb ist es ja auch kaputt."

"Kaputt weil es fort will?", murmelt Anton verwirrt und versucht sich zu erinnern. Nach einer Weile gesteht er dem kleinen Nachtwächter, daß auch er einen Traum hatte, indem das Auto im Stall mit ihm sprach und ihn um Hilfe bat.

Jetzt ist der kleine Nachtwächter stumm. Er ärgert sich, daß sein besonderes Auto nun auch Anton ins Vertrauen gezogen hat. Dann aber ärgert er sich nicht mehr und gibt Anton zu verstehen: "Zu zweit werden wir es schon schaffen, Nepomuk wieder flott zu bekommen."

"Nepomuk? Wer ist Nepomuk?", möchte Anton erfahren. Der kleine Nachtwächter verrät, daß er insgeheim sein Auto so nennt: "Schließlich ist es doch viel schöner, wenn alle Dinge einen Namen haben. Ich bin ein Mensch, aber ich habe auch einen eigenen Namen. Alle nennen mich kleiner Nachtwächter."

Anton denkt bei sich: "Nun, kleiner Nachtwächter ist auch nicht gerade ein Name, aber das wollen wir lieber ein anderes Mal erörtern." Zum kleinen Nachtwächter gewand spricht er: "Also gut, so heißt der Wagen eben Nepomuk." Dann fragt er noch: "Bist auch du mit Frühstücken fertig?" - "Mhm", murmelt der kleine Nachtwächter mit vollem Mund." - "Na, dann können wir ja schnell abwaschen und uns danach um Nepomuk kümmern!"

Schnell schluckt der kleine Nachtwächter den letzten Bissen hinunter und steht vom Tisch auf. Er hält nicht viel vom Abwaschen und sagt daher: "Ich bin gleich wieder da, ich lasse nur Rebell vor die Tür. Fang ruhig schon einmal an."

Auf dem Burghof eilt er zum Stall hinüber und will Nepomuk die neue Nachricht verkünden. "Du wirst nach Afrika reisen. Mit vereinten Kräften schaffen wir schon, dich wieder flott zu bekommen." Sanft streichelt er über Nepomuks Lack. Plötzlich hat er eine Idee: "Vielleicht hilft ja ein bißchen Wärme." Schon zieht er die Motorhaube hoch. Er greift sich den schwarzen Kasten und schleicht damit hinauf ins Burgzimmer. Dort legt er das kränkliche Ding mitten rein in Antons gemütliches Bett und deckt es sorgfältig zu. "Wenn dir erst warm wird, dann heulst du sicher wieder auf!"

Plötzlich schallt ein Ruf durch die Burg: "Wo steckst du denn, kleiner Nachtwächter? Mit dem Abwasch bin ich längst fertig." Jetzt sind Schritte auf der Burgtreppe zu hören. Sie lassen vernehmen, daß Anton hinunter zum Hof geht. Den kleinen Nachtwächter aber kann Anton dort nicht finden, auch nicht im Stall. Bis dieser wieder in den Hof gegangen ist, hat sich Anton längst das Fahrrad geschnappt und sucht seinen Freund und Rebell in den Feldern.

An diesem Tag muß Nepomuk umsonst auf seine beiden Helfer warten. Denn als Anton zur Burg zurückkehrt, ist ihm für heute die Lust am Reparieren des alten Wagens vergangen. Den ganzen Tag über spricht er vor lauter Ärger nicht ein einziges Wort mit dem kleinen Nachtwächter. Erst beim Abendbrot beäugen sich die beiden wieder.

Doch als es dann Zeit wird, zu Bett zu gehen, läßt ein neuerlicher Schrei die Burg erzittern: "Verflixt und zugenäht! Soll ich etwa mein Bett mit diesem eisigen Kasten teilen? Das ist ja schlimmer als beim eisernen Heinrich."

Batterie im Bett - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 12. November 2011