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GUTE-NACHT/3483: Der kleine Nachtwächter kocht Tee (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter kocht Tee



Der kleine Nachtwächter fühlt sich heute gar nicht wohl. Er hat Kopfschmerzen und Bauchgrummeln und weiß gar nicht, woher das kommt. "Am besten ich bleibe heute den ganzen Tag im Bett liegen und auch die lange Nacht."

Aber dann steht der kleine Nachtwächter doch auf, um sich einen Kaffee zu kochen. Er nimmt die gelbe Thermoskanne und brüht sich die zu Kaffeepulver gemahlenen Kaffeebohnen mit heißem Wasser auf. Das restliche heiße Wasser gießt er in eine dunkelblaue Thermoskanne. Dann nimmt er einen Schluck Kaffee. "Jetzt werde ich bestimmt wieder fit!" Doch dem ist nicht so. Der kleine Nachtwächter bekommt nur noch mehr Bauchschmerzen und legt sich wieder ins Bett.

Nach einer Weile hat er eine Idee. Es ist, als ob das Grummeln in seinem Magen ihm diese zugeflüstert hätte. "Mhm, dann bereite ich mir eben einen Fencheltee oder ich nehme Kümmelkörner und übergieße diese mit heißem Wasser", sagt er und geht erneut in die Küche. Das Kümmelgläschen ist leer. So greift er nach einem Teebeutel mit Fenchelpulver und hängt diesen in eine der beiden orangenen Teekannen. "So, das wird mir gut tun!"

Rebell ist dem kleinen Nachtwächter in die Küche gefolgt. "Hier, auch du sollst etwas trinken. Ich stelle dir frisches Wasser hin." Dann holt sich der kleine Nachtwächter aus einer Dose vom Regal etwas Zwieback und setzt sich an den Tisch. Schluckweise trinkt er den Fencheltee, knabbert dazu den Zwieback und verschwindet dann wieder im Bett.

Hier wälzt er sich von einer Seite auf die andere. "Wenn ich nur schlafen könnte", klagt er. Da fällt ihm ein altes Hausrezept seiner Großmutter ein. "Wenn ich schwarzen Tee nehme und ihn lange ziehen lasse, dann kann ich gut schlafen."

Ein weiteres Mal geht der kleine Nachtwächter in die Küche. Den schwarzen Tee bereitet er in einem Topf zu. Plötzlich hat er vergessen, ob seine Großmutter den Einschlaftee kurz oder lang hatte ziehen lassen. So gießt er die Hälte des Tees nach kurzer Zeit in eine braune Thermoskanne und läßt den übrigen Tee noch so lange ziehen bis er bis 300 gezählt hat. Dann gießt er den restlichen Tee in eine schwarze, dickbauchige Kanne um.

Doch auch der Genuß des schwarzen Tees bringt nicht den gewünschten Schlaf. Der Tee, der viel zu lange gezogen hat, schmeckt scheußlich und den anderen mag der kleine Nachtwächter nun auch nicht mehr trinken. "Was mache ich bloß?"

Nach kurzer Überlegung sucht der kleine Nachtwächter hier in der Küche alle Regale durch. Er entdeckt eine Dose mit losen Kräuter. Das Schild auf der Dose verrät die Sorte: "Beruhigungstee!" Auch davon braut sich der kleine Nachtwächter gleich eine ganze Kanne voll. Alle Kannen stehen nun vor ihm auf dem Tisch. Nur im Regal ist noch eine einsame grüne Kanne stehengeblieben. Irgendwie verspürt der kleine Nachtwächter den Drang, auch diese auf den Tisch zu stellen.

Danach holt er sich erneut ein paar Zwiebäcke und knabbert lustlos daran herum. Plötzlich spitzt Rebell, der dem kleinen Nachtwächter erneut in die Küche gefolgt ist, die Ohren. Irgendetwas scheint er zu hören, das der kleine Nachtwächter nicht wahrnimmt.

Doch nach kurzer Zeit hört auch der kleine Nachtwächter das Fiepen. "Ist hier in der Küche irgendwo ein Mäuschen?", fragt er und blickt unter den Tisch. Doch er kann nichts entdecken. An Rebells Haltung erkennt er jedoch, daß das Geräusch nicht von irgendwo aus der Küche herkommt, sondern direkt vom Tisch.

"Ach, ja, eine der Thermoskannen ist das! Aber welche?" Der kleine Nachtwächter versucht durch Lauschen herauszufinden, welche der Kannen das Fiepen von sich gibt. Da erkennt er, daß es nicht nur ein Fiepton ist. Eine der Kannen gibt einen eintönigen, immer wiederkehrenden Ton von sich, eine andere einen leichten Singsang und eine dritte ein Säuseln.

Der kleine Nachtwächter dreht an der dickbäuchigen, schwarzen Kanne. Doch sie ist es nicht. Dann versucht er es mit der kleinen Kräuterteekanne, die ebenfalls ein orangenes Kleid trägt. Diese Dame war es und verstummt nun. Doch nach kurzer Zeit spricht sie erneut. Das nimmt die leere Thermoskanne, bei der der Deckel wie eine Schildmütze nach vorne zeigt, wohl zum Anlaß, den kleinen Nachtwächter auszulachen.

"Nun gib schon Ruh", schimpft er mit ihr und dreht an jeder der anderen Kannen herum. Doch dann entdeckt er, daß sich das Fiepen der Kannen gar nicht so schlecht anhört. Die Kräuterkanne klingt, als wolle sie vom Sommer berichten. Und auch die anderen Kannen erzählen ihre Geschichten. Da schwirrt dem kleinen Nachtwächter bald der Kopf. Plötzlich ist ihm, als wolle auch die dickbauchige Teekanne, gefüllt mit dem langgezogenen Schwarztee, etwas verraten. Und insgeheim hört er die Stimme seiner Großmutter: "Wenn du gut schlafen willst, dann nimm eine Tasse heiße Milch mit einem Löffel Honig. Danach träumst du wunderbar."

Diesen Rat befolgt der kleine Nachtwächter. Die Teekannen aber läßt er auf dem Küchentisch stehen. "Komm, Rebell! Lassen wir den Herrschaften für eine Nacht ihren Spaß!"

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zum 15. Oktober 2011