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GUTE-NACHT/3406: Der kleine Nachtwächter bei Regen und Donner (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Die Kapuze auf dem Kopf bis tief ins Gesicht, die Hände in die Jackenärmel eingezogen und nur die Laterne schaut wie ein verlängerter Arm unten heraus, so geht der kleine Nachtwächter schweigsam durch die Regennacht. Rebell trottet hinterdrein. Schon ganz naß ist sein Fell.

Da gelangen die beiden an das Bushaltestellenhäuschen. "Hier stellen wir uns unter. Bisher ist uns in dieser verregneten Nacht noch niemand begegnet, so wird auch weiterhin keiner unterwegs sein. Selbst Diebe hätten es jetzt schwer. Ihnen würde ja ihr ganzes Diebesgut naß werden."

Rebell hat nichts dagegen, hier einen Halt einzulegen. Besonders da der kleine Nachtwächter aus seinem Rucksack ein Handtuch hervor zaubert. Damit rubbelt er Rebells Fell einigermaßen trocken. "Du sollst dir ja schließlich keinen Schnupfen holen." Anschließend packt er auch etwas zu futtern aus und teilt es unter ihnen beiden auf.

Plötzlich beginnt es in der Ferne zu grummeln und zu donnern. Immer näher zieht das Gewitter herbei. Doch ein Blitz fährt nicht über den Himmel. Wie lange hat der kleine Nachtwächter schon keinen richtigen Blitz mehr gesehen.

Früher, da gab es schöne Gewitter mit mächtigen Blitzen. Wenn es heiß war im Sommer, da zog oft am Abend ein Gewitter über das Land und kühlte die Hitze des Tages ab. War das Gewitter noch fern, liefen die Kinder in ihren Badehosen in den Regen hinaus und nahmen eine herrliche Dusche. Barfuß liefen sie über den Gartenacker und rutschten über die sich in Schlamm verwandelnde Erde. Manchmal kam es auch zu einer Schlammschlacht. Wenn es dann aber zu blitzen begann, liefen alle Kinder schnell zurück ins Haus. Dann durfte keiner mehr draußen sein. Damit wollten die Eltern nicht spaßen.

Einmal war wieder ein herrliches Gewitter, das der kleine Nachtwächter vom Fenster aus beobachtete. Die Sonne ging gerade zur Ruhe und tauchte die Hauswand gegenüber in ein warmes Feuerrot, auch der Himmel war in verschiedenen Rottönen zu bewundern. Das ganze Schauspiel hatte ein bißchen etwas von Weltuntergangsstimmung. Aber es war ja nur ein Gewitter, und der kleine Nachtwächter war sich sicher, daß am nächsten Morgen die Sonne wieder friedlich hinter dem Horizont emporsteigen würde. Da konnte er beruhigt ins Bett steigen und schlafen.

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17. Juni 2011