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GUTE-NACHT/3404: Der kleine Nachtwächter kann teilen (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


In der Nähe des Bauernhofes steht unter einer Esche eine Bank. Dort setzt sich der kleine Nachtwächter gern zu einer kurzen Pause hin. Sein Hund Rebell liegt zu seinen Füßen, denn ihm läuft schon das Wasser im Munde zusammen, wenn er an die leckeren Wurst- und Käsebrote denkt. Auch heute haben sich die beiden wieder zu einer kurzen Rast hier niedergelassen.

In den Zweigen über ihnen schlägt eine Krähe Alarm. "Rebell. Der da droben warnt seine Artgenossen sicher vor uns. Dabei hat er nichts zu befürchten. Das siehst du doch sicher auch so. Oder?", meint der kleine Nachtwächter und blickt dabei nach oben. Rebell läßt sich nicht ablenken. Er hat die Brotstulle in den Händen des kleinen Nachtwächters direkt ins Visier genommen. Doch einfach zuschnappen ist nicht seine Vorgehensweise, um an die leckeren Dinge zu gelangen - hat er doch gelernt, daß er nur etwas bekommt, wenn sein Herrchen damit einverstanden ist und sein "Ok" dazu gibt.

"Was ist denn heute auf unserem Brot?", fragt der kleine Nachtwächter und klappt die Brotstulle auseinander, "mhm, leckere Wurst." Doch ihm ist nicht nach Wurst zumute. So nimmt er die Scheibe herunter und reicht sie seinem Hund. Rebell wartet kurz auf das Ok und hat die Scheibe dann schneller verspeist als der kleine Nachtwächter die Stulle wieder zusammenklappen kann. Jetzt beißt auch der kleine Nachtwächter herzhaft zu. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Bissen und noch einer ist übrig.

Die Krähe oben im Baum hat sich noch nicht beruhigt und schimpft immer weiter. "Ob sie vielleicht auch etwas zu Fressen haben möchte?", grübelt der kleine Nachtwächter und kommt zu einem bejahenden Ergebnis.

"Na, den siebten Bissen lasse ich dir übrig", ruft er nach oben und legt das restliche Stückchen Brot auf die schmale Banklehne. Dann nimmt er seine am Boden abgestellte Laterne und seine auf der Bank niedergelegte Taschenlampe in die Hände und zieht wieder los. Rebell schielt nach dem siebten Stück, folgt aber gehorsam seinem Herrchen nach. "Komm Rebell! Gleich gibt es ein wundersames Schauspiel am Himmel. Das wollen wir uns doch nicht entgehen lassen!"

Wenige Schritte gegangen, dreht sich der kleine Nachtwächter noch einmal um und ruft in die Esche hinauf: "Na los, hol es dir!" Die Krähe beendet ihr Schimpfen, wiegt ihren Kopf hin und her und entscheidet sich dann, doch einmal nachzusehen, was die kleine Gesellschaft da zurück gelassen hat.

"Recht ist es so!", findet der kleine Nachtwächter, als sich die Krähe niedergleiten läßt, das Brotstückchen in den Schnabel nimmt und sich sogleich wieder mit ihrem Fund in die Höhe erhebt.

Als sie sich oben auf ihrem angestammten Ast wieder niedersetzt, winkt der kleine Nachtwächter hinauf und wünscht ihr eine: "Gute Nacht!" Schließlich ist es jetzt für kleine Krähen wieder Zeit, sich in ihr Nest zu kuscheln. "Und hab keine Angst, wenn der Mond gleich verschwindet. Der kommt bald zurück. Er spielt nur ein bißchen mit der Erde Verstecken. Denn in dieser Nacht wird da oben eine 'Mondfinsternis' gegeben."

Zeichnung: Krähe - © 2011 by Schattenblick

zum 15. Juni 2011

(Mondfinsternis am 15. Juni 2011 um 19:53 bis 01:02 Uhr MESZ)