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GUTE-NACHT/3393: Der kleine Nachtwächter in Panik (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


An vielen Gärten führt sein Weg den kleinen Nachtwächter vorbei. Da duftet es nach frisch gemähtem Gras und einen Garten weiter nach Flieder. Nicht nur der kleine Nachtwächter zieht die Düfte tief ein. Auch Rebell, sein Hund, ist fleißig am Schnüffeln. Doch ihn interessieren ganz andere Gerüche. Er wird schon ganz aufgeregt und spitzt die Ohren. Das bekommt der kleine Nachtwächter in seinem Fliederrausch nicht mit.

Plötzlich schießt Rebell los. Das Gatter zum Garten steht offen und Rebell ist flugs hindurch. "Was soll denn das?", fragt sich der kleine Nachtwächter, stutzt einen Moment und läuft dann hinterdrein. Er kann noch erkennen, wie etwas Weißes über den Rasen springt. "Das kann nur ein Kaninchen sein", muß er zu seinem Leidwesen feststellen. "Das darf doch nicht wahr sein", schimpft er und ruft hinter seinem Hund her, der längst in der Dunkelheit der Büsche und Bäume verschwunden ist.

"Was soll ich bloß unternehmen?", überlegt der kleine Nachtwächter, als Rebell nicht auf sein Rufen reagiert. Er entscheidet sich dafür, das fremde Grundstück wieder zu verlassen und einfach seiner Wege zu gehen. Dann wird Rebell schon folgen. Wohl ist ihm dabei nicht zumute, denn er weiß nicht, ob sein Plan aufgeht, und er will doch nicht, daß dem Kaninchen etwas geschieht.

Aber als er wieder auf der Straße angelangt ist, sieht er wie ein weiß geflecktes Kaninchen unter dem Gartenzaun unterdurch geflitzt kommt. Dahinter ertönt Rascheln, als ob etwas Großes dem kleinen Kaninchen folgt, aber durch den Zaun behindert wird. "Das geschieht dir ganz recht!", denkt der kleine Nachtwächter bei sich und wendet seinen Schritt zum Gartentor zurück. Dort will er den Ausreißer in Empfang nehmen und von seinen niederträchtigen Absichten abhalten.

Hechelnd, aber viel langsamer als er losgespurtet ist, kommt Rebell am Gartentor an. Der kleine Nachtwächter findet, er sollte den frechen Gesellen mal ein bißchen in seiner Freiheit einschränken und nimmt ein Seil aus seiner Tasche, das er für Notfälle immer dabei hat.

"Für heute kommst du erst einmal an die Leine! Ich will nicht, daß du anderen Tieren Schaden zufügst." Rebell schaut den kleinen Nachtwächter mit großen Augen an, als wolle er sagen: "Ich habe doch nur mit dem Häschen gespielt. Ich wollte ihm doch gar nichts tun." Da ist sich der kleine Nachtwächter aber nicht so sicher und er mahnt: "Tiere sind für dich tabu, ob Reh, Kaninchen oder Maus! Das ist nicht nur zum Wohle der anderen Tiere, sondern auch zu deinem eigenen. Denn wenn dich der Förster Jagen sieht, kann er dich einfach erschießen. Also nimm dich in Acht."

Betroffen und hechelnd spaziert Rebell am Seil neben dem kleinen Nachtwächter her. "Ja, hechel du nur vor Durst. Ich habe kein Mitleid mit dir!", schimpft der kleine Nachtwächter, der froh ist, daß alles noch einmal gut ging.

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zum 21. Mai 2011