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GUTE-NACHT/3373: Der kleine Nachtwächter trifft die Bremse (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Bevor der kleine Nachtwächter an diesem Abend mit seiner Laterne in der einen und der Taschenlampe in der anderen Hand durch die Stadt streift, nimmt er noch ein winziges Sonnenbad in seinem Garten. "Kleiner Nachtwächter", mahnt Herr Zucker, "hast du dich auch mit Sonnenschutz eingecremt? Wo du doch fast nie in die Sonne hinaus kommst und nur des Nachts unterwegs bist, da ist das besonders wichtig." Der kleine Nachtwächter stöhnt: "Es ist doch noch nicht Hochsommer, und ich gehe auch nur für ein paar Minuten hinaus." - "Trotzdem", warnt Anton Zucker, "gerade jetzt ist das besonders wichtig. Denn die Sonne brennt auch im Frühling schon stark auf uns herunter. Das wird leicht unterschätzt. So habe ich es in der Zeitung gelesen. " - "Also gut", gibt der kleine Nachtwächter klein bei und cremt sich die Nase ein. Dann setzt er sich noch seinen Sonnenhut auf und geht los in den Garten.

Rebell, sein Hund, wartet bereits dort mit dem Ball im Maul. Denn Fußball spielt er besonders gern. Jetzt legt er den Ball ab und wartet, daß der kleine Nachtwächter ihn fortschießt. "Also gut, einmal!", akzeptiert der kleine Nachtwächter das Spiel. Zuerst täuscht er einen Schuß an und noch einen, dann erst zielt er wirklich und schießt. Doch Rebell hat sein Herrchen die ganze Zeit genau im Visier. Er blickt ihm direkt in die Augen und nimmt auch an der ganzen Körperhaltung und der Bewegung wahr, für welchen Schuß sich der kleine Nachtwächter gleich entscheidet. So ist es kein Wunder, daß er auch diesmal den Ball wieder hält. "Das macht aber keinen Spaß, wenn du den Ball jedes Mal fängst", stöhnt der kleine Nachtwächter und geht an Rebell vorbei weiter in den Garten hinein. Im Grunde freut er sich über die Geschicklichkeit seines Hundes. Rebell blickt dem kleinen Nachtwächter fast beleidigt hinterdrein. "Komm mit, Rebell! Wir spielen gleich noch eine Runde", ruft der kleine Nachtwächter. Rebell läßt den Ball fallen und folgt schwanzwedelnd.

Er überholt sein Herrchen und läuft hinüber zum Holzstoß. Dort schnüffelt er aufgeregt herum, sodaß der kleine Nachtwächter nachsieht, was Rebell dort entdeckt hat. "Oh, eine Pferdebremse. Sei vorsichtig Rebell, die stechen!" Rebell wendet sich ab und sucht nach einem neuen Abenteuer. Der kleine Nachtwächter hingegen hält zwar etwas Abstand, aber versucht doch die Bremse einmal genauer in Augenschein zu nehmen. "Seltsam", flüstert er, "warum liegt sie denn auf dem Rücken auf ihren Flügeln? Hat Rebell sie vielleicht erwischt oder ist sie gerade erst geboren? Ach, liegt sie vielleicht schon wieder im Sterben?"

"Was quatscht du denn so viel? Kann man nicht mal in Ruhe ein Mittagsschläfchen in der warmen Sonne halten?", schimpft die Bremse, dreht sich um, um wieder auf ihren sechs Beinchen zu stehen zu kommen, streift einmal mit einem Beinchen über ihren rechten Flügel. Dann mit einem anderen Beinchen über ihren linken Flügel und fliegt davon. Verdutzt steht der kleine Nachtwächter da.

Aber noch um einiges verdutzter ist er, als die Bremse plötzlich einen Bogen in der Luft fliegt, noch einmal zurückkommt und dem kleinen Nachtwächter zuruft: "Du hast recht. Seid bloß vorsichtig. Denn das nächste Mal, wenn ihr mich stört, steche ich vielleicht wirklich!"

Der kleine Nachtwächter und Rebell - © 2011 by Schattenblick

14. April 2011