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GUTE-NACHT/3322: Der einsame Pantoffel und die Weihnachtsosterhasen (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


Den Fuß hochgelegt liegt Oma Erna auf dem Sofa. Beim Mülleimerleeren ist sie auf der Treppe ausgerutscht. Da hatte es jemand ziemlich eilig mit seinem Weihnachtsputz, aber nicht mit dem Trockenreiben des Bodens. Vom Sessel aus schaut Mops Bello zu Oma Erna herüber. Er wundert sich, was mit seinem Frauchen los ist. Warum geht sie heute nicht zur gewohnten Zeit mit ihm spazieren?

Oma Erna dagegen überlegt, wen sie fragen kann, ob er Zeit für Bello hat. Eigentlich fällt ihr nur Tochter Annette ein. Doch gerade sie hat immer keine Zeit. Doch heute wird sie sich diese nehmen müssen. Oma Erna nimmt den Telefonhörer und wählt die Nummer. Annette ist zuhause. Schnell ist geklärt, daß sie kommt. "Es geht aber nur kurz!", sagt sie und hat den Hörer schon wieder aufgelegt. Gut, daß sie einen Zweitschlüssel hat, so braucht Oma Erna nicht einmal aufzustehen.

Als Annette eintrifft, blickt Bello von einer zur anderen. Sollte das hier heißen, es geht wieder in sein vorheriges Zuhause zurück. "Keine Bange", beantwortet Oma Ernas Blick seine Frage, "sie will nur mit dir spazieren gehen."

Während Annette und Bello fort sind, ruht sich Oma Erna aus und nutzt die beschäftigungslose Zeit, um zu ergründen, was noch bis Weihnachten alles zu erledigen ist. Gut, daß bereits alle Karten und Päckchen versendet und die Weihnachtseinkäufe getätigt hat. Mit dem umgeknickten Bein wäre das ein bißchen schwierig geworden.

Bello freut sich, heute mal zügigen Schrittes in die Stadt zu kommen. Annette macht sogar einen kleinen Dauerlauf mit ihm. Dann bekommt sie Seitenstiche, und die beide gehen langsam weiter. Auch das findet Bello spannend. Jetzt hat er genug Zeit allen Schnupperspuren nachzugehen. Plötzlich kommt ihm ein Geruch sehr bekannt vor. Er hält inne. "Was willst du denn hier vor dem Schuhladen?", fragt Annette und besieht sich das Schaufenster. Sie beginnt zu lachen: "Was soll das denn? Weihnachtshasen statt Weihnachtsmänner?" Auf dem Skatebord in der Mitte des Fensters steht ein Schneemann und davor kleine Schokohasen mit Weihnachtsmannmützen.

"Ein gelungener Scherz", findet Annette, als sie ihrer Mutter von dem Spaziergang erzählt. Bello dagegen hat sich gleich nach dem Heimkommen wieder seinen Pantoffel geschnappt und ist auf seinen Lieblingssessel geklettert. Hier kann er es bis zum nächsten Spaziergang gut aushalten.

"Kann ich dich morgen noch einmal bitten, mit Bello zu gehen, falls mein Fuß nicht besser wird?", fragt Oma Erna und Annette nickt. "Jetzt muß ich aber los", sagt sie und fügt noch an, "ein paar Weihnachtshasen kaufen!"

"Die gibt es bestimmt nicht zu kaufen", denkt Oma Erna und erinnert sich an die Zeit, als ihre Kinder noch klein waren. Kein Schokoladenhase und kein Weihnachtsmann wurde damals je aufgegessen. Eine Galerie von Schokoleuten reihte sich in den Regalen. Erst als einmal eine ganze Familie von Mäusen ins Haus gekommen war und sich an den bunten, unter ihrer äußeren Schicht dunkelbraunen Leuten gütig taten, wurden die Überreste mit einer großen Begräbnisfeier im Garten bestattet.

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Advent 2010