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GUTE-NACHT/3241: Der kleine Nachtwächter entdeckt zwei Rehe (SB)


Gute Nacht Geschichten

Es dämmert und der kleine Nachtwächter beginnt seinen Rundgang. Ein Gähnen zeigt, daß der kleine Nachtwächter noch gar nicht ausgeschlafen hat.

"Heute hatte ich so schön geträumt", denkt er bei sich und läßt den Traum noch einmal an sich vorbeigehen.

"Ein Hund war bei mir", fällt dem kleinen Nachtwächter ein, "aber ich weiß gar nicht mehr, zu wem er gehörte, er war einfach da. Wir gingen einen Weg entlang, auf eine Wiese zu. Es wurde bereits langsam dunkel. Doch das störte uns nicht. Wir hatten auch keine Angst wegen des Maisfeldes auf unserer rechten Seite, wo doch die Pflanzen bereits über unsere Köpfe hinaus gewachsen waren. Wir waren schließlich nicht allein.

Rebell, ich nannte den schwarzen Hund einfach so, schnüffelte die ganze Zeit am Weg, konnte aber nichts finden. Mein Blick schweifte über die Wiesen. Da sah ich sie. Es waren zwei Rehe. Ihr Braun fügte sich gut in die grüne Landschaft ein. Sie standen da und fixierten mich. Rebell haben sie hinter dem hohen Gras wohl nicht gesehen. Da ich nicht auf sie zuschritt, sondern weiter dem Weg folgte, fühlten sie sich wohl sicher. Rebell und ich steuerten auf das große Tor zu. Ich sah nach vorn, blickte aber gleich wieder zurück. Es war nur eine Sekunde oder eine Minute verstrichen. Doch die hatte ausgereicht, daß die Rehe verschwunden waren. So als hätte es sie zuvor nicht gegeben. Das stimmte mich traurig.

Da sprang Rebell hoch und landete an der gleichen Stelle auf seinen vier Pfoten. Er hatte wohl ein Mäuschen entdeckt. `Komm, Rebell, das Mäuschen fängst du eh nicht'. Wie schnell sich alles ändert und das Vorhergehende in Vergessenheit gerät. Aber das ist auch gut so. So braucht keiner lange traurig zu sein."

"Komm, Rebell!", flüstert der kleine Nachtwächter und zieht mit seiner Laterne weiter durch die Stadt.


13. August 2010

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