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GUTE-NACHT/3071: Von Süd nach Nord (SB)


Gute Nacht Geschichten

Hallo! Freut mich, daß ihr wieder hereinschaut, hier in meine kleine Kate. Setzt euch an den warmen Ofen, laßt euch die Füße von Mozart wärmen, und ich erzähle euch die Geschichte von mir und meinen Gefährten weiter.

Raute

Gleich am nächsten Tag, nachdem ich mir von meiner Arbeit frei genommen hatte, fuhr ich los gen Norden. Ich brauchte noch eine Fahrkarte, aber der Automat streikte und der Schalter war noch nicht geöffnet. Verflixt, bloß im Zug nicht vergessen den Schaffner aufzusuchen, sonst denkt er in seiner Funktion als Kontrolleur später noch, ich wolle schwarzfahren.

Auf der langen Fahrt hatte ich zweimal umzusteigen. Gut, daß ich meinen Rolli dabei hatte. Große schwere Koffer zu tragen, kann manchmal ganz schön anstrengend und unbequem sein. Da sind die Koffer auf Rädern eine richtige Erleichterung. Ich habe mich schon so manches mal gefragt, warum die Schulkinder bei mir um die Ecke nicht auch so einen Ranzenrolli statt ihrem gewöhnlichen Aufschnallranzen haben. Die kleinen und großen Schüler haben so viele schwere Bücher mit sich herum zu schleppen. Das muß doch nicht sein.

Doch jetzt war ich erst einmal mit meinem Gepäck beschäftigt, es in dem Abteil zu verstauen. Acht Stunden hatte ich im Zug zu verbringen. Aber die Zeit wurde mir nicht lang. Ich hatte ein Buch dabei und eine Zeitung. Die meiste Zeit aber blickte ich aus dem Wagonfenster heraus und sah mir die Landschaft an, durch die wir fuhren. So verreise ich am liebsten. Ich glaube, ich habe die ganze Zeit nur einmal ins Buch geschaut.

Wie sich die Landschaft so im Laufe der Fahrt veränderte, das bergige Land flacher wurde und es mir schien, als ob immer weniger Bäume gen Norden wachsen würden oder zumindest kleinere. Dann die Häuser. Es ist faszinierend mit welchem Material die Dächer gedeckt sind. Bei mir zuhause gibt es kaum ein Haus, das nicht mit Dachziegeln eingedeckt ist. Doch während der Fahrt konnte ich jede Menge andere Dachbedeckungen feststellen. Selten gab es Dächer mit Schiefer gedeckt. Auch nicht so häufig waren bei den Wohnhäusern am Anfang der Reise Dächer aus Wellblech, was bei Scheunen hingegen oft verwendet wurde. Weiter im Norden gab es dann aber auch Wohnhäuser, die mit Wellblech eingedeckt waren. Gegen Ende der Fahrt kamen die mit Stroh gedeckten Häuser, so wie das von meiner Tante Edda.

Gegen Abend, es war schon dunkel draußen, kam ich am Bahnhof an und nahm mir ein Taxi zum Haus meiner verstorbenen Tante. Während ich auf der Zugfahrt überlegt hatte, ob ich den Nachbarn denn antreffen würde, hätte ich mir darüber gar keine Sorgen zu machen brauchen. Er hatte mir sogar den Ofen geheizt. Ein Brot und ein Näpfchen Salz standen auf dem Tisch. "Komisches Abendbrot!", dachte ich bei mir, sagte aber nichts. Der Nachbar begrüßte mich herzlich und meinte, die Tiere seien alle versorgt und ich bräuche mich heute abend um nichts mehr zu kümmern. Ich sah keine Tiere. Der Nachbar lächelte und versuchte mir die leere Wohnung zu erklären. Die Katzen seien wohl unterwegs, wie in letzter Zeit des öfteren, aber wenn ich jetzt den ganzen Tag über stets da sei, kämen sie sicher wieder öfter nach Hause. Mein Nachbar lud mich zum Frühstück am nächsten Morgen zu sich drüben im Haus ein, dann wolle er mir alles zeigen. Ich war froh darüber. Jetzt in dem Dunkel da draußen würde ich eh nicht viel sehen. So kauerte ich mich an den Ofen und wärmte mich. Die Fahrt hatte mich doch recht müde gemacht. "An diesem Abend bleibe ich nicht lange auf", dachte ich bei mir. Ich setzte mich auf das Sofa in der Nähe des Ofens, nahm mir noch die Decke und begann an Tante Edda zu denken. Wo sie jetzt sein mochte? Hoffentlich spukte sie nicht mehr hier im Haus herum. Das wäre doch ganz schön gruselig, überlegte ich. Ich beschloß fürs erste, früh schlafen zu gehen. Aber soweit kam es erst gar nicht, denn ich schlief glatt auf dem Sofa vor dem Ofen ein.

Raute

Ihr seht mir auch schon recht müde aus. Also berichte ich euch morgen von meinem ersten richtigen Tag in Tante Eddas Haus weiter.

11. November 2009

Gute Nacht