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GUTE-NACHT/2858: Der Geist in Pantoffeln und Kunstwerke im Badezimmer (SB)


Gute Nacht Geschichten


Nun, die Chance, noch ein bißchen aufzubleiben, ist verpatzt. Mutter hat Paddy zum Zähneputzen geschickt und danach folgt stets das Bett. Zwar ist es ganz schön, daß Mutti dann noch einmal zum Kuscheln oder Vorlesen vorbeikommt. Doch heute würde Paddy lieber noch ein bißchen herumgegeistert und gleich ausprobieren, ob Mutter sie nicht hört, wenn sie mit ihren Hausschuhen durch das Haus schleicht, so wie der Geist in seinen Pantoffeln oder Patschen wie Oma gesagt hat.

Paddy steht vor dem Spiegel und sieht sich beim Zähneputzen zu. Dabei schneidet sie ihrem Spiegelbild einige Grimassen. Sogleich läuft ihr die Zahnpasta vermischt mit Spucke aus dem Mund. Diesmal klackst die Zahnpaste ins Waschbecken. Meist geht es daneben und fällt auf den Fußboden. Die Kacheln zeigen schon richtige Zahnpastakunstwerke. Mutter allerdings gefällt diese Kunst überhaupt nicht. Sie kommt dann mit ihrem großen Schrubber und wischt sie stets weg. Zum Glück hat sie im Moment nur mittwochs und samstags dafür Zeit. So kann sich Paddy an ihren kleinen Kunstwerken wenigstens ein paar Tage freuen. Wenn sie Besuch von ihrer Freundin Anna bekommt, zeigt sie ihr stets die neuesten Spuckwerke.

Nungut, heute wird kein neues Kunstwerk dazu kommen. Dafür aber kommt Paddy eine tolle Idee. Warum soll sie eigentlich heute abend nicht noch herumgeistern? Das macht es ja gerade spannend, wenn Mutti nicht nach ihr sucht, sondern glaubt, Paddy liegt im Bett. Da ist die Chance, ein echter Geist zu werden, doch groß. Paddy spuckt gleich den Rest der Zahnpasta in hohem Bogen ins Waschbecken, spült noch den Mund aus und sucht nach ihren Hausschuhen, die sie hinter dem Vorhang im Flur findet. Eigentlich mag sie keine Hausschuhe. Am liebsten geht sie barfuß. Deshalb versteckt sie auch immer ihre Hausschuhe irgendwo, wo Mutter bestimmt nicht sucht.

"Paddy? Paddy, wo steckst du?", hört Paddy ihre Mutter aus dem Kinderzimmer rufen. "Ich komme!", ruft Paddy die Treppe hinauf und ist auch schon gleich oben. "Wo warst du so lange", fragt Mutter und schaut fragend auf Paddys Füße, die in ihren Hausschuhen stecken. Eine Bemerkung unterdrückt Mutter lieber. Vielleicht würde sie sonst die gerade aufkeimende Vernunft ihrer Tochter, doch endlich im Haus Pantoffeln zu tragen, wieder zunichte machen.

Paddy schlüpft ins Bett. Dort liegt schon eine Wärmflasche für sie bereit. Es ist eine Kuscheltiereule mit einem heißen Inhalt. "Na, soll ich dir noch ein bißchen vorlesen?" Paddy nickt. Mutter holt ein Buch aus der Nachttischschublade. Es ist das Buch vom kleinen Gespenst, das ungewohnterweise plötzlich in der Nacht schläft und am Tage herumspukt. Das ist geschehen, weil die Rathausuhr im Städtchen Eulenstein angehalten worden ist. Aber das ist eine andere Geschichte...

14. Februar 2009

Gute Nacht