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GUTE-NACHT/2742: Doktor Teddy wird eingepackt (SB)


"Wir lassen uns nicht unterkriegen!", hatte Doktor Teddy gestern noch zu Schwester Olga gesagt. Sie hatte dazu genickt. Aber was sollen die Kuscheltiere und die anderen Spielzeuge jetzt wirklich anfangen, sind die Menschen doch gerade wiedergekommen.

Bei genauer Betrachtung stellt Schwester Olga fest, daß es nur die Frau von gestern ist, die sich hier erneut blicken läßt. Die beiden Männer sind nicht mitgekommen. Dafür aber zwei weitere Frauen. "Ob das ein gutes Zeichen ist?" flüstert Schwester Olga dem Doktor zu? Doktor Teddy überlegt und erinnert, daß die Frau es war, die gar nicht damit einverstanden schien, wenn hier alles von den durch einen Bagger einstürzenden Steinen begraben würde.

"Was haben die Menschen da in der Hand?" fragt der kleine Igel. "Es sind Tüten, große Tüten", erklärt das Äffchen. Das hatte der Igel befürchtet. Lange Zeit hatte er in einer solchen Tüte gesteckt, bis er endlich befreit worden war. "Ich habe keinen Platz in einer Tüte", ängstigt sich der Igel, "da will ich nicht wieder hinein."

Doch die Kuscheltiere und die Spielzeuge werden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Hier herrscht jetzt das Kommando der Menschen. Die große dunkelhaarige Frau fragt: "Olga, sollen wir alle Spielsachen einpacken oder den Schund liegenlassen?"

Schwester Olga horcht auf. War sie etwa angesprochen worden? Aber da antwortet schon die Frau, die bereits gestern hier war: "Hier gibt es keinen Schund. Das sind alles alte Spielsachen. Auch wenn sie ein bißchen lädiert aussehen. Das läßt sich alles wieder reparieren." Die dritte Frau schaltet sich nun ebenfalls in das Gespräch ein und fragt: "Kennst du dich mit solchen Reparaturen aus?" - "Nein, ich nicht. Aber es gibt ein Spielzeugmuseum im nächsten Ort. Dorthin werden wir die Sachen bringen. Heute morgen habe ich bereits telefoniert. Wenn es nicht so viele Säcke werden, dann können wir alles gleich noch heute abgeben. Also fangen wir an. Am besten stecken wir die Stofftiere zusammen. Die kantigen Sachen und die zerbrechliche Ware wickeln wir zuvor in Zeitungspapier."

Die drei Frauen legen los. Da fällt der großen Olga ein, sie könnten zuvor noch die anderen Räume besichtigen, ob da ebenfalls noch Dinge liegen, die zu retten wären. Besonders den Dachboden will sie daraufhin untersuchen. So verlassen die drei Frauen den großen Raum. Die Kuscheltiere und Spielzeuge atmen auf. "Halt, meine Freunde. Wir sind nicht in Sicherheit. Die drei Menschen kehren gleich wieder zurück. Wir sollten jetzt schnellstens von hier verschwinden oder wir werden alle in diese Säcke hier gesteckt", ruft Doktor Teddy.

Ein Gemurmel geht durch die Reihen, und fast bricht eine Panik aus. Da schaltet sich Schwester Olga ein: "Doktor Teddy, ich glaube, wir haben Glück, daß die drei Frauen uns einpacken wollen." - "Wieso?", fragt der Doktor verwirrt. "Die eine Frau hat doch gesagt, daß sie uns in ein Museum bringen will. Das ist etwas Gutes. Dort wird uns nichts geschehen." - "Schwester Olga, glaubst du das wirklich?" fragt Doktor Teddy. "Ich denke ja, sie heißt schließlich so wie."

Die Kuscheltiere denken nicht mehr ans Weglaufen, nachdem Schwester Olga berichtet hat, wie es in einem Museum ausschaut. In ganz ganz frühen Tagen war sie einmal mit, als ihre Puppenmama ein solches Museum besuchte. Damals traf sie auf viele ihrer Verwandten.

Es dauert nicht lang, da geht die Türe wieder auf und die drei Frauen treten ein. "Zwar haben wir nichts Interessantes mehr gefunden. Aber diese Bananenkartons hier sind auch nicht schlecht. Da paßt viel hinein. "Laßt uns loslegen. Es wird schon bald dunkel und es gibt im Haus keinen Strom mehr. Der wurde bereits abgestellt", erklärt Olga.

Schnell packen die drei Frauen sämtliche Sachen in die Kisten ein. Da es schon spät ist, wird nicht mehr darauf geachtet, ob Kuscheltiere und kantige Spielsachen einander gefährden. Im Gegenteil, die Kuscheltiere polstern die kantigen Sachen ab. "Autsch", ruft da das Äffchen, als es gepackt wird. "Ich will in keinen Sack", schreit der Igel. Aber die Rufe stoßen auf taube Ohren. Nur das Äffchen hat den Ruf des Igels vernommen und packt ihn trotz seiner Stacheln und zieht ihn mit in den Karton. "Willst du etwa ganz alleine hierbleiben?", schimpft das Äffchen.

Bevor es völlig dunkel im Schulgebäude wird, sind alle Sachen verstaut. Nur ein einzelnes Bein und ein Knopfauge, sowie eine winzige Schaufel, die einst einem kleinen Maulwurf gehört hat, liegen noch auf dem Boden zwischen den Matratzen. Ihnen ist leider nicht mehr zu helfen.

Die Bananenkartons werden abtransportiert. Dann schließen sich die Türen für immer.

22. September 2008

Gute Nacht