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GUTE-NACHT/2728: Im Schuppen (SB)


Schon einen dicken Strauß voll Gänseblümchen hat Rumpelchen gepflückt. Es scheint ihm aber noch nicht ausreichend, denn immernoch bückt er sich nach der nächsten Blüte. Hey, Rumpelchen! Bald sind gar keine Gänseblümchen mehr übrig, die die Wiese zieren.

Endlich erhebt sich Rumpelchen und geht in Richtung Schuppen, wo er Pumpelchen, seinen Freund, vermutet. Oder will sich Rumpelchen gar verstecken?

Zwar geht Rumpelchen in den Schuppen hinein, kommt aber lange Zeit nicht wieder heraus. Auch dringen keine Stimmen von drinnen nach draußen. Ist Pumpelchen gar nicht zuhause?

Werfen wir vorsichtig einen Blick um die Ecke, aber leise, wir wollen ja nicht stören. Was sehen wir denn da?! Da liegt doch Rumpelchen tatsächlich schlafend mit den Gänseblümchen auf dem Bauch in der aufgespannten Hängematte. Pumpelchen dagegen ist nicht vorhanden. "Na, Reisende soll man ziehen lassen", sagt ein Sprichwort, was erweitert bedeuten könnte, "und Schlafende nicht aufwecken!" Also ziehen wir uns zurück und suchen Pumpelchen im Garten.

Ich glaube, da brauchen wir nicht lange zu suchen. Ist die Stelle unter dem Apfelbaum nicht Pumpelchens Lieblingsplatz? Ja, da sitzt er auch. Er ißt einen Apfel. Dann noch einen und noch einen. Jetzt erhebt er sich. Ah, er hat zwei Körbe dabei. Nun beginnt Pumpelchen die vielen Äpfel, die in den vergangenen Tagen herunter gefallen sind, aufzulesen und sie vorsichtig in einen Korb zu legen. Einige dieser Äpfel haben dunkelbraune, faulende Stellen. Diese sortiert Pumpelchen aus. Er wirft sie in den anderen Korb.

Es dauert so seine Zeit, bis Pumpelchen alle Äpfel aufgelesen hat. Dann holt er sich den Rechen und harkt die losen Blätter und die Überreste manch eines verfaulten Apfels zusammen. Dieses wirft Pumpelchen in den Korb mit den schlechten Äpfeln und trägt ihn zum Kompost hinüber. Der Korb ist schwer und Pumpelchen hat gut zu tragen. Aber er schafft es. "Wenn Rumpelchen jetzt hier wäre, ginge alles leichter", denkt Pumpelchen.

Nach getaner Arbeit setzt sich Pumpelchen auf die grüne Gartenbank und holt sich einen Apfel aus dem Korb, der noch unter dem Apfelbaum steht und voller leckerer roter Äpfel steckt. Dieser Korb ist noch voller als derjenige, den Pumpelchen zum Komposthaufen getragen hat. Deshalb hat Pumpelchen ihn noch nicht zum Schuppen getragen.

Langsam sinkt die Sonne zum Horizont. Im Haus geht sogar schon ein Licht an. "Ich werde mich morgen um den Apfelkorb kümmern", denkt Pumpelchen, "jetzt höre ich mir erst einmal die Abendgeschichte an." So geht Pumpelchen zum Haus hinüber. Erst danach geht er zum Schuppen zurück, wo er übernachtet. Doch leider findet er da keinen freien Schlafplatz vor. Seine Hängematte ist belegt. Zuerst ist Pumpelchen ärgerlich, weil ihm sein Freund jetzt nicht nur die Freundschaft entzogen, sondern ihm auch noch seinen Schlafplatz weggenommen hat.

Dann aber, kurz bevor er Rumpelchen aus der Hängematte herausstupst, überlegt er, ob es nicht ein gutes Zeichen ist, wenn Rumpelchen hier im Schuppen ist. Zeigt das nicht, daß Rumpelchen auf ihn gewartet hat? Pumpelchen nimmt eine Pferdedecke und deckt seinen Freund vorsichtig zu, so daß dieser nicht aufwacht. Dann nimmt er sich noch eine weitere Decke und kuschelt sich auf zwei Ballen Stroh selbst in die Decke hinein. Mal sehen, was morgen ist, wenn beide Freunde erwachen.

5. September 2008

Gute Nacht