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GUTE-NACHT/2712: Wer baut das Amselnest? (SB)


Frau Amsel baut allein das Nest

Ich bin mal wieder am schuften, fliege nach Nistmaterial hin und her, während mein Amselmann seinen Balzgesang leise vor sich hinträllert. Er sagt, er könne mir so viel besser beim Nestbau helfen, indem er das Revier überwacht. Sobald Gefahr in Verzug ist, stellt er seinen Gesang ein und ich weiß Bescheid.

Vom Boden sammele ich das Nistmaterial mit meinem Schnabel auf und bringe es zum Nistplatz. Hier schaffe ich zuerst eine kleine Fläche. Besitzt diese Unterlage eine gewisse Festigkeit, forme ich eine Mulde für die Eier. Dazu hocke ich mich in die Mitte der Fläche und trete mit meinen Füßen das Nestmaterial nach oben. Dabei stütze ich mich auf die gespreizten Flügel auf. Wenn die Mulde fertig ist, kann ich aber noch immer nicht mit dem Eierlegen beginnen. Das Nest soll noch fester werden, denn es wird Regen und Wind zu überstehen haben. Darum sammele ich Erde oder Lehm. Beides brauche ich leicht feucht. Wenn es zu trocken ist, hält es nicht am oder im Nest. Dann befeuchte ich es selber mit etwas Wasser. Wenn eine harte Schicht entstanden ist, polstere ich das Nest aus.

Aller Anfang ist schwer. Erst nach zwei bis fünf Tagen ist das Nest so weit. Bis dahin bin ich schon um die dreihundet Mal hin und her geflogen und habe Material transportiert. Was ich da bevorzuge?

Natürlich besteht das Nest vorwiegend aus Zweigen. Daß ich feuchte Erde verwende, habe ich bereits berichtet. Was ich zusätzlich besorge, sind Moos, Gräser, manchmal auch Wurzeln und Rindenstücken. Aber ich verwende auch Dinge, die nicht in der Natur vorkommen. Die Menschen werfen ja so viel fort, das ich mir zu Nutze machen kann: Papier, Plastik, Stoff, Bänder und Holzwolle.

Jetzt habe ich aber genug geplaudert: "Tschiep, tschiep, tschiep!"

18. August 2008

Gute Nacht