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GUTE-NACHT/2584: Wie Max und Moritz im Häuschen am Hang (SB)


Wie Max und Moritz im Häuschen am Hang

Am Gründonnerstag werden von alters her grüne Speisen gegessen. Mandy hilft Hedda Grüne Soße zuzubereiten. Die Kartoffeln stehen schon auf dem Herd und werden in einer Viertelstunde fertig sein. Die Eier sind bereits gekocht und kühlen ab. Jetzt wird aus Saurer Sahne, Schmand, Essig und Öl, einem Spritzer Zitronensaft, Salz und Pfeffer die Soße zusammengerührt. In eine richtige Grüne Soße gehören jedoch noch allerlei grüne Kräuter wie Schnittlauch und Petersilie, Dill, Borretsch und Zitronenkraut. Hedda erzählt: "Früher hatten wir die Kräuter alle im Garten. Natürlich so früh im Jahr auch noch nicht. Manche Kräuter pflückten wir direkt von der Wiese, zum Beispiel Sauerklee, Wegwarte, Löwenzahn, Nesseln und Fetthenne. Denn was als Unkraut erklärt wird, kann oft gar gegessen werden oder besitzt sogar Heilkräfte. Es ist nur darauf zu achten, daß die Kräuter gut gewaschen werden und daß man sich gut mit ihnen auskennt, damit man nichts Giftiges pflückt."

Mandy berichtet: "Mama hat immer Kräuter auf der Fensterbank in Blumentöpfen stehen. Aber sie vergißt sie meistens zu gießen. Jetzt, wo sie allein ist, vertrocknen die Kräuter bestimmt."

Nicht oft läßt sich Mandy anmerken, daß sie ihre Mama vermißt. Hedda will Mandy trösten. Da aber kocht das Wasser der Kartoffeln über und Hedda kümmert sich gleich darum. Inzwischen rührt Mandy die geschnittenen Kräuter in die jetzt noch weiße Soße hinein, um sie grün werden zu lassen. "Wenn wir die Kräuter mit einem Mixer verkleinert hätten, wäre die Soße grasgrün geworden. Wenn die Kräuter nur mit dem Messer geschnitten werden, sieht die Soße ein bißchen wie Schnittlauchquark aus. Mir schmeckt die Grüne Soße so aber viel besser", sagt Hedda. Während Hedda jetzt den Tisch deckt, pellt Mandy die Eier. Dann heißt es: "Guten Appetit."

Die Grüne Soße mit den Kartoffeln schmeckt so gut, daß sich beide gleich noch einen zweiten Teller füllen. "Den Rest Saure Sahne essen wir morgen zum Frühstück", schlägt Hedda vor. Nach dem leckeren Abendessen strecken sich die beiden erst einmal aus.

"Jetzt liegen wir hier wie Max und Moritz, nachdem sie der Witwe Bolte die gebratenen Hühner mit einer Angel aus dem Schornstein stibitzten", findet Hedda. Mandy kennt die Witwe Bolte nicht. So holt Hedda ein Buch von Wilhelm Busch aus dem Regal und liest Hedda die Verse vor. Anschließend schauen sich beide noch die Seiten von der frommen Helene an, die Wilhelm Busch ebenfalls gezeichnet hat. Diese Seiten erinnern Mandy an die Karte, die sie vor ein paar Tagen von ihrer Mama erhalten hat. Sie zieht sie unter ihrem Kopfkissen hervor und zeigt sie Hedda. "Guck mal, ich habe auch eine fromme Helene", sagt Mandy und zeigt auf die Figur auf der Karte. Hedda liest vor, was auf der Karte steht: "Ich denk' so oft an dich!" Die kleine Figur in ihrem weiß-blau gestreiften etwas und den viel zu großen roten Clownsschuhen, den gelben Händen und dem Zopf, der wie ein einziges langes Haar aus einer Art Dutt am Hinterkopf herauswächst, wirft eine Flaschenpost ins Meer. Oups heißt die kleine Figur. "Ja, du hast recht!", findet Hedda, "sie sieht der frommen Helene sehr ähnlich."

Als Mandy an diesem Abend schlafen geht, holt sie noch einmal Mamas Karte unter dem Kissen hervor und sagt leise: "Ich vermisse dich auch! Gute Nacht, Mama."

20. März 2008

Gute Nacht