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GUTE-NACHT/2572: Zuckerdiebe im Häuschen am Hang (SB)


Zuckerdiebe im Häuschen am Hang

Bevor Mandy die Augen schließt, erinnert sie sich an die Geschichte von den beiden Zuckerdieben und daran, daß sie erst die eine Hälfte der Geschichte erfahren hat. Jetzt möchte sie, daß ihre Tante mehr von den beiden Brüdern erzählt.


*


Nach einem Streit hatten sich die Brüder getrennt. Der erste war zu einem Konditormeister gegangen und war dort trotz seines Diebstahls zu hohen Ehren gekommen und hatte sogar den Süß-nicht-die-süße-Sahne-Orden erhalten. Mit dem stibitzten Zucker, den ihm sein Meister als Lohn überließ, begab sich der Ordenträger nun wieder auf Wanderschaft. Er wollte in seine Heimat zurückkehren und dort leckeres Zuckerzeug herstellen.

In der ersten Nacht konnte er in einer Herberge übernachten. Dort richtete man ihm ein Bett und er bekam auch zu essen. Als er am nächsten Tag seine Zeche begleichen wollte, schickte er sich an, mit einer kleinen Menge seiner Zuckerkristalle zu bezahlen. Da aber die Wirtsfrau gerade vom Abwaschen feuchte Hände hatte, lösten sich die Zuckerkörnchen in ihrer Hand auf und sie schrie das ganze Haus zusammen, wie er es wagen könne, sie so herein zu legen. Da sie, wenn sie keine Entschädigung erhielte, die Gendarmen holen würde, überließ er ihr seinen Süß-nicht-die-süße-Sahne-Orden und konnte nun die Herberge ungehindert verlassen.

Zwar hatte er jetzt noch die Zuckerkristalle und wußte um ihre Beschaffenheit, aber er hatte kein Geld wieder am Ende des Tages in einer Herberge einzukehren. So blieb ihm nichts anderes übrig, als in einer Scheune am Wegesrand zu schlafen.

Auch wenn er dachte, er sei allein, so war ihm doch jemand gefolgt. Dieser Fremde meinte es nicht gut mit ihm. Er wollte den Wanderer in der Nacht überfallen und ausrauben. Denn er hatte gesehen, wie dieser seine Habe, und das waren kleine Kristalle, durch die Finger gleiten ließ.

Als der Wanderer endlich schlief und laut schnarchte, kam der Fremde näher. Er wußte, wo er den kleinen Beutel zu suchen hatte und griff sogleich nach diesem. Das war ein Fehler, denn der Schläfer hatte nur so getan, als wäre er in einen tiefen Schlaf gefallen. Jetzt zerrten die beiden Männer aus zwei Richtungen an dem Beutel. Da keiner der beiden den Schatz aufgeben wollte, riß der Beutel in der Mitte entzwei und die kleinen glitzernden Kristalle fielen hinab durch das Heu. Hier gab es kein Wiederfinden des Zuckers. Es wäre der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gleich gekommen. Die beiden Fremden rauften noch weiter und beschimpften sich, bis sie an dem Klang der Stimmen erkannten, daß sie sich nicht wirklich fremd waren. Gerade da fiel das Mondlicht durch das Scheunenfenster und beleuchtete ihre Gesichter.

"Mein Gott, das bist ja du. Das hätte ich nicht gedacht." Zuerst freuten sich die beiden Brüder, sich wiedergefunden zu haben und der Streit von damals war vergessen. Doch dann ärgerten sie sich über den Verlust der Kristalle und ein neuer Streit entbrannte. Davon wurden beide so müde, daß sie einschliefen.


*


"Was geschah dann?", möchte Mandy wissen. Hedda erklärt: "Der Mond schien noch eine Weile in die Scheune hinein und was sah er da?" Mandy zuckt mit den Schultern. Hedda erklärt: "Eine ganze Mäusefamilie kam herbei und sah das Glitzern einzelner Kristalle zwischen dem Heu. Noch niemals hatten sie so etwas gesehen. Deshalb glaubten sie alle Kristalle zusammen, die sie unter dem Heu nur finden konnten. Für die kleinen Mäuse war das kein Problem. Die kleinen Kristalle bargen sie und brachten sie in ihre Höhle. Doch das ist eine andere Geschichte. "Erzähl doch!", bittet Mandy und Hedda gibt sich geschlagen.


*


Eine der Mäuse wollte die Kristalle im Maul nach Hause tragen und erkannte, daß die Kristalle wenn sie mit Feuchtigkeit in Berührung kamen, schmolzen und sehr süß schmeckten. Der Maus gefiel dieser Geschmack so gut, daß sie keinem der anderen Mäuse verriet, was es mit den Kristallen auf sich hatte.

Die Kristalle wurden in der Höhle verstaut und keiner wußte so recht, was sie damit anfangen sollten, bis auf die eine Maus. Immer wenn die anderen schliefen, naschte sie an den Kristallen bis keine mehr übrig waren. Die Mäuse hatten das Abnehmen des Zucker gar nicht bemerkt, denn Blätter verbargen die Kristalle.

Leider hatte das Verschwinden des Zuckers auch für das Mäuschen Nachteile. Es wußte nämlich nicht, daß das Schlecken von Zucker ohne sich die Zähne zu putzen, diesen schadet. So hatten die Mäusezähnchen Löcher bekommen und das schmerzte sehr.

Bald kam heraus, daß das zuckerschleckende Mäuschen zu einem Dieb geworden war. Die anderen Mäuse schlossen nun den Mäusedieb aus ihrer Gemeinschaft aus.

Traurig und mit Löcher in den Zähnen, zog das Mäuschen von dannen.

6. März 2008

Gute Nacht