Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2550: Die Rettung von Nili Manela - Coco kehrt zurück (SB)


Coco kehrt zurück

Bereits der zweite Monat des neuen Jahres war angebrochen. Damit lag Weihnachten schon eine Weile zurück. Aber immer noch hofften Nili, Schilda, Emilia und Coco, daß ihre anderen Freunde vielleicht doch noch zurückkommen würden. Es war nicht schön hier im Kaufhaus. Aber es war ihr Zuhause.

Mit einer Lieferung für den Weihnachtsverkauf waren sie aus der unfreundlichen Fabrik in einem großen Karton ins Kaufhaus angeliefert worden. Sogleich kamen sie in die Spielzeugabteilung und wurden dort in die Regale gepackt. Kein Kuscheltier glich dem anderen, obwohl sie alle dem gleichen Schnittmusterbogen entsprungen waren. Doch sie unterschieden sich durch die Wahl der Stoffe, Kulleraugen und Haare oder Fellstückchen, die für ihre Fertigung gebraucht worden waren. So waren sie im Grunde gleich, aber dennoch total verschieden. Eigentlich waren sie Kissen mit Tierköpfen - zumindest dachten dies die großen Leute. Kinder erkannten jedoch sogleich, daß die kuscheligen Wesen, die da in den Regalen saßen, jedes für sich etwas Besonderes war.

Inzwischen waren von den hundert Kuschelkissen nur noch vier Tiere übrig geblieben. Die Vier waren das Nilpferd Nili Manela, die Schildkröte Schilda von Wittenwurz, Eselin Emilia London und der Pandabär Coco von Weißnichtwohin - kurz gesagt: Nili, Schilda, Emilia und Coco.

Als die ersten der hundert Kuscheltiere verschwanden und immer mehr ihrer Art über den Ladentisch gezogen wurden, grübelten die anderen doch, wohin sie wohl geraten würden. Alle sahen, wie die Verkäufer sie aus den Regalen nahmen und sie dann in eine unangenehm riechende Tüte stopften. "Wo werden wir hingeraten?" fragten sie sich. "Was ist, wenn es uns dort wo wir landen nicht gefällt?" Da hatte Nili die Idee: "Dann kommen wir einfach wieder hierher zurück." Bisher war noch keines der Kuscheltiere wieder zurückgekommen - außer Coco.

Ja, Coco war zurückgekehrt, aber nicht freiwillig. Ihm hatte es sehr gut unter dem beleuchteten Weihnachtsbaum gefallen. Dann aber kamen die Kinder zur Bescherung. Was war das für eine Enttäuschung. Hatte Coco doch so gehofft, wie die anderen Spielsachen in die Arme genommen zu werden. Leider fand das Mädchen, für das Coco bestimmt war, gar keinen Gefallen an dem kleinen Bären.

"Ich wollte eine Puppe, eine die stehen kann", schimpfte das Mädchen. Die ganzen drei Tage wurde Coco überhaupt nicht beachtet. Er hockte unter dem wunderschönen Weihnachtsbaum und war tottraurig. Nach dem Fest wurde Coco dann in das Kaufhaus zurückgebracht. Zuerst wollte die Verkäuferin den kleinen Kerl gar nicht wieder annehmen, denn er hatte Flecken auf seinem weißen Pelz. "Den habe ich hier so gekauft. Meine Tochter hat ihn nicht einmal angerührt", sagte die Kundin. So war es leider auch gewesen, aber etwas Wachs war von den Kerzen am Baum heruntergetropft und hatte Cocos weiß-schwarzes Fell bekleckert. Das rote Wachs wollte gar nicht wieder abgehen. Da die Kundin nicht locker ließ, gab die Verkäuferin schließlich nach und setzte Coco zurück zu den übrigen Kuscheltieren ins Regal. Vorsichtshalber schob sie den kleinen Pandabären mit seinem Wachsfleck ganz nach hinten ins Regal. So geschah es, daß ihn kaum einer der Kunden entdeckte. Erst als sich die Regalreihen lichteten und der Frosch, die Giraffe, der Hund und die Katze, das Häschen und der Fuchs das Kaufhaus verlassen hatten, gelangte auch Coco wieder in das Gesichtsfeld der Kunden. Doch einen Panda mit einem roten Fleck wollte keiner kaufen. Nun waren nur noch vier der Kuscheltiere übrig geblieben.

Eines Tages bekamen die Vier ein Gespräch zweier Verkäufer mit. "Wann werden wir diese vier Kuschelkissen endlich los?" sagte der eine Verkäufer, "sie hätten doch längst alle zu Weihnachten verkauft werden sollen." - "Ja, das sind echte Ladenhüter", meinte die Verkäuferin, "wir sollten sie zum Schlußverkauf etwas billiger auszeichnen. Dann werden wir die Vier sicher auch noch los."

Nach Ladenschluß, als kein Mensch sich mehr zeigte, berieten Nili, Schilda, Emilia und Coco, was sie davon zu halten hatten. Sie kamen zu dem Schluß, daß sie nicht auch noch auseinander gerissen werden wollten. Lieber wollten sie gemeinsam ihr ganzes Leben hier in diesen mit künstlichem Licht beleuchteten Räumen verbringen. Aber sie wollten nicht getrennt werden. Sie schlossen sich zu einer Bande zusammen. Das Wichtigste würde sein, sich ein gutes Versteck zu suchen, wo sie tagsüber nicht zum Verkauf standen. Nach dieser Entscheidung, suchten sie nach dem Versteck und fanden es in einer altertümlich ausschauenden Standuhr. Hier würde bestimmt keiner der Verkäufer so schnell nachschauen.

Endlich in ihrem Versteck, schliefen die vier Freunde ein.



9. Februar 2008

Gute Nacht