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GUTE-NACHT/2412: Miranda liebt Äpfel (SB)


Die letzten Tage des Sommers scheinen vorbei. Aber das findet Miranda gar nicht so schlimm. Wenn jetzt der Herbst an der Reihe ist, wirft der Wind wieder jede Menge Äpfel vom Baum. Darauf freut sich Miranda schon das ganze Jahr. Heute hat der Wind sogar jede Menge Äpfel vom Baum gefegt. In eine Kiste liest Miranda die Äpfel ein. Als sie die Kiste in die Küche trägt, nimmt sie ein Klopfen wahr. Sie schaut sich um, kann den Ursprung des Klopfens aber nicht ausmachen. Erst als sie wieder in die Kiste mit den Äpfeln blickt, erkennt sie, wer da klopft. Was der Apfel ihr wohl sagen will?


*


Der klopfende Apfel

Die Bauersfrau hatte bereits alle Äpfel in ihren Korb gelesen, da trug sie ihn aus dem Garten auf den Hof. Hier stellte sie den Korb ab, um ihn später mit den anderen Kisten voller Salat, Möhren und Kohl in die Stadt zum Markt zu fahren. Jede Woche einmal brachte sie ihre Erträge dort hin und verkaufte sie. Manchmal kamen einige Obst- und Gemüseteile wieder zurück, aber meistens verkaufte sie alles.

Das letzte Mal hatte sie nur noch einige wenige Äpfel übrig. Bis auf einen hatte sie diese alle selber aufgegessen. Schließlich besagt ein chinesisches Sprichwort, daß es gesund erhält, jeden Tag einen Apfel zu essen. Und die alten Chinesen mußten es ja wissen.

Nun war nur noch ein Apfel übrig geblieben, den versteckte die Bauersfrau unter den anderen, noch frischer aussehenden Äpfeln. Irgendeinem dieser Stadtleute würde sie ihren alten Apfel schon mit in die Tüte stecken und verkaufen.

Bevor es aber losging zum Markt, hatte die Bauersfrau auch noch die selbstgemachte Marmelade einzupacken. Sie ging also in die Küche, während die Kiste mit den Äpfeln weiter auf dem Hof stand. Hier quälte sich gerade ein schöner roter Apfel unter den anderen noch etwas grüneren Exemplaren hervor.

"Macht mal bitte Platz", sagte der rote Apfel, "ich habe nicht vor, hier zu bleiben. Ich mache mich nämlich aus dem Staub, bevor mich irgendeiner auffrißt." Manch einer der anderen Äpfel konnte sich nur wundern. Waren sie nicht alle zum Aufessen geschaffen? War das nicht der Sinn ihres Lebens, auf dem Markt zu landen, gekauft und verspeißt zu werden?

"Da habe ich aber andere Pläne", sagte der Apfel, "wollt ihr nicht mitkommen? Ich will erst einmal die Welt erkunden." Zwei der kleineren Äpfel schlossen sich ihm an. Die drei Äpfel hatten Glück. Gerade noch rechtzeitig bevor die Bauersfrau wieder auf dem Hof stand, hatten sich die drei in die Büsche geschlagen. Erst verhielten sie sich still. Als die Bauersfrau aber mit dem Einladen der Kisten und Kartons beschäftigt war, rollten sie in die andere Richtung los, kullerten einen Abhang hinunter und genossen ihre Freiheit.

27. August 2007

Gute Nacht