Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

ADVENT - ERZÄHLT/001: Große Aufregung in der Weihnachtsmannwerkstatt (SB)



Große Aufregung in der Weihnachtsmannwerkstatt


Der Weihnachtsmann schläft. Ein Wichtel weckt ihn - Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

"Wach auf! Aufwachen, los, mach schon!", aufgebracht zupfte und zerrte Tovje am Ärmel des Nachtgewandes und erntete ein launisches: "Mmmgrrrgru, laß mich in Ruh!" - "Nein, das kann ich nicht, nicht heute, nicht jetzt. Du musst sofort aufstehen. Wir haben alle verschlafen, alle!" Langsam bewegte sich die dicke, enorm große Bettdecke. Dann blinzelten zwei dunkle Augen müde unter dem Kopfkissen hervor: "Warum machst du so einen Lärm, Tovje? Was ist passiert?" - "O je, das sagte ich doch bereits, wir haben alle verschlafen. Kein einziger ist bei der Arbeit, kein einziges ...", Tovje wurde von einem lauten Riesenseufzer unterbrochen.

"Nein, was redest du da?! Das kann nicht sein? Es ist doch noch ganz warm, richtig warm, es kann doch noch kein Winter sein!", behauptete der nun endlich aufgewachte Weihnachtsmann. "Doch, so glaub mir doch, es ist schon Dezember und kein einziges Geschenk ist fertig! Die armen Kinder, dieses Jahr werden sie ein trauriges Weihnachtsfest erleben", schniefte der Wichtel.

Endlich! Jetzt hatte der Weihnachtsmann verstanden. Er warf die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Rasch zog er seinen Hausmantel und seine Pantoffel an, setzte die dicke Fellmütze auf, nahm sie sofort wieder ab und steuerte eiligen Schrittes auf die Werkstatt zu. Hier herrschte eine heimelige Stille. Nichts und niemand regte sich. "Tovje, geh und wecke sie alle auf. Wir müssen uns sofort an die Arbeit machen. Und sag auch Elstchen Bescheid, sie möchte sich gleich auf den Weg zur Weihnachtspost begeben und von dort die gesamten Wunschzettel herbringen!"

Tovje rannte von einer Stube in die nächste und rief in jede seinen Weckruf: "Wacht auf, wacht auf! Geschwind, geschwind, hurtig, eilig, schnell - aber ein bisschen dalli, wenn 's geht!" Danach eilte er zu Elstchens Stube und weckte auch sie. Als sie die Augen aufschlug, berichtete er ihr kurz, was geschehen war und dass sie die Weihnachtswunschzettelpost abholen möchte.

Wichtel vor den Schlafräumen - Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

"Gut, ich mache mich sofort auf den Weg", versprach sie, hüpfte aus ihren vielen Kissen und Decken und kleidete sich in Windeseile an. Dann hastete sich los. Er sah ihr nach, bis sie am Abhang die Leiter hinunter kletterte, über die sie ins Tal gelangte. Tovje wunderte sich beim Anblick der grünen Landschaft. Warum hatte es noch nicht geschneit? Merkwürdig. Sehr merkwürdig! Grübelnd trottete er über das müde Gras zur Werkstatt.

Mittlerweile herrschte dort rege Betriebsamkeit. Eifrig sammelten die Wichtel ihre Werkzeuge zusammen. Bald waren die Tische mit Sägen, Hämmern, Hobeln, mit Sandpapier, Klebstoff, Nägeln, Nadeln und Faden bedeckt. Ein Tisch aber unterschied sich von den anderen. Er war nicht aus Holz, sondern aus glänzendem Metall. Darauf lagen verstreut winzige Schräubchen, kleinste Schraubenzieher und allerlei Merkwürdigkeiten herum. Hier hatte Lasse es sich bequem gemacht. Er lugte über den Rand seiner enorm großen Brille, die ihm fast schon bis zur Nasenspitze gerutscht war, und grinste Tovje an. "Hallo, alles bereit?", erkundigte Tovje sich bei Lasse, der von allen gerne auch "Meister der Schräubchen" genannt wurde. Lasse war zuständig für die Herstellung von den brandneuen technischen Geräten, die einige Kinder sich wünschten. "Jo, jo", tönte seine tiefe Stimme, dann lachte er und kramte in dem Schraubenberg herum.

Wichtel Lasse, der Meister der Schräubchen - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Tovje verließ die Werkstatt und fand sich alsbald wieder beim Weihnachtsmann ein. "Was mag geschehen sein? Irgendwie fühlt sich alles falsch an." Dann nahm er seine Mütze ab und legte sie neben sich auf den Hocker. "Die ist mir richtig heiß auf den Ohren", erklärte er.

"Und dass wir alle so lange tief und fest geschlafen haben, das ist doch sehr merkwürdig, nicht einer ist ...", ergänzte der Weihnachtsmann und sah Tovje skeptisch an, "nur du bist wach geworden?" - "Ich hatte einen Alptraum, der war so schrecklich, dass ich aufgeschreckt bin. Ich träumte, dass nie wieder Schnee fallen wird. Ich habe überall nach dir gesucht, aber ich konnte dich nirgends finden und alles sah ganz anders aus, als sonst. Als ich endlich aufwachte, war ich ziemlich durcheinander. Zuerst habe ich auf unseren Weihnachtskalender geschaut und konnte es gar nicht fassen. Der zeigte schon Dezember an. Du kannst mir glauben, mir wurde heiß und kalt gleichzeitig, weil ich dachte ich hätte als einziger verschlafen. Sofort lief ich in die Werkstatt, aber niemand war dort. Dann bin ich zu dir gelaufen, um zu sehen, ob du noch da bist. Du glaubst nicht, wie ich mich freute, dich in deinem Bett zu sehen!" - "Oh, armer Tovje, das war ein grausiges Erwachen. Aber eines steht fest - hier stimmt etwas nicht!"

Plötzlich wurde Tovje ganz unruhig: "Müßte Elstchen nicht schon lange wieder zurück sein? Der Weg den Hang hinab bis zur dicken Eiche ist doch gar nicht so weit. Sie braucht doch nur einmal in den Baum zu klettern, die Wunschzettel einzupacken und sich auf den Heimweg machen", sorgte sich der kleine Wichtel.


Tovje in der alten Eiche - wo ist Elstchen?

"Du hast recht, Tovje! Du solltest ihr entgegen gehen und nachsehen, warum sie so lange unterwegs ist!" Mit diesen Worten schickte der Weihnachtsmann Tovje los. Der rannte den Weg zum Hang, kletterte geschwind hinab, hastete weiter bis zur dicken Eiche und krabbelte in den Stamm hinein. Drinnen war es dunkel! Drinnen war es still! Niemand war zu hören oder zu sehen! "Was geht hier vor?", wunderte sich Tovje. Ihm war ganz mulmig zumute. Er lauschte, schnupperte und rief so laut er konnte: "Elstchen, Elstchen, wo bist du?"

Keine Antwort. Alles blieb still. Jetzt geriet der kleine Wichtel in Panik. Vor lauter Angst konnte er sich nicht mehr bewegen und fühlte sich ganz elend. Was sollte er nur tun. Er holte tief Luft und brüllte aus Leibeskräften: "Elstchen, wo bist du? Antworte mir, bitte!"

"Hier, hier bin ich", piepste eine Stimme ganz leise und zaghaft. Tovje tapste vorsichtig im Schummerlicht der Eiche in die Richtung, aus der er die Laute vernommen hatte. Da lag sie am Boden, auf losem Heu und Stroh. Sie setzte sich auf und reckte sich verschlafen. "Tovje, was machst du denn hier? Ich wollte gerade die Wunschzettelpost einsammeln und zurückgehen." - "Aber Elstchen, es ist schon so viel Zeit vergangen, dass wir uns Sorgen gemacht hatten. Deswegen bin ich dir hinterher gelaufen, um zu sehen, was mit dir geschehen ist!"

"Gar nichts, ich bin bloß so müde, weiß gar nicht warum ..." Noch während sie das sagte, fiel sie auch schon wieder in tiefen Schlummer. "O je, hier stimmt etwas ganz und gar nicht!", dachte Tovje bei sich. Er bettete Elstchen wieder auf das Heu und suchte nach einer Laterne, fand sie auch an der Ausgabestelle für die Wunschzettelpost. Er nahm ein Streichholz aus der Schachtel und entzündete die Kerze darin.

Tovje sucht Elstchen in der Eiche - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Nun konnte er wenigstens die Stube im Inneren der Eiche untersuchen. Aber hier schien sonst alles in Ordnung zu sein. Die Post lag schon abholbereit in einem Sack. Gerade überlegte Tovje, wie er das schlafende Elstchen und den Postsack den Hang hinauf schleppen sollte, da hörte er eine kräftige, kratzige Stimme über sich: "Ich kann dir sagen, was hier passiert ist!" Tovje schaute sich um und leuchtete den Stamm hinauf. Dann erkannte er ganz deutlich die Eule, die im oberen Teil der Eiche ihr Zuhause hatte. "Ja, oh, bitte, ja, erzähl mir alles, so schnell du kannst", bat er den Vogel.


Die Eule weiß Bescheid ...

"Also, schön. Frerk war hier und hat sich wirklich alle Mühe gegeben, das kannst du glauben ...", begann die Eule. "Wer ist das, ich kenne keinen Frerk?" - "Nun, das ist der neue Zauberlehrling", erklärte die Eule geduldig. "Ich habe unserem guten, alten Zauberer Kra gleich geraten, einen anderen zu nehmen, aber es fand sich sonst niemand, der Zauberlehrling werden wollte. So hat Kra ihn denn aufgenommen. Bald schon stellte sich heraus, dass Frerk zwar alles gut meint und sich bemüht, aber leider nie richtig zuhört. Das letzte Mal, als ich mit Zauberer Kra sprach, war er sogar richtig begeistert von seinem neuen Schüler und gleichzeitig besorgt, weil er immer Worte wegläßt. Aber er sei sehr begabt und sicher wird aus ihm einmal ein mächtiger Zauberer. Ja, das sagte er", endete die Eule.

"Ja, gut und schön, aber was ist denn nun eigentlich geschehen? Was hat Frerk damit zu tun, dass Elstchen so müde ist, dass kein Schnee liegt, dass wir verschlafen haben und dass die Kinder nun vielleicht gar keine Geschenke zu Weihnachten bekommen, weil wir viel zu spät dran sind?" Tovje war richtig sauer. "Eben alles. Er hat mit all dem zu tun. Er hat einen Zauber ausgesprochen, den er niemals hätte aussprechen dürfen! Nur weil er mal wieder nicht zugehört hat, ... ich sagte ja bereits ... ?"

"Und was machen wir jetzt? Wie können wir den Zauber wieder rückgängig machen?" - "Wir?", lachte die Eule, "wir können das bestimmt nicht!" - "Frerk, dann muss der das machen! Weißt du, wo er gerade steckt?", wollte Tovje wissen, doch die Eule schüttelte den Kopf. Sie wusste es nicht.

"Kra, dann müssen wir eben Zauberer Kra finden, schließlich ist er der Meister, er wird Rat wissen und helfen können", schlug Tovje nun vor. "Bitte, Eule, finde ihn und sage ihm, was geschehen ist", flehte der kleine Wichtel. "Bin schon weg", raunte die Eule und flog davon. Ob sie wohl etwas erreichen würde? Vielleicht fand sie den Zauberer Kra gar nicht, oder erst nach Weihnachten. Tovje sorgte sich und ging im Kreis herum. Ihm war ganz schlecht. Darum beschloss er, mit dem unsinnigen Herumlaufen aufzuhören und einfach abzuwarten. Schließlich setzte er sich neben Elstchen und hielt ihre Hand. "Hier muss dieser merkwürdige Zauber ganz schön stark wirken - ich bin auf einmal ganz schrecklich müde", dachte er, ließ sich neben Elstchen ins Heu fallen und schlief ein.


Beim Zauberer Kra
Die kunterbunte Hütte des Zauberers mit Blätterdach - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Nach langem Suchen fand die Eule endlich die Hütte von Zauberer Kra. Das war nicht leicht, denn sie sah von außen immer anders aus. Außerdem stand sie oft an den merkwürdigsten Orten.

Großes Vogelnest. Auf dem Rand steht die Hütte des Zauberers - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Die Eule klopfte an die Tür, wurde hinein gebeten und berichtete dem Zaubermeister Kra von dem Unglück, das über das Land hereingebrochen und was sonst noch alles passiert war. Zauberer Kra hatte noch gar nichts von all dem bemerkt. Er war so vertieft in seine Bücher und hatte seine Hütte schon längere Zeit nicht mehr verlassen.

"Und, verehrte Eule, warum kommst du nun zu mir?" - "Na, ja, also, dein Lehrling, also, ich habe Frerk zufällig dabei gesehen, wie er sich im Zaubern übte. Er sprach einen Spruch, ich habe natürlich nichts verstanden und habe mir noch gedacht, der ist aber fleißig. Na, ja, und dann veränderte sich alles. Es wurde warm, der Schnee fiel nicht aufs Land und die Wichtel und der Weihnachtsmann schliefen tief und fest und viel zu lange. Na, ja, so denke ich, dass Frerk all das mit seinem Zauber bewirkt hat", endete die Eule ihren Bericht.

Aufmerksam hörte der Zauberer der Eule zu. "Es wäre schon möglich, immerhin kann er schon ziemlich viel. Hmmm", grummelte Kra, "nur habe ich leider keine Ahnung, wo Frerk jetzt sein könnte? Er hat sich schon seit längerer Zeit nicht mehr hier blicken lassen." - "Kannst du uns denn nicht helfen, du bist doch Zaubermeister?", bat die Eule. "Ganz gewiss könnte ich das, aber das werde ich nicht tun!" Mit offenem Schnabel starrte die Eule ihn ungläubig an.

"Ja, so ist das. Frerk ist der Lehrling und das bedeutet, dass er es selbst wieder in Ordnung bringen muss. So steht es geschrieben. So war es schon immer. Alles andere wäre nicht richtig!", beharrte Kra. Etwas enttäuscht verließ die Eule die Hütte, breitete ihre Schwingen aus, flog in einem großen Bogen hinauf in die Lüfte und richtete ihre Augen mit scharfem Blick auf Boden, Sträucher und Bäume. Aber erst als sie in die Nähe einer riesigen Buche gelangte, vernahm sie ein leises Schluchzen. Sie setzte sich auf einen der oberen Äste und blickte sich um.

Hierhin also hatte sich der Zauberlehrling verkrochen, weil er sich schämte und hoffte, dass Kra seinen Fehler nicht bemerken würde. Was hatte er nicht alles schon versucht, um alles ungeschehen zu machen. Aber es wollte ihm nicht gelingen. So saß er in dem Astloch in den oberen Zweigen der Buche wie ein Häuflein Elend und schniefte vor sich hin.

"Du bist Frerk, nehme ich mal an", begrüßte die Eule den Zauberlehrling. Frerk hob den Kopf, wischte mit dem Ärmel seine Tränen ab und schaute die Eule verwundert an. "Ja, der bin ich", sprach er laut und kräftig. Sie sollte nicht merken, dass er traurig war. "Ich soll dich zu Kra, dem Zauberer, bringen und das sofort. Es duldet keinen Aufschub!"

Frerk erschrak, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. "Gut, ich werde mich alsbald auf den Weg machen." - "Nein, das dauert zu lange. Steig auf meinen Rücken und halte dich gut fest - wir fliegen zum Zauberer!", befahl die Eule und Frerk traute sich nicht, zu widersprechen. Er kletterte aus dem Astloch, hielt sich an dem Flügel der Eule fest und krabbelte auf ihren Rücken. Kaum dass er das geschafft hatte, erhob sie sich.


Ein Eulenflug zum Zauberer

Der Wind zerzauste Frerks Haar und zupfte an seinem Hut. Es dauerte nicht lange und die Eule setzte zur Landung an. Unten stand Kra und blickte ihnen entgegen. Er sah gar nicht freundlich aus, eher streng oder böse. Die Eule machte kurz vor Kra auf einem Ast halt und Frerk rutschte hinunter. Er blieb, halb versteckt unter ihrem Flügel stehen. Etwas ängstlich lugte er darunter hervor.

Der Zauberlehrling versteckt sich unter dem Flügel der Eule - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Es kam, wie es kommen musste. Kra rief ihn zu sich. Er winkte ihn in seine Hütte, verabschiedete sich von der Eule und wünschte ihr einen guten Heimflug. Der Zauberer wartete noch, bis sie sich in die Luft schwang, zog dann die Tür hinter sich zu und setzte sich an den großen Tisch, auf dem ein dickes, schweres Buch lag. "Du kannst dich ruhig hinsetzen, da auf den Hocker." Frerk drehte sich und setzte sich, fühlte sich aber sehr unbehaglich. "Ich wollte, ich habe, ich dachte ...", stotterte er leise, weil er eine gehörige Standpauke erwartete. Kra unterbrach ihn: "Ich weiß, du bist neugierig und voller Tatendrang. Das ist gut so, sei mutig und bemühe dich stets voranzukommen."

Großer Rabenvogel. Der Zauberer hat die Gestalt des Vogels angenommen - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Erstaunt sah Frerk seinen Meister an, der unmerklich wieder die Gestalt einer Krähe angenommen hatte. In der fühlte er sich am wohlsten, das wusste Frerk. "Ich verrate dir etwas, als Zauberer wirst du Dinge tun, die noch nie jemand zuvor getan hat, die total ungewöhnlich sind, manchmal sehr unheimlich, aber immer ganz anders, als alles, was du kennst. Um das zu lernen, musst du wirklich mutig sein. Ich gebe dir einen guten Rat. Sei nicht zufrieden, falls dir etwas glückt, gräme dich aber auch nicht all zu lang, wenn du einen Fehler gemacht hast. Sei lieber darauf bedacht, den Fehler nicht zu wiederholen. Sieh, was du verbessern kannst, um das zu erreichen, was du dir vorgenommen hast. Das ist das Geheimnis!"

Frerk starrte seinen Meister mit offenem Mund an. So ernst und so viel hatte er noch nie mit ihm gesprochen. "Na, was ist mit dir, hast du nicht gehört was ich dir gerade gesagt habe?" - "Doch, doch, jedes Wort ..." Frerk wollte noch weiter reden, aber sein Meister hob den Flügel und stoppte ihn. "Leider hast du ein großes Problem. Du hörst einfach nicht zu! Du bist so ungeduldig, hörst einfach nicht bis zu Ende zu. Und nun siehst du selbst, was für ein Unglück du damit heraufbeschworen hast." - "Ja", flüsterte Frerk verlegen.

"Gut, aber nun genug geredet, an die Arbeit. Ich sage dir jetzt die Formel, die deinen Irrtum wieder in Ordnung bringt, höre diesmal ganz genau zu. Du darfst nicht eine Silbe vergessen!" Der Zauberer sprach einen langen, langen, nicht enden wollenden Spruch aus. Diesmal prägte Frerk sich jedoch jedes Wort genau ein. Das war gar nicht so einfach, nein, es war sogar unglaublich schwierig! Aber er strengte sich mächtig an und so kam es, dass es kalt und kälter und endlich Winter wurde im Land!

"Toll! Siehst du, du kannst es", lobte ihn sein Meister. Frerk ließ sich keine Zeit, um stolz auf sich zu sein, sondern trat nun, durch das Lob ermutigt, mit einer Bitte an den Zauberer Kra heran: "Da es doch nun schon viel zu spät ist und die Wichtel es eigentlich gar nicht mehr schaffen können, all die Geschenke herzustellen ..., könnte ich da nicht ein wenig nachhelfen ...?" Vorsichtig blickte er zu Kra hinüber, weil er sich nicht sicher war, ob er seinem Meister gleich mit einer Bitte kommen konnte. Doch Kra klappte seinen Schnabel auf und zu, was einer Zustimmung gleich kam. Dann aber ermahnte er Frerk, diesmal gleich ganz genau auf seine Worte zu achten.


Es wird kalt in der Werkstatt

Der Weihnachtsmann machte sich unterdessen große Sorgen. "Warum kommen die beiden nicht zurück, zum Kuckuck noch mal, was ist da los? Ich kann doch nicht noch jemanden losschicken, der dann vielleicht auch nicht wiederkehrt, nein, nein", schimpfte er. Missmutig schritt er in seiner Stube auf und ab, versuchte dabei einen klaren Gedanken zu fassen und eine Lösung für dieses Problem zu finden. Aber es gelang ihm nicht. Während er nun so auf und ab schritt, begann er zu zittern. Seine Zähne klapperten gegeneinander und er zog seinen Hausmantel fester um sich. Er fror entsetzlich. Als er das merkte, rief er: "Ich friere, ich friere, ja, wirklich, mir ist bitterkalt." Dann riss er die Stubentür auf und brüllte lauthals in die Werkstatt: "Juhuu, juhuu, ich friere, Leute, merkt ihr es auch, es ist kalt, eiskalt, juhuu, nun wird es Winter, nun wird auch Schnee fallen ..." Alle Wichtel in der Werkstatt hatten das natürlich auch schon festgestellt. Sie bibberten und zitterten, zogen sich Mützen auf, ihre Jacken und Stiefel an und begannen vor Freude um die Tische zu tanzen.

Vor der Weihnachtsmannwerkstatt hockt die Eule - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick


Tovje und Elstchen wachen auf

In der dicken Eiche erwachten auch Elstchen und Tovje. Sie sprangen auf, schnappten sich die Wunschzettel und krabbelten aus der Eiche. Gras und Sträucher waren von Reif bedeckt. Kalte, eiskalte Luft wehte ihnen ins Gesicht und die ersten dicken, weichen Schneeflocken tanzten munter umher. Sie hüpften vor Freude in die Höhe. Dann aber erschraken sie. "Wieviel Zeit mag wohl vergangen sein, wie lange haben wir geschlafen? Ist Weihnachten schon vorbei?", grübelte Elstchen laut vor sich hin. "Komm Elstchen, ganz gleich, was passiert ist, jetzt ist jedenfalls Winter und wir sollten uns sputen, in die Werkstatt zu kommen!"

Elstchen mit dem großen Sack voller Wunschzettel - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Gemeinsam trugen sie den schweren Postsack, hievten ihn den Hang hinauf und erreichten schließlich die Werkstatt des Weihnachtsmannes. Die beiden begaben sich direkt in seine Stube. Der Weihnachtsmann nahm den Postsack und schüttete die Wunschzettel auf seinen großen Tisch. "Oh", sagte er, "das sind aber gewaltig viele Wünsche." Etwas besorgt blickte er auf den Weihnachtskalender und sah, dass Heiligabend nicht mehr fern war.


Ein tosender, tobender Sturm

Auf einmal brauste ein gewaltiger, eisiger Wind über den Tisch, stob die Post auseinander, sog sie auf, wirbelte heftiger und heftiger, als wollte er die ganze Werkstatt hinwegfegen. Ein Toben und Tosen herrschte, dass es allen grauste. Voller Entsetzen hielten sie sich die Hände vors Gesicht. Dann purzelten sie auf den Boden, der eine über oder unter den anderen. Sie rappelten sich auf, griffen an die Tischkante, um sich festzuhalten und stützten sich gegenseitig, um nicht wieder hinzufallen. Doch genauso plötzlich wie der Sturm begann, hörte er auch wieder auf. Ganz schnell war es wieder still. Tovje, Elstchen und der Weihnachtsmann blieben stocksteif stehen. Sie trauten sich gar nicht hinzusehen, denn sie erwarteten nach so einem heftigen Sturm nur noch Trümmer vorzufinden. Mutig tastete Tovje sich zur Tür der Werktstatt, stieß sie auf und war auf das Schlimmste gefasst. Einer nach dem anderen öffnete seine Augen - dann sahen sie die Bescherung!

Alles war total aufgeräumt, kein Schaden war entstanden. Nein, etwas ganz anderes war geschehen. Alle Geschenke waren fertig, nicht nur fertiggestellt, sondern auch wunderschön verpackt in buntem Papier mit Schleifen. In der ganzen Werkstatt strahlte, funkelte und glitzerte es.

Drei kleine gelbe Sternchen - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

"Das ist ja, das ist ja, das kann ich gar nicht glauben, ein Wunder ...", stammelte der Weihnachtsmann. Alle freuten sich, sangen Lieder und feierten mit heißer Schokolade und Keksen ein gemütliches Fest. Dann wurden die Rentiere angespannt und der große Schlitten mit all den Geschenken beladen. Wenn einer von euch zufällig draußen vor der Weihnachtsmannwerkstatt gestanden hätte, so hätte er sicherlich das erleichterte und fröhliche Lachen der Wichtel und des Weihnachtsmannes hören können. Vielleicht hätte er sogar den kleinen Zauberlehrling entdeckt, der zufrieden und froh auf dem Holzstoß vor der Werkstatt hockte.

Zauberlehrling Frerk sitzt auf dem Holzhaufen vor der Werkstatt - © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

7. Dezember 2013